210 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1942.
nachstehenden Tabelle 5 verzeichneten Daten über die Farben des dunklen
Segmentes gelten für einen Sonnentiefenbereich von 3 bis 4°, Dieser Bereich
wurde aus dem Grunde gewählt, daß nämlich einerseits die Farben hier am
klarsten und deutlichsten sind bei einer maximalen Inten-
sität des Erdschattens, zum andern aber auch, weil die
Farben zeitweilig stark von der Sonnentiefe abhängig
zu sein scheinen.
In 4,2% aller Beobachtungen befindet sich im Tage-
duch der Vermerk: „Farben auffallend leuchtend“. Ver-
gleichen wir diese Farbangaben mit denen anderer
Beobachter, so finden wir in den meisten Fällen die
Bezeichnung „aschgrau“ (von Bezold, Pernter-Exner).
Pechuel-Lösche gibt die Farbe nach Beobachtungen
an der Loango-Küste als tiefindigofarben an (nach
Kießling, Untersuchungen über Dämmerungserscheinungen 1888). Gruner weist
auf das Auftreten blauvioletter Töne im Hochgebirge hin. Nach unseren Aufzeich-
nungen scheinen auch grüne Farbtöne nicht selten vorzukommen, und zwar vor-
wiegend bei mittleren oder geringeren Sonnentiefen. Es ist immerhin denkbar,
daß diese grünlichen Töne lediglich als Kontrasterscheinung zu einer besonders
f{arbenreichen und roten ersten Gegendämmerung zu erklären sind (Komple-
mentärfarben!). Es ließe sich dann auch deuten, weshalb grüne Töne vorwiegend
bei mittleren Sonnentiefen auftreten, weil nämlich zu dieser Zeit die erste
Gegendämmerung ein Intensitätsmaximum aufweisen kann, Allerdings kommen
auch einige Tage vor, an denen die Gegendämmerung besonders schwach ist
und an denen der Erdschatten doch grüne Töne erkennen läßt. Es ist aber
ein Solcher Zusammenhang keineswegs als unmöglich von der Hand zu weisen.
v4 Die Klärung dieser Fragen bedarf noch umfang-
intensitäte = ®
a " reicher Beobachtungen.
Weiter soll noch kurz auf die Intensitäts-
verhältnisse hingewiesen werden, die ebenfalls an
Hand. einer einfachen Skala geschätzt wurden,
wie es sich aus der Tabelle 6 ergibt.
Zu dieser Tabelle ist zu erwähnen, daß darin
nur die Augenblicke der besten Sichtbarkeit eines
jeden Abends erfaßt sind. Dieser Zeitpunkt tritt
gewöhnlich scheinbar bei Sonnentiefen um 3 bis 4° ein, wo auch die Farben am
deutlichsten ausgeprägt sind. Bei den gleichen Sonnentiefen schien auch nach dem
oben Gesagten die relative Schwankungsgröße ein geringfügiges Minimum aufzu-
weisen, Es mag in diesem Zusammenhang an die Untersuchungen von Dember und
Uibe erinnert werden, nach denen sich eine wechselnde Entfernung des Schatten-
randes vom Beschauer ergab (nach Jensen im Handbuch der Physik, Bd. XIX,
S. 150), mit einem Maximum der Entfernung bei
rund 3.5° Sonnentiefe.
Über diescheinbare Begrenzung des Erd-
schattenbogens wurden ebenfalls regelmäßig
Aufzeichnungen gemacht, deren Ergebnisse in
Tabelle 7 zusammengefaßt sind.
Danach wurde die obere Begrenzung des
dunklen Segmentes in den meisten Fällen als
unscharf und verwaschen empfunden, und nur in sehr wenigen Fällen zeigte sich
eine sehr scharfe Grenze. Auch hier tritt uns wieder die Tatsache entgegen,
daß die Begrenzung des Erdschattens bei Sonnentiefen zwischen 2° und 4°
am schärfsten erscheint.
In der folgenden Übersicht sind die Zusammenhänge zwischen der Intensität
und der Schärfe der jeweils zugehörigen Begrenzung des Erdschattens ver-
zeichnet, abgeleitet aus 20 sicheren Reihen.
Erste und zweite Gegendämmerung, Unter der ersten Gegendämmerung
wird jener rote Schein verstanden, der sich bei Sonnenuntergang am östlichen