204 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1942.
dieser Zahl nämlich 0.028 gr/ecm?; Callendars Angabe, umgerechnet auf das-
selbe Maß, ist 0.03 gr/cm?* Erdoberfläche.
Zu diesen Zahlen fügt Callendar folgende Kommentare hinzu. Er räumt
ein, daß das Meer einen absehbaren Anteil der verbrannten fossilen Brennstoffe
absorbieren sollte, wogegen die Zahlen aber angeben, daß trotzdem offenbar all
dieses Kohlendioxyd in der Atmosphäre verblieben ist. Als wahrscheinlichste
Ursache hierzu nimmt Callendar die überaus langsame Vertikalzirkulation im
Ozean an, denn es ist nur die dünne, etwa 1.3% des ganzen Wasservolumens
umfassende Kontaktschicht, welche schnell in Austausch mit der Atmosphäre
gelangt. Die Zeit, welche notwendig ist, um das ganze Volumen des Wassers
durch diese Oberflächenzone passieren zu lassen, wird zu mehreren tausend
Jahren geschätzt. Auch ist die Tensionsdifferenz noch klein. Bei weiterer
Steigerung wird die Aufnahmegeschwindigkeit erhöht. Der Umstand, daß die
beobachtete CO,-Steigerung in der Atmosphäre etwas größer ist als der ange-
gebene Betrag der industriellen Verbrennung, wird damit erklärt, daß die meisten
CO,-Analysen aus der temperierten Zone der nördlichen Halbkugel mit der
reichsten Industrie stammen. Wäre die industrielle Kohlensäure gleichmäßig
auf die ganze Erdkugel verteilt gewesen, so wäre die Zahl auch etwas niedriger,
Die Ausführungen Callendars nebst seiner Zahlenzusammenstellung wirken
im ganzen einleuchtend, Die einzigen umfassenderen Meeresgebiete, welche längere
Zeit CO, absorbieren und deren Oberfläche zudem durch Herabsinken in die
Tiefe beständig erneuert wird, sind die arktischen und subarktischen sowie die
entsprechenden der südlichen Halbkugel. Die Geschwindigkeit des Tensions-
ausgleiches fördernd wirkt auch das Herabsinken der Luft gegen die Polardecke,
so daß die ganze Luftmasse von unten nach oben in Berührung mit beständig
erneuertem Wasser kommt. Daß die Luft hierbei wirklich ihren ganzen Über-
schuß bis zum Gleichgewicht mit dem Wasser abgeben kann, sahen wir an den
Spitzbergenbeobachtungen.
Callendars Annahme findet eine Stütze in den vom Verf, beobachteten
Tensionsverhältnissen im Nordatlantischen Ozean im Sommer 1935, Die mittlere
CO,-Tension im offenen Ozean zu dieser Zeit betrug 2.8.107* Atm., die der
Atmosphäre 3.14. Beide waren mit demselben Apparat von Krogh-Rehberg
gemessen. Ein physikalischer Grund für die Differenz der beiden Werte, etwa 0.3,
konnte nicht angegeben werden, und da das Wasser an Sauerstoff fast genau
gesättigt war, war auch keine biologische Einwirkung erkennbar. Beachten
wir aber, daß die Wassertension 2,8 sehr nahe übereinstimmt mit dem mittleren
CO,-Gehalt der Atmosphäre Ende des vorigen Jahrhunderts, nach Callendar
etwa 2,9, so können wir annehmen, daß der Wert der Wassertension die gegen-
seitige Gleichgewichtslage von Atmosphäre und Meer im Laufe der vorher-
gehenden Zeiten anzeigt, und daß der 1935 gefundene höhere Wert in der
Atmosphäre und damit die Differenz zwischen diesen beiden auch als ein
Merkmal der in den letzten Jahrzehnten enorm gesteigerten Kohleverbrennung
angesprochen werden kann. Erkennen wir Callendars Annahme als richtig an,
so können wir aus ihr auch einen Beleg dafür entnehmen, daß das ursprüngliche
Überwiegen der CO,-Konsumption in der Uratmosphäre, welche zu einer Abnahme
des CO,-Gehaltes führte, schon früher aufgehoben worden war und wirklich zu
einem mittleren Gleichgewicht der jährlich zugeführten und entnommenen Mengen
geführt hatte. Denn der jetzige Zustand ist erstens durch den entgegengesetzten
Vorgang, Überwiegen der CO,-Produktion, gekennzeichnet, mithin aus einem
Passieren durch die Gleichgewichtslage hervorgegangen; zweitens ist die heutige
atmosphärische CO,-Tension gerade so viel höher als die atmospärische und
vielleicht auch die mittlere Meerestension 35 Jahre früher, wie der durch die
Kohleverbrennung zugeführten Menge entspricht.
In Zukunft wäre dann zu erwarten, daß der CO,-Gehalt weiter stiege. Im
selben Maße als dies geschieht, nimmt aber die mittlere Tensionsdifferenz Atmo-
sphäre— Meer und damit auch die Absorptionsgeschwindigkeit des Wassers zu,
bis ein dynamisches Gleichgewicht erreicht ist, bei welchem das Wasser die
Kohlensäure ebenso schnell absorbiert als sie erzeugt wird. Wie hoch der