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Full text: 70, 1942

202 Annalen der Hydrographie uud Maritimen Meteorologie, Juli 1942, 
kam er zum Schluß, daß das Meer im Mittel niedrigere Tension hätte und so 
dauernd CO,-aufnehmend wäre!). Mit Hilfe der von Chr. Bohr in Kopen- 
hagen bestimmten Invasions- und Evasionskoeffizienten, welche besagen, wieviel 
CO, unter dem Einfluß einer gewissen Druckdifferenz in der Zeiteinheit durch 
die Einheitsfläche ins Wasser eintritt bzw. aus ihm austritt, berechnete er, daß 
daß das ganze Areal des Weltmeeres in einem Jahre etwa 1'/,mal die Menge 
CO, aufnimmt, die die industrielle Verbrennung jährlich produziert; hierbei 
setzte er voraus, daß die Tensionsdifferenz nicht mehr als 0.1-107* Atm, betrüge. 
Er folgerte weiter, daß, wenn die CO,-Produktion größer als der Verbrauch 
wird, in kürzester Zeit die Druckdifferenz so groß werden muß, daß der Über- 
schuß so schnell aufgenommen wird wie er entsteht. Indessen hat sich später 
gezeigt, einerseits, daß der Austausch allerdings mit erkennbarer Geschwin- 
digkeit vor sich gehen kann, andererseits aber, daß für die Zeitdauer des Aus- 
gleiches einer mittleren Tensionsdifferenz im Hinblick auf die gesamte Atmo- 
sphäre und das gesamte Weltmeer ganz andere Umstände entscheidend sind als 
die Invasions- bzw. Evasionsgeschwindigkeit. Einige praktische Erfahrungen 
seien erwähnt, welche ein qualitatives Urteil über die Zeitdauer der Abgabe bzw. 
Aufnahme gewähren, beginnend mit der Tatsache, daß Schütteln von Luft und 
Wasser in einer Flasche das CO,-Gleichgewicht in einigen Minuten herstellt. 
Im Anfang des Sommers 1935 war im Gebiete des Nordatlantischen Ozeans 
zwischen England und Boston, USA., die atmosphärische Tension im Mittel 
0.4-107*% Atm, höher als die des Seewassers, Ende des Sommers war der CO;,- 
Gehalt der Luft unverändert, die Tension des Wassers war bis auf eine Differenz 
von 0.1-107% gestiegen. Die Luftmassen, die über das Wasser zogen, wurden 
natürlich beständig erneuert. Das Wasser ist weniger beweglich und die Durch- 
mischung mit unteren Schichten war offenbar minimal, So dauerte es den ganzen 
Sommer, bevor die Oberfläche den atmosphärischen Wert erreichte. — Es sei 
an die schon erwähnte Tatsache erinnert, daß dies auch von unten her in 
kürzester Zeit, z. B. durch einen stärkeren Sturm oder Konvektion geschehen 
kann. Das ist aber keine Austauschfrage,. — Dafür, daß die Luft sich durch 
CO,-Abgabe sehr schnell auf die Wassertension einstellt, erhalten wir einen 
Beleg durch die beschriebenen Änderungen der CO,-Gehalte der arktischen Luft 
bei Spitzbergen 1936, wo die Luft am südlichsten Beobachtungspunkte (Abb. 3) 
die Tension des Wassers im Treibeise 1.5 offenbar in höchstens ein paar Tagen 
erreicht hatte. Die nördlicheren Punkte, welche kürzere Zeit in Berührung mit 
diesem Wasser gewesen waren, hatten höhere Tensionen. Die Luft am süd- 
lichsten Punkte war ja aber, nachdem sie den Wert 1.5 erreicht hatte, auch 
schon vielleicht. einige Stunden mit Wasser von höherer Tension in Berührung 
gewesen. Dieser Einfluß hatte aber noch nicht Zeit gehabt. sich geltend zu 
machen, 
C.G. Rossby®) sprach die Vermutung aus, daß sich für das CO, der Luft, 
welche eine Zeitlang über das Wasser zieht, ein Gradient ausbildet, gemäß einer 
von ihm für die Luftfeuchtigkeit aufgestellten Theorie, nach welcher der 
Feuchtigkeitsgehalt proportional dem Logarithmus der Höhe über dem Wasser- 
spiegel abnimmt, auf CO, angewandt natürlich, wenn die Tension in der Luft 
die höhere ist, mit umgekehrtem Vorzeichen, Auf Anregung Prof. Rossbys 
wurden zur Prüfung der Theorie auf einer Terminfahrt an Bord des Forschungs- 
schiffes S/S. „Atlantis“ des Ozeanographischen Institutes in Woods Hole unweit 
New York am 7. Juli 1935 in den Höhen 0.3, 1.5, 4, 8, 30 m über der Wasser- 
Mäche Luftpipetten gefüllt und vom Verf. in Woods Hole analysiert, Das 
Resultat sehen wir im Diagramm (Abb. 4), wo die Höhe in logarithmischer 
Skala angegeben ist. Die Beobachtungswerte passen sich dem linearen Verlaufe 
wenigstens ebensogut wie die aus Feuchtigkeitsbeobachtungen gewonnenen an. 
Noch eine zweite Serie wurde genommen, Die meteorologischen Bedingungen 
waren aber diesmal für die Prüfung der Theorie ungeeignet. Beim ersten Versuch 
11 Kroghs Werte waren auf dem größten Teil der Strecke niedriger als die des Verf. 1935 im 
Nordallantischen Ozean, stimmen aber mit Verf, in den arktischen Gebieten 1936 überein. — 
3 Mündlich mitgeteilt.
	        
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