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Full text: 70, 1942

Buch, Kurt: Kohlensäure in Atmosphäre und Meer, 199 
Wasser auf 31°, verdünnt worden wäre. Daß auch Abweichungen von diesem 
schematisierten Verlauf vorkommen können, ist naturgemäß. Sie drücken dann 
das Vorhandensein anderer Eingriffe aus, also würden z.B. erhöhte über der 
Kurve liegende Werte Auftrieb von CO,-reichem Tiefenwasser, unter der Kurve 
photosynthetischen CO,-Verbrauch andeuten. Aber auch andere Faktoren können 
einwirken, z. B. die Luftkohlensäure, 
Weiter wurde untersucht, ob diese stetige Tensionsabnahme gegen Norden 
einen Einfluß auf die Atmosphäre erkennen ließ. Dies geschah durch Vergleich 
der Tensionszahlen mit den auf derselben Reise ausgeführten Luftkohlensäure- 
analysen. Es zeigte sich, daß der Kohlendioxydgehalt an der norwegischen Küste 
hoch, mehr als 3 war, wogegen die arktische Luft meist niedrige Werte aufwies. 
Der Übergang war ziemlich scharf, Am Südende von Spitzbergen wurde merk- 
würdigerweise ein Minimum angetroffen, wo der Kohlensäuregehalt denselben 
Wert hatte, wie die Wassertension im nördlichsten Beobachtungspunkt, nämlich 1.5. 
[n der ganzen Kohlensäureliteratur wurde nur ein einziger ähnlich niedriger 
Wert gefunden, nämlich in einer Luftprobe der Charcotexpedition analysiert von 
Muntz und Laine in den antarktischen Gewässern in 69.3° südl. Breite mit 1.447. 
Die Analysen dieser For- 
scher gelten als besonders 
zuverlässig. Weiter nach 
Norden stieg der CO,-Ge- 
halt wieder, um im nörd:. 
lichsten Punkt einen ziem- 
lich normalen mitteleuro- 
päischen Wert zu besitzen, 
Zur Deutung der Verhält- 
nisse wollen wir uns des be- 
kannten Schemas der Luft- 
zirkulation über dem Atlan- 
tischen Ozean von Bjerknes 
bedienen (Abb. 2). Nach 
diesem befindet sich die 
arktische Luft in den 
höchsten Breiten mehr 
oder weniger dauernd in 
herabsinkender Bewegung. 
Diese Luft kommt natur- 
gemäß von Süden her und 
besteht trotz mannigfal- 
tiger Einmischungen von 
anderen Luftarten, teilweise 
aus ursprünglicher ther- 
misch umgewandelter Pas- 
satluft, welche über die 
Aquatorialgebiete gezogen ist. Von dieser wissen wir ja nach den vorhin schon 
arwähnten Beobachtungen der Deutschen Atlantischen Expedition, daß sie 
kohlendioxydreich ist. Wir sind deshalb auch berechtigt anzunehmen, daß die 
Luft, welche zur Polardecke herabsinkt und sich über dieselbe ausbreitet, 
verhältnismäßig reich an CO, ist. Man kann nun annehmen, daß das Polar- 
eis, welches den mittleren Teil der Decke aufnimmt, nicht wesentlich CO 
absorbieren wird, weshalb wir erwarten können, daß der CO,-Gehalt, solange 
die Luft hier verweilt, hoch verbleiben wird. Von Interesse wäre es, diese Ver- 
hältnisse bei einer Nordpolfahrt im Luftfahrzeug prüfen zu können. Sobald die 
Luft aber in Berührung mit dem offenen Meere kommt, dessen Tension, wie wir 
sahen, sehr niedrig ist, setzt die Absorption von seiten des Meeres ein, Wir 
können aber dann, wenn der Wind aus nördlicher Richtung kommt, nicht 
erwarten, die niedrigsten Gehalte unmittelbar bei der Eisgrenze zu finden, 
sondern erst weiter nach Süden, nachdem die Luft eine Zeitlang mit dem Wasser 
Abb. w. Schema der Luftzirkulation über dem Atlantischen 
Ozean nach Bierknes.
	        
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