Portig, W.: Die Jahresmittel der Temperaturreihe von Prag. 159
Spiel beginnt von neuem. Das geschlossene Bild dieser Erscheinung wird etwas
durch P, gestört; ferner ist zu beachten, daß die Kurve der Jahresmittel im
18jährigen Zyklus nicht symmetrisch zu den Extremen ist, daß vielmehr einem
raschen Temperaturanstieg eine langsame Abkühlung folgt. Daher sind auch die
Flächen positiver und negativer Anomalie in Abb, 6 nicht kongruent,
Nach Fertigstellung dieser Rechnungen wurde ich von Kollegenseite darauf
aufmerksam gemacht, daß die Astronomie eine rund 18 Jahre lange Periode
kennt, die „Saros“- oder „Chaldäische“ Periode, die etwas genauer 18 Jahre und
11 Tage lang ist. In dieser Zeit geht der Mond je 19mal durch den auf-
steigenden und absteigenden Knoten, so daß in dieser Zeit — solange andere
Störungen nicht die Verhältnisse ändern — in 18 Jahren 38 Mond- und Sonnen-
finsternisse zu erwarten sind. . Oder wenn man eine Sonnenfinsternis beobachtet
hat, wird man in 18 Jahren und 11 Tagen eine ähnliche beobachten können.
Es lag nun nahe, zwischen der gefundenen 18jährigen Periode und der Saros-
periode Zusammenhänge zu vermuten. Zu diesem Zweck wurden sämtliche
Knotendurchgänge des Mondes in der ganzen Zeitspanne von 1775 bis 1940
überschläglich berechnet und in ein Schema eingetragen, das völlig dem der
Abb. 6 entspricht. Man bekommt dabei Bänder, die von links unten nach rechts
oben verlaufen, was also qualitativ auch den Temperaturanomalien entsprechen
würde, Diese Bänder laufen aber wesentlich schräger als die Temperatur-
anomalien, so daß der Zusammenhang durchaus fraglich erscheint. Um die
Frage ihrer Lösung weiter entgegenzuführen, wurde dieser summarische Ver-
gleich verfeinert, indem nicht mehr die Mittelwerte über die gesamte Epoche
betrachtet wurden, sondern nur die gleichnamigen Monate, in denen ein Knoten-
durchgang stattfand. Infolge der 11 Tage Verschiebung, die in jeder Periode
auftreten, tragen diese Monate nicht Jahreszahlen, die sich alle gegeneinander
um 18 oder ein Vielfaches davon unterscheiden. Vielmehr kommen häufig zwei
aufeinanderfolgende Jahreszahlen vor (denn wenn in 18 Jahren 11 Tagen
19 gleichsinnige Knotendurchgänge stattfinden, dann ist der Abstand von einem
zum nächsten rund 346 Tage, d.h, 19 Tage weniger als ein Jahr). Es ist aber
bekannt, daß gleichnamige Monate aufeinanderfolgender Jahre meist nicht die
gleiche Anomalie haben. Und so wurde auch hier keinerlei Gleichheit in dem
Verhalten dieser gleichnamigen Monate mit Knotendurchgang gefunden. Mit
dieser Feststellung ist allerdings nur bewiesen, daß kein direkter Zusammenhang
zwischen dem’ Durchgang des Mondes durch seinen Knoten und der Mitteltempe-
ratur des Monats, in dem dies Ereignis eintritt, besteht. Das ist auch durchaus
plausibel. Womit aber in keiner Weise bewiesen ist, daß die Sarosperiode keinen
kausalen Zusammenhang mit der hier gefundenen 18jährigen Periode aufweist.
Analysiert man das längste zur Verfügung stehende Temperaturmaterial, die
Reihe der kalten und strengen Winter®), nach einer 18jährigen Periode, so findet
man in 600 Jahren eine Phasenverschiebung von zwei Jahren, was einer
Periodenlänge von gerade 18 Jahren 11 Tagen entsprechen würde. Die Wahr-
scheinlichkeit dafür, daß tatsächlich ein Zusammenhang zwischen P,3 und dem
Mond besteht, ist also gar nicht einmal so sehr klein. Fortsetzung folgt.
Kleinere Mitteilungen.
1. Nautisches Jahrbuch. Das von der Deutschen Seewarte herausgegebene
Werk „Nautisches Jahrbuch oder Ephemeriden und Tafeln
für das Jahr 1943 zur Bestimmung der Zeit, Länge und Breite zur See
nach astronomischen Beobachtungen“
ist im Verlage von Broschek u. Co, Hamburg 36, Große Bleichen 36/52, soeben
erschienen. Das Buch wird den Reichs- und Staatsbehörden sowie den Wieder-
verkäufern bei unmittelbarer Bestellung zum Preise von 1.50 RM je Stück vom
Verleger geliefert. Im Buchhandel ist das Buch zum Preis von 2 RM je Stück
zu beziehen. Schriftwaltung.
F, Kratochwill, Über kalte und strenge Winter in Mitteleuropa. Met. Zsch. 1940, S. 420.