152 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1942,
verhältnismäßig regelmäßigen, wesentlich steileren Anstieg überleitet, der dann
wieder zum Maximum führt. Wir sehen also hier rechnerisch die Ergebnisse
bestätigt, die wir im vorigen Abschnitt aus dem bloßen Bild der ausgeglichenen
Temperaturkurve gewannen,
In Abb. 3a sind außer der Kurve noch kleine Pfeile eingetragen. Diese
Pfeile .zeigen, wann die in Abschnitt A ausführlicher behandelten sieben kältesten
und sieben wärmsten Jahre eingetreten sind. Und zwar bedeuten die von oben
nach unten weisenden Pfeile die außergewöhnlich warmen, die von unten nach
oben weisenden Pfeile die außergewöhnlich kalten Jahre. Dabei zeigt sich, daß
alle extremen Jahre mit
Ausnahme von zwei war-
men in die warme Hälfte
der P;g fallen. D.h, also,
daß gerade die kältesten
Jahre in warme Epochen
aingebettet sind! Zu-
nächst zeigt dieser Fall
mit aller Deutlichkeit,
ein wie großer Unter-
schied zwischen der
Betrachtung einzelner
Jahre und der größerer
Epochen besteht. Die
einzelnen sehr kalten
Jahre, die teilweise so
viel zu kalt waren, daß
sich unzählige meteoro-
logische (und auch wirt-
schaftspolitische) Arbei-
ten damit befaßt haben,
waren doch nicht so kalt, daß sie sich gegenüber den milden Jahren ihrer
Nachbarschaft im Mittel von nur 11 Jahren durchzusetzen vermochten. Die ihnen
ebenfalls entgegenstehenden zu warmen Jahre sind sowohl an Anzahl wie an
Betrag kleiner, so daß also tatsächlich die Mitteltemperatur der Epoche im
wesentlichen von den Jahren, die nur um vergleichsweise kleine Beträge vom
Normalwert abweichen, gestaltet wird.
Die Abb. 3a führt weiter zur Frage, ob vielleicht die Häufung sowohl
extrem warmer wie extrem kalter Jahre die gleiche Ursache hat. In der Tat
lassen sich sowohl die zu warmen wie auch die zu kalten Jahre durch verstärkte
Zirkulation erklären. Eine verstärkte ozeanische. Zirkulation führt zu sehr
milden Wintern und Übergangsjahreszeiten, Ein Beispiel dafür ist das Jahr
1934, für das die Großwetterlagen auf Seite 74 des laufenden Jahrganges dieser
Zeitschrift beschrieben wurden. Eine verstärkte kontinentale Zirkulation führt
dagegen zu besonders kalten Wintern (es wird daran erinnert, daß nach Ab-
schnitt A der kalte Winter das Jahresmittel bestimmt). Sowohl extrem kalte
wie extrem warme Jahre werden also durch die gleiche Erscheinung, die ver-
stärkte Zirkulation verursacht, die lediglich in zwei wesentlich verschiedenen
Spielarten auftritt. Wenn sich dann noch in Epochen verstärkter Zirkulation
die ozeanische als häufiger erweist, so ergibt sich ein Wechselspiel von extrem
kalten und extrem warmen Jahren, die durch milde Jahre miteinander zu einer
übernormal temperierten Epoche verbunden werden. Bei allgemein schwacher
Zirkulation fallen die Extreme schwächer aus, wobei als Gesamteffekt eine
negative Temperaturanomalie herauskommt. Nachdem wir gesehen haben, daß die
großen Veränderungen der Temperatur in überwiegend warmen Zeiten vor sich
gehen, wollen wir einen Schritt weitergehen und nachsehen, ob auch ohne besondere
Betonung der Extreme die Mitteltemperatur mit ihrer Streuung parallel geht,
Zu diesem Zweck bilden wir die Werte der mittleren Jahrestemperatur und
ihrer Streuung für je 15 Jahre. Der Zeitraum von 15 Jahren wird gerade