Jensen, Chr.: Strahlungsmessungen in Hamburg.
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Ausschlaggebende halten. Ganz abgesehen davon, daß nach Bartels!) die
magnetischen Charakterzahlen ein noch feineres Reagens auf die Intensität der
Sonnentätigkeit darstellen, erscheint es nach Dornos?) eingehenden und sorg-
fältigen Untersuchungen so zu liegen, daß die vermutlich Kondensationen des
Wasserdampfs auslösenden von der Sonne ausgehenden Kathodenstrahlen viel-
leicht gerade vor dem Sichtbarwerden der Flecken, d. h. bei Beginn der Eruption,
auftreten. Dies wurde auch durch verschiedene Beispiele belegt. Auch ist natür-
lich zu bedenken — siehe die Ablenkung der Korpuskularstrahlen durch das
erdmagnetische Feld —, daß nicht alle Orte von den Strahlen getroffen werden
und dies jedenfalls nicht gleichzeitig, und weiter, daß die nötigen Vorbedin-
gungen — Wasserdampf — für die Entstehung von Kondensationsprodukten vor-
handen sein müssen, — Zur Prüfung des atmosphärischen Reinheitsgrades lege
ich die von Spangenberg für acht in verschiedener Höhenlage befindlichen
Orte — Danzig, Breslau, Dresden, Schönberg, Observatorium am Taunus, Davos,
Hoch-Serfeus und Zugspitze — für die Jahre 1930 bis 1935 aus einem großen
Material auf 760 mm reduzierten und für m = 3 geltenden Ta zugrunde. Es
ergibt sich für 1930 ein Durchschnittswert von 2.78, für 1931 2.62, für 1932 2.65,
für 1933 2.64, für 1934 2.64 und für 1935 von 2.65. Abgesehen von 1930 mit
dem Ta== 2.78 sind die Unterschiede der andern Jahre nur gering. Ich habe
weiter versucht, etwas über die Durchsichtigkeitsverhältnisse an Hand der
neutralen Punkte der atmosphärischen Polarisation zu erfahren. Es liegen
einmal Messungen vor, die Herr Dr. S. Siegel in Hamburg-Alsterdorf auf meine
Veranlassung ausführte und deren Einzelreihen er mir freundlichst zur Ver-
fügung stellte. Es liegen mehr Beobachtungen des Aragoschen als des Babinet-
schen Punktes vor, so daß nur zwölf vollständige Doppelreihen für die zwischen
+ 4.5° und — 4,5° liegenden Sonnenhöhen verwandt werden konnten. Wegen
auffälliger Störungen mußten von diesen noch zwei ausgeschaltet werden. Nach
minimaler Ausgleichung ergeben sich folgende Werte:
Arago ‚....-
Bahinet ....
Sonnenhöhe
50° j.A01_950 _350
_„4.5°
ö 7 23.1
18,9
Es handelt sich hier um die Durchschnittswerte des 10. «.p, 21.1.p, 12.8. p,
13.3.p, 24.3.p, 5.7.p, 27.7.p, 5.8.p, 9.9.p und 11.9.p. Die Messungen vom
27.2.p und vom 1.3.p zeigen offenbar Störungscharakter; der Arago- Abstand
bei + 4.5° Sonnenhöhe ist noch reichlich hoch (24.3). Der Ba-Punkt wurde am 27. 2.
nicht verfolgt; am 1.3. ist für diesen nichts Anomales zu konstatieren. Für den
Arago-Punkt zeigen der 4.9.p, der 5.9.a und der 5.9.p auffällig hohe Ab-
standswerte bei positiven Sonnenhöhen, vor allem der 5.9.a (bei einer Sonnen-
höhe von 10.5° 29.5, bei einer solchen von 4.5° noch 28,1°. Eine gewaltige
Störung zeigt auch die Ba-Reihe vom 5.9.a. Eine deutlich ausgeprägte Störung
zeigt bemerkenswerterweise auch die Arago-Reihe vom 7.9.a und ganz beson-
ders die vom 9.9.a in Münster i. W.®*) Bei den entsprechenden Babinet- Reihen
fällt nichts Besonderes auf (am 7.9.a liegen allerdings nur einige wenige
Messungen bei kleineren negativen Sonnenhöhen vor). Bei den Messungen in
Münster fehlen allerdings bedauerlicherweise die Tage vor dem 11, 3., während
das sonstige Material erfreulich groß ist. Wenn auch die erwähnten Störungen
einen ganz anderen Charakter tragen, wie man ihn bisher zuzeiten stärkerer
Sonnentätigkeit kennt, so muß doch untersucht werden, ob ein zeitliches Zu-
sammenfallen besonderer Ereignisse auf der Sonne mit den genannten optischen
Anomalien stattfindet. Aus der Met. Ztschr. 1933, S. 149, ist zunächst zu er-
sehen, daß am 28. 2. 1933 der Eintritt eines größeren Tätigkeitsherdes auf
der sichtbaren Sonnenscheibe verzeichnet wurde. Die für Hamburg-Alsterdorf
erwähnte Arago-Störung war allerdings bereits am vorhergehenden Tage. Das
-) J. Bartels, Elektrische Nachrichten-Technik, Bd. 10, Sonderheft 1933, vor allem ab S. 23. —
?) C. Dorno, Beobachtungen der Dämmerung und von Ringerscheinungen um die Sonne 1911 bis 1917.
Veröff, d. Königl. Preuß. Met, Inst. 295, 1917, 80 u.f. — 3%) Der inzwischen verstorbene Professor
Dr. J. Plassmann hat viele Jahre hindurch in Münster mit vorbildlichem Fleiß die neutralen Punkte
verfolgt und mir einen großen Teil seines Beohachtungsmaterials zu gelegentlicher Ausnutzung überlassen.