Jensen, Chr.: Strahlungsmessungen in Hamburg,
115
bestimmten Transmissionskoeffizienten, indem er daraus in einem praktischen
Näherungsverfahren den Transmissionskoeffizienten für die Gesamtstrahlung
ableitete und auf diesen als Einheit die durch die selektive Absorption (Wasser-
dampf usw.) und die durch den Dunst hervorgerufene Lichtschwächung bezog.
In erster Annäherung würde danach der Trübungskoeffizient für die Gesamt-
strahlung angegeben, d.h. es würde bestimmt, wieviel molekular zerstreuende
Atmosphären die nämliche Lichtschwächung hervorrufen würden wie die jeweilig
tatsächlich gegebene Atmosphäre. Bezeichnet man die durch die molekulare
Lichtzerstreuung hervorgerufene Schwächung des von außen in die Atmosphäre
gelangenden Sonnenlichts mit a und die durch die zusätzliche Trübung bedingte
durch A, so würde A/a dem Trübungsfaktor entsprechen. Bei der endgültigen
Festlegung der für die Berechnung von Tg in Frage kommenden Formel war
es nötig, zu berücksichtigen, daß die Transparenzkoeffizienten (q) auch für reine,
trockene Luft nicht konstant sind, sondern daß sie mit abnehmender Sonnenhöhe,
d. h, mit zunehmender Luftmasse (m) wegen zunehmend stärkerer Ausschaltung
der leichter extinguierten kurzwelligen Strahlung mehr und mehr wachsen,
Ausgangspunkt für die Formel war daher die von ihm als erweiterte Lambert-
Bouguersche bezeichnete: I. = 1,-q. Es ist also der Index m‘ nötig. Die
am zweckmäßigsten für die Berechnung des Tg erscheinende Formel ist:
Ta= 2508 „log Tin -
m
Auf die weiteren, zunächst nicht zu umgehenden Voraussetzungen, wonach
u, a. die Extinktion des Dunstes in der nämlichen Weise mit zunehmender
Wellenlänge abnimmt wie die Molekularextinktion, kann hier nicht eingegangen
werden. Der interessierte Leser sei dieserhalb vor allem auf eine im Jahre 1935
von Hoelper!) erschienene Arbeit verwiesen.
Hartmann“) wies als erster darauf hin, daß man bei geeigneter Abänderung
(Solarkonstante usw.) den von Linke für die Gesamtstrahlung aufgestellten
Trübungsfaktor auch auf einzelne Spektralbezirke anwenden könne.
Daß in Wirklichkeit auch der Trübungsfaktor nicht völlig unabhängig ist
von der Sonnenhöhe bzw. der Luftmasse, war schon Linke nicht entgangen,
wenn er auch nicht weiter auf die Frage einging. Nicht zu verwechseln damit
ist der rein meteorologisch zu erklärende, mehr oder weniger ausgeprägte tägliche
Gang, über den für das Taunusobservatorium bereits im Jahre 1922 von ihm und
Boda berichtet wurde, Ja, die Verrechnung der von K, Ängström im Juni 1896
in Alta Vista (3250 m) durchgeführten Sonnenstrahlungsmessungen hatte ihm
schon damals gezeigt, daß auch in großer Höhenlage ein solcher besteht.
A, Wegener*®) scheint der Ansicht gewesen zu sein, daß in der Höhe der Stolz-
alpe (1200 m) die Luft so rein sei, daß sich jedenfalls kein ausgeprägter Tages-
gang des Ta zeigen dürfe, Er gibt zwei Reihen an, die sich erstens auf Messungen
vom 10, August und zweitens auf solche vom 17. bis 18. August 1925 beziehen. Er
weist auf die Konstanz der ersten Reihe hin, dabei beitonend, daß kein täglicher
Gang in Abhängigkeit von m zu konstatieren sei und daß die Reihe für die
Brauchbarkeit des Trübungsfaktors spreche. Was die zweite Reihe betrifft, so
macht er darauf aufmerksam, daß das Tg für kleine und große Sonnenhöhen
groß ist und ein Minimum bei mitileren Sonnenhöhen erreicht. Da seines Er-
achtens bei der hierfür in Frage kommenden Wetterlage ein täglicher Gang des
Ta, der als Folge einer reellen Schwankung des atmosphärischen Reinheitsgrades
aufgefaßt werden könne, schwer verständlich erscheine, so meint er, daraus den
Schluß ableiten zu dürfen, daß „das Linkesche Gesetz in diesem Falle abnorm
reiner Luft“ nicht völlig zutrifft, was allerdings schwer mit dem erwähnten Er-
gebnis aus Messungen in noch wesentlich größerer Höhenlage in Übereinstimmung
zu bringen sein dürfte.
‘) 0. Hoelper, Über die Durchlässigkeit der Atmosphäre für die Sonnenstrahlung, Zsch. f.
Geophys., Jahrg. I, 1924/25, 251—269, — ?) W. Hartmann, Trübungsfaktor für kurzweilige Sonnen-
atrahlung und atmosphärische Vorgänge, Met. Z. 1925, 337-—344, — %) A. Wegener. Messungen der
Sonnenstrahlung am Sanatorium Stolzalpe. Met. Z. 1926. 104— 106.