Siegel, S.: Über die Genauigkeit der Höhenbestimmung der neutralen Punkte usw. 107
Es muß jedoch hinzugefügt werden, daß damit die ungünstigen Bedingungen,
wie sie z. B. bei der Bestimmung des BNP stets auftreten, nicht dargestellt
werden. Andererseits wird die Genauigkeit der Höhenbestimmungen in solchen
Fällen, wo die Fransenenden ober- und unterhalb des NP fast zusammenstoßen,
wie es bei günstig gelegenen Beobachtungsstationen häufig festgestellt wird, größer
sein. Als Fehlermaß bei der Bestimmung des ANP unter mittleren Bedingungen
mag jedoch diese Größe Geltung haben. Beachtlich ist, daß dieser Schätzfehler
zrößer als der eigentliche Apparatfehler ausfällt!
Bei dieser Gelegenheit wurde auch versucht zu klären, ob die Einstellung
auf die Fransenenden oder auf Punktmitte günstigere Resultate ergibt. Zu
diesem Zwecke wurde jeweils 15mal eine Einstellung auf die untere und die obere
Endigung des künstlichen NP vorgenommen, Aus diesen Werten wurde jeweils
das Mittel gebildet und dieses als Meßwert weiter behandelt. Aus den Abweichungen
lieses so gewonnenen Meßwertes vom Mittelwert ergab sich:
f= 4; 0.19°, max, Abweichung = 0.289,
Daraus folgt, daß die Einstellung auf die Fransenenden mit größerer Ge-
nauigkeit möglich ist, als die Einstellung durch Abschätzen der Punktmitte,
was auch plausibel erscheint, da die Schätzung der Mitte zwischen zwei unscharfen
Begrenzungen sicherlich ungenauer ausfallen wird, als die Einstellung auf diese
Begrenzungen selbst!). Bei dem dargestellten künstlichen NP betrug die Brücken-
breite 1.7°, bei den in der Natur auftretenden größeren Werten der Brücken-
breite würde sicherlich der Vorteil der zweiten Meßart noch besser herauskommen.
3. Die standortbedingten Fehler,
Die unter 1. mitgeteilten Ergebnisse gelten alle für Beobachtungen auf
(estem Boden. Trotzdem wurde nach den Ergebnissen schon geraten, möglichst
für jede Beobachtungsreihe eine Reihe von Einstellungen auf einen festen Punkt
zwecks Kontrolle der Einstellgenauigkeit vorzunehmen, Dieser Rat wird zur
Forderung, wenn Messungen der NP vom Schiff, Ballon oder Flugzeug aus vor-
genommen werden, Vom Schiff oder Luftfahrzeug ist für diese Zwecke der
Horizont ein geeignetes Objekt. Es wird genau verfahren wie unter 1. be-
schrieben. Als Beispiel sei hier das Ergebnis mitgeteilt, das mit dem Magnalium-
jJuadranten gelegentlich einer Nordseefahrt mit der „Monte Rosa“ (14 000 t) bei
mäßiger Dünung gewonnen wurde. Es ergab sich:
f= +0.74°, wobei die max, Abweichung = 1.47%
betrug. Da für diesen Fall der apparatbedingte Fehler bekannt‘ ist, nämlich
(= +0.11°, ergibt sich für den standortbedingten Fehler für dieses Beispiel
f— 074 — 011 — + 0.632°
4. Konstante Instrumentalfehler.
Der Vollständigkeit halber seien auch noch die konstanten Instrumental-
fehler oder Indexfehler erwähnt. Diese sind für die Hauptfrage, welche der
vorliegenden Untersuchung zugrunde liegt, ob nämlich die Genauigkeit des
Jensenschen Quadranten ausreicht, um Einzelbeobachtungsreihen der NP unter-
suchen zu können, ohne Bedeutung. Sie sind dagegen sofort dann von Wichtig-
keit, wenn es sich darum handelt. die Beobachtungen zweier Stationen zu
vergleichen.
Indexfehler können am Jensenschen Quadranten leicht!?) eintreten, da die
Visiernadel durch geringe Verbiegung oder gelegentliche Erneuerung aus ihrer
Lage gebracht werden kann. Dann steht die Gerade zwischen Visierfaden und
Kopf nicht mehr senkrecht auf der Linie zwischen Alhidadendrehpunkt und der
4) Durch diese Feststellung wird nur ausgesagt, daß die Festlegung der Punkthöhe durch die
’eiden Einstellungsweisen mit verschieden großen Schwankungen der Einzeleinstellungen möglich ist,
Über die Genauigkeit der absoluten Höhenbestimmung der NP entscheidet dieser Versuch nicht, da
der physiologisch ebenfalls wirksame Umstand des verschiedenen Kontrastes der Streifen über und
anter dem NP nicht untersucht wurde. — 1!) Dieser Umstand war einer der Gründe, weshalb Jensen
lie gegenseitige Höhenlage der Punktwerte an verschiedenen Orten nur ungern als Kriterium für den
>ptischen Zustand der Atmosphäre betrachtete und dafür der Amplitude zwischen den Sonnenhöhen
zon + 5.59 bia — 0.5° den Vorzug gab.