Siegel, S.: Über die Genauigkeit der Höhenbestimmung der neutralen Punkte usw. 105
beide Punkte wirksam ist. Es ergibt sich die Frage, ob es sich hierbei um reelle
Schwankungen handelt, Zur Untersuchung dieser Frage ist die Kenntnis der
Meßfehler erforderlich, Diese wollen wir nun einer genaueren Analyse‘ unter-
ziehen, um zu entscheiden, wieweit mit dem Hilfsmittel des Jensenschen Pendel-
quadranten — der so bequem und handlich ist — gewissermaßen die Feinstruktur
im Gang der NP erkannt werden kann.
Die auftretenden Meßfehler haben offenbar folgende Ursachen:
ji. Apparatbedingte Einstellfehler (Reibung der Alhidade, Verschiebung
derselben vor dem Ablesen, Ungenauigkeiten, die aus der freihändigen
Handhabung des Gerätes resultieren).
Physiologisch bedingter Einstellfehler (Schätzung der Mitte der neutralen
Brücke bzw. Einstellung auf verschwindende Fransen).
Standortbedingte Ungenauigkeit (z. B. auf Festland, bei starkem Wind,
auf Schiffen, bei Ballon- oder Flugzeugbeobachtungen).
4. Konstanter Instrumentalfehler (Nullpunktfehler).
Die hier aufgezählten zusammengesetzten Fehlerursachen sollen im folgenden
näher untersucht werden.
1. Der apparatbedingte Einstellfehler.
Der Jensensche Quadrant hat den Vorteil, überall mitgeführt und leicht
verwandt werden zu können, Die einfache Konstruktion, verbunden mit der
freihändigen Handhabung, bedingen jedoch, daß der Einstellgenauigkeit Grenzen
gesetzt sind, Stellt man mit dem Gerät, so wie es auch bei der Beobachtung der
NP gemacht wird, auf einen festen Punkt ein, so kann aus der Streuung dieser
Werte der mittlere Fehler der Einzelmessung gefunden werden
2
zu®):
' [vv]
V a1)
wo f = der mittlere Fehler der Einzelmessung,
[vv] = Summe der Quadrate der scheinbaren Fehler (Abweichung der Einzel-
werte vom Mittelwert),
n — die Anzahl der Beobachtungen
bedeutet.
Führen wir diese Bestimmung des mittleren Fehlers der Einzelmessung für
die beiden von Busch und Jensen auf S. 300 in den Tatsachen und Theorien
mitgeteilten Wertereihen durch, die dort für die Güte der Messungen angeführt
sind, so ergibt sich für die erste Reihe:
f = + 0.26° max. Abweichung = 0.53°.
Für die zweite Reihe finden wir:
f = + 0.15° max. Abweichung = 0,31°,
Man erkennt schon hier, wie mit demselben Gerät verschiedene Genauigkeit
erreicht werden kann. Es spielen dabei, wie schon angedeutet, Wind, Kälte (wie
z. B. für Reihe 1) eine Rolle,. Der gewissenhafte Beobachter müßte eigentlich für
jede Beobachtungsreihe eine Anzahl von Einstellungen auf einen festen Punkt
machen, um einen Anhalt über die Genauigkeit zu erhalten, die an den jeweiligen
Maßtagen erzielt werden konnte,
Busch und Jensen weisen in ihrem Buch darauf hin, daß zwei Messungen
der ersten Reihe offenbar völlig unrichtig seien, die also verworfen werden
müßten. In der obigen Fehlerrechnung wurden dieselben beibehalten, weil es
bei der Bestimmung der NP, außer in ganz groben Fällen, kaum einen Anhalt gibt,
wonach man eine Einstellung verwerfen könnte, da jederzeit mit raschen Ände-
rungen der Punkthöhen gerechnet werden muß.
Wie verschiedenartig die Genauigkeit der einzelnen Apparate ist, kann durch
Vergleich der Fehler eines Ebonitquadranten mit denen eines Magnalium-
quadranten gezeigt werden. Es ergab sich:
Ebonit............., 1= +031° Magnalium .......... 1= 4 0.11°
max. Abweichung .... == 0.779 max, Abweichung .... = 0.179,
\ Siehe Kohlrausch, Praktische Phvsik. 17. Aufl. 1935, 8. 23.
Ann. d. Hydr. usw. 1942. Helft IV