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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Aprıl 1942,
$ 5. Einige kritische Bemerkungen.
Das Verfahren ist, vor allem auch im Hinblick auf seine ganz allgemeine
Begründung durch Betrachtung von Kurvenscharen, neuartig. Ein gewisser An-
klang an die Sehnenmethode der Standlinie, und zwar sowohl nach der Längen-
methode (Lehrbuch der Navigation von Meldau-Steppes, Aufl. 1935/1940, $ 107)
wie nach der Breitenmethode (ebda. $ 116) ist vorhanden, ebenso an die bereits
erwähnten Tafeln zur Längenmethode des Hydrographie Office, Washington,
Dieser letzten Methode ist das Verfahren aber insofern überlegen, als es bei
jeder Lage der Standlinie brauchbar ist, weil Garcia den Kunstgriff verwendet,
bei Azimuten zwischen 45° und 135° bzw. zwischen 225° und 315° eine andere
Anordnung seiner Tafeln zu wählen.
Voraussetzung der Verwendung der Methode von Gareia ist es, daß in der
Seekarte oder auf einer Sumnerkarte (oder auf Gitterpapier) gezeichnet wird.
Eine Versegelung der Standlinie kann nur zeichnerisch vorgenommen werden,
nicht aber rechnerisch. Nun wird vielfach die Standlinienzeichnung vom gegißten
Ort aus mit der Begründung verfochten, daß man nur dann zwei Standlinien,
die zu auseinanderliegenden Zeiten beobachtet wurden, bequem kombinieren
könne. Die Handelsschiffahrt äußert auch vielfach Bedenken dagegen, Stand-
linien nur in der Seekarte oder in einer Sumnerkarte einzuzeichnen, da auf
hoher See die Gewohnheit bestehe, die Standlinienzeichnung im Beobachtungs-
buch zu bewerkstelligen. Es ist daher zu fragen, wie durchschlagend die Vor-
teile der Gareiaschen Methode sind, um auch gegenüber solchen Einwänden
eine günstige Beurteilung in der Praxis zu finden.
Die Methode der Berechnung des Stundenwinkels muß von der in Deutsch-
land üblichen abweichen und mit dem Begriff des Stundenwinkels eines Gestirns
in Greenwich arbeiten. Nur dieser wird errechnet und in Gradmaß umgewandelt,
Die Methode würde also besonders einfach ausfallen, wenn man sie mit einem
Jahrbuch zusammen benutzen würde, das bereits den Greenwicher Stundenwinkel
oder Zeitwinkel in Gradmaß angibt (vgl. Neuzeitliche Navigation, Seewart 1937,
S. 272 bis 279). Auch an die Verwendung eines Gradmaßchronometers könnte
gedacht werden. Im Zusammenhang seiner Ausführungen schlägt Garcia auch
die Verwendung eines Chronometers mit CGradzifferblatt vor.
Die Methode klingt also an manches an, was bereits im Rahmen der seitens
der Kriegsmarine durchgeführten „Nautischen Versuche“ in Erwägung gezogen
wurde. Versuche an Bord mit Tafeln von Gare{ia, die ihrer Anlage entsprechend
für bestimmte Breiten nicht sehr schwer herzustellen sind, müssen zu Urteilen
von Praktikern führen. Aber unabhängig davon kann bereits jetzt der durchaus
neue und bemerkenswerte Gedanke, auf dem die theoretisch gut begründete
Methode sich aufbaut, Anerkennung finden und ebenso die Durchführung im
einzelnen, vor allem die Anlage der graphischen Tafel, die gleichfalls sehr
originell ist und die große praktische Erfahrung ihres Verfertigers verrät.
Über die Genauigkeit der Höhenbestimmung der neutralen Punkte
der atmosphärischen Polarisation mit Hilfe des Jensenschen
Pendelquadranten.”
Von Dr. Siegfried Sierel, Dievenow.
Zusammenfassung: Die Genauigkeit der Höhenbestimmung der neutralen Punkte mit dem
Jensenschen Pendelquadranten wird untersucht, wobei auf die einzelnen Fehleranteile eingegangen
wid. Sowohl diese Besprechung der Fehlergröße als auch deren Nachprüfung an geeigneten Meß-
reihen führen zu der Erkenntnis, daß die Genauigkeit des Pendelquadranten hinreicht, um Unter-
guchuns#en an einzelnen Beobachtungsreihen der neutralen Punkte durchzuführen.
i) Diese Untersuchung entstand als Vorarbeit für die Bearbeitung einzelner Beobachtungsreihen
der NP, die in Hamburg 1933 vom Verfasser auf Anregung von Herrn Professor Dr. Jensen durch-
geführt wurden, Die Ergebnisse dieser Messungen sollen zu gegebener Zeit veröffentlicht werden,
Auch bezüglich der vorliegenden Arbeit ist der Verfasser Herrn Prof. Jensen für Anregungen und
Ergänzungen bzw. für Überlassung und Beschaffung von Material (z. B. die Simpsonschen Reihen)
zu großem Dank verpflichtet, der hiermit abgestattet sel.