Portig, W.: Die Jahresmittel der Temperaturreihe von Prag,
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Ausgleichung wiedergegeben, die andererseits Perioden von der Größenordnung
der Sonnenfleckenperiode noch völlig unterdrückt. Die Abb, 1 enthält deshalb
auch noch als dünne ausgezogene Kurve die 11jährig ausgeglichene Temperatur-
reihe. Außerdem sind noch die Ringlebschen 30jährig ausgeglichenen Werte
yon Gütersloh und Kleve eingetragen.
Der maximale Temperaturunterschied zweier verschiedener 11 Jahre langer
Epochen beträgt 1.80° (Anm,: Die Differenz zwischen dem kältesten und wärmsten
Einzeljahr beträgt — wie in Abschnitt A angegeben — 5.23°). Auch von dieser
Spanne entfällt der weitaus größte Betrag auf die Abkühlung von 1823 (== 1818
bis 1828) bis 1842 (=1837 bis 1847), nämlich 1.46% Diese Abkühlung ist also
wesentlich größer als die Erwärmung von 1853 (= 1848 bis 1858) bis zum Ende
der Reihe, 1935 (= 1930 bis 1940), die bisher auf 1.02° aufgelaufen ist. Es wird
in einer späteren Mitteilung insbesondere auch zu prüfen sein, ob die verschiedenen
Monate an der Verringerung der Jahresmittel in gleicher Weise beteiligt waren
wie später an der Erhöhung der Jahresmittel.
Die 11jährige Ausgleichung zeigt. die etwa 35jährige Periode mit Spitzen bei
1794, 1823, 1864, 1902 und 1933/34, was einer Periodenlänge von 34.9 + 4,8 Jahren
entspricht. Die Extremjahre, die in Abschnitt A besprochen wurden, schlagen
also noch in der Ausgleichung durch, ein weiteres Kriterium für die Realität
dieser Periode. Man sieht aber auch, daß sich zwischen je zwei dieser Spitzen
noch weitere befinden, und zwar vorzugsweise eine in der Mitte zwischen zwei
Brücknerschen. Diese Oberschwingung, die sogenannte „Saros“-Periode oder
„Chaldäische“ Periode, soll im nächsten Abschnitt ausführlich behandelt werden.
Außer den schon beschriebenen Tatsachen fällt an der Abb. 1 auf, daß die
durchschnittliche Veränderlichkeit der 11jährig ausgeglichenen Reihe, d.h. ihr
Abstand von der 33jährigen, viel größer ist zur Zeit der Temperaturabnahme,
also bis etwa 1860, als später in der Zeit der Temperaturzunahme. Eine kleine
Tabelle soll das veranschaulichen:
Mittel von 'Tyy —Taa!
0.19°
2.16°
5.209
0.18°
7129
0.08°
008°
Epoche
1780 bis 1820
1800 ,, 1840
1820 „ 1860
1840 ,, 1880
1860 ,, 1900
1880 ,, 1920
1895 „, 10935
Tag teilweise extrapoliert).
Die Werte dieser Tabelle wurden so gewonnen, daß für jedes Jahr der
11- vom 33jährig ausgeglichenen Wert abgezogen und diese Differenzen ohne
Rücksicht auf das Vorzeichen für die angegebenen Zeiträume gemittelt wurden.
Bei den eingeklammerten Zeilen war ein Teil der 33jährig ausgeglichenen Werte
extrapoliert, so daß die Veränderlichkeiten infolge der Extrapolationsmethode
etwas zu klein ausgefallen sind.
Diese Betrachtung zeigt, wie sehr viel wechselvoller das Klima in der ersten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war, und es ist nicht von der Hand zu
weisen, daß es wieder einmal so wechselvoll werden kann oder sogar schon ge-
worden ist. Diese Tatsache muß man sich — unter anderem — vergegen-
wärtigen, wenn man Klimawerte, insbesondere auch solche für Singularitäts-
betrachtungen, verwendet, Zu beachten ist ferner, daß zwar von der Mitte des
vorigen Jahrhunderts bis in die neueste Zeit -— großzügig betrachtet — eine
Steigerung der Jahresmitteltemperatur stattgefunden hat, daß dieser Zunahme
aber eine fast 30jährige Abnahme von 1864 bis 1892 überlagert war. Kurz vor
der Jahrhundertwende zeigt sich also in den Temperaturjahresmitteln ein Bruch,
so daß man klimatologische Daten, die man aus Beobachtungen vor dieser Zeit
gewonnen hat, nicht ohne weiteres mit solchen aus späteren Jahren ver-
gleichen kann.
Nach den Untersuchungen des Abschnitts A waren 1794, 1834, 1868 und 1934
Maximaljahre der Brückner-Periode, Die ersten drei dieser Jahre liegen ein-
wandfrei auf absteigenden Ästen der T,,-Kurve, so daß man danach zu dem Schluß