Neuere Veröffentlichungen.
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allgemeinen die großen Züge nicht beeinträchtigt
werden, und daß diese sich also durch das Bjerk-
nessche Verfahren im ganzen rıchtig ermitteln
jassen, Aber mit Unterschied: Seine Untersuchung
‚ergleicht die Ergebnisse von ein- und mehrtägigen
Wiederholungsbeobachtungen der „Atlantis“ auf
Ankersta:ionen in der westlichen Sargassosee mit
solchen im Golfstrome. Es zeigt sich, daß die
Form der Meeresoberfläche beide Male nur um
wenige dynamische Zentimeter verschieden ausfällt,
je nachdem, aus welcher der wiederholten Reihen-
messungen man sie auf Grund einer 1200 m bzw,
600 m tzief liegenden Ausgleich-fläche berechnet,
Diese Unsicherheit von wenigen Zentimetern macht
jedoch für den fast waagerechten Wasserspiegel
der westlichen Sargassosee prozentual sehr viel
mehr aus als im Golfstrome, der ja durch einen
starken Anstieg der Meeresonerfläche gekennzeichnet
ist; und auch hier wieder schadet sie mehr in den
schwächer strömenden Randyebieten und im Gegen-
strome als im Kern der Hauptströmung. Oder:
Dort, wo die Strömungen schwach sind. machen
interne Wellen b-1 der hydrodynamischen Berech-
zung viel aus, dort, wo sie stark sind, nur wenig.
Dasselbe gilt +ür die Perechmung der Strommengen,
Dabei ist es bemerkenswert, daß die dynamische
Topoxraphie der Meeresoherfläche weniger ungewiß
wird als dıe gewisser Isobarenflächen in der Tiefe,
deren Verbiegungen sich eben in der Summe zum
zroßen Teile wieder ausgleichen. Die Lehre, die
nan aus den Darlegungen des Verfassers zıehen
nuß, geht also dahin, daß man bei der Planung
‚on Untersuchungsfahrten aut die internen Schwin-
gungen und die ihnen entstammenden Schwan-
kungen der Dichte Rücksicht zu nehmen hat, und
zwar besonders an Bolchen Stellen, an denen der
Sırom schwach und die Dichteänderung von Ort
zu Ort geuing ist, H. Thorade.
Franz Ruttner. Grundriß der Limnologie, (Hydro-
biologie des Süßwassers.) Walter de Gruyter & Co.,
Berlin. 3910. 16858. m. 39 Abb., Gebd. 6,— RM.
Die großen Fortschritte der lHmnologischen
Forschung in den vergangenen Jahren bei uhen
jetzten Endes auf der Erkenntnis, daß die Lebe
wesen in und mit ihrer Umwelt eine große orga-
ıische Einheit bild-n. Kann man diese Erkenntnis
als eine Grundtatsache des Lebens schlechthin
pezeichnen, so gilt sie in ganz besonders ausge-
prägtem Maße jedoch für die Lebensgemeinschatt
ler Gewässer. Die gegenseitigen Beziehungen
zwi-chen dem Lebensraum und der dazugehörigen
Pflanzen- und Tierwelt sind hier derart innig ver-
woben und 80 fest miteinander verkettet, daß es
in der Tat oft schwer ist, zu entscheiden, welche
Erscheinung man als primär und welche man als
jekundäre Folgeerscheinung ansprechen soll, Das
äine ist ohne das andere nicht denkbar, Die klare
Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung
verhert wohl nirgends so klar wıe in diesem Gebiet
Ihre eigentliche tiefere Bedeutung und löst sich
auf zugunsten der Bildung und Einstellung eines
großen sich ständig erneuernden lebendigen Gleich-
gewichtes, so daß es berechtigt erscheint, die Ge-
wärser in ihrer Gesamtheit sowohl mıt ihrem bio-
logischen Inhalt wie auch ın ihrem regulatorischen
Verhalten als einen Organismus höherer Ordnung
aufzufassen,
Wenn auch an geeigneten Lehrbüchern zur
Einführung in die limnologische Wissen-chaft kein
Mangel ist, so ist es doch dem Verfasser zu
danken, d4ß er es erstmalig unternommen hat,
;ußend auf den besonders in den Jetzten Jahren
unter diesem neuen Gesichtspunkt erarbeiteten
zahlreichen Einzelergebnissen die hier herrschenden
Gesetzmäßigkeiten und großen Zusammenhänge
in den Gewässern klar herauszuschälen und einen
größeren Leserkreis mit diesen zur Zeit beherrschen-
den Zusammen hängen der lımnologischen Forschung
vertraut zu machen.
Seinem Zweck entsprechend hat der. Verfasser
die vorliegende Schrift in zwei etwa gleich große
Hauptabschnitte geteilt. Der erste Teil beschäftigt
sich mit dem „Wasser als Lebenwraum“. Hier
werden in einem ersten Kapitel die vielseitigen
physikalischen Umweltbedingungen näher -
euchtet, die im „Leben der Gewässer“ eine oft
ıeherrschende Rolle spielen, während sich ein
weireres Kapitel mıt dem stofflichen Teil der Ge-
wässer sowie den chemischen Umsetzungen in den
rerschiedenen Wasserschichten, soweit sie uns heute
sereits bekannt sind, beschäftigt. In dem zweiten
Hauptabschnitt, „die Lebensgemeinschaften‘“, bringt
der Verfasser weiterhin einzelne besonders geeienete
Beispiele aus dem biologischen Geschehen der Ge-
wässer, an Hund deren die in dem ersten Ab-
schnitt behandelten Fragen in koukreten Einzel
{Allen näher beleuchtet werden,
Allea in allem bietet der vorliegende Band
allen naturwissenschafılich Interessierten einen
leicht verständlichen Überblick über die kom-
plızierten inneren Zusammenhänge des Lebens der
Gewässer, wıe er auch dem Fachmann als kurze
und übersichtliche Zusammenfassung des bisher in
dieser Richtung Erreichten willkommen sein wird.
K. Kalle.
Ernst Herrmann: Wege zum Nordpol. Forscher
und Abenteuer im ewigen Eis, Gustav Wenzel
& Sohn, Braunschweig, 258 8. 32 Bildtafeln,
30 Bilder und Karten im Text und einer Arktis-
karte im Anhang. Braunschweig 1940, Preis
8.50 RM.
Das große Interesse, welches die Polarforschung
3 Deutschiand besonders seit den beiden großen
ıbenteuerlichen Reisen von Fridijof Nansen
lurch Grönland und das Nordpolarbecken ununter-
brochen gefunden hat, ist aucen heute noch unver-
mindert erhalten. Hierfür zeugt, daß im Laufe
der letzten zehn Jahre mehrfach für einen großen
Leserkreis bestimmt» zusammenfassende Darstellun-
zen der Geschichte der Nord polarforschung veröffent-
licht werden konnten. Erinnert sei an: Berger:
„Der Kampf um den Nordpol“, H..H. Houben:
„Der Ruf des Nordens“, Samoilowitsch: „Der
Weg nach dem Pol“, Knud Rasmussen: „Helden-
auch der Arktis‘, Alle erfüllen den Zweck, das
Gedächtnis an die im Laute der Jatıhunderte im
Dienste der Polarforschung uneigennützig und
roller Selbstaufopferung tätig gewesenen Männer
wach zu halten und dıe J —. zu begeistern, in
vortrefflicher Weise: hierbei zei bei dem Buche von
Houben dıe außerordentlich flüss ge Lursteilung
und bei den Schriften von Samoilowitsch und be-
sonders von KRasmussen die durch eigene reiche
polare Ertahrung ermöglichte Sicherheit und Selb-
stäudigkeit des Urteils hervorgehoben.
Zu diesen Büchern gesellı sich nun ein neues,
‚on E. Herrmann verfaßt, der mit der suhpolaren
and polaren Natur besonders durch Aufenthalte
auf Island und Spitzbergen vertraut geworden ist.
Der Verfasser hat seiner Darstellung dadurch einen
möglichst unmitielbaren Charakter zu geben ver-
standen, daß er, soweit angäugig, Expeditions-
drrichte henutzt und besonders bezeichnende und
jesseinde Ereignisse der Forschungsreisen berichtet