Hoinkes, H.: Über Teilungen und Kreuzungen von Steiggebieten des Luftdruckes, 51
Diese Ergebnisse waren im Zuge einer großräumigen Untersuchung, aller-
dings ohne die Möglichkeit einer aerologischen Nachprüfung gewonnen worden,
Die seit einigen Jahren im Täglichen Wetterbericht der Deutschen Seewarte (s)
veröffentlichten Karten der absoluten und relativen Topographie der 500 mb-
Fläche (1), sowie die zahlreichen Radiosonden ermöglichen nun die Nachprüfung
der Berechtigung dieser Vorstellungen für einen kleinen Teil der Bahn der
Steiggebiete,
Dazu mußte es aber gelingen — und der Eindruck der zuletzt erwähnten
Untersuchung (ı) sprach dafür —, Kreuzungen oder Teilungen von Steiggebieten
innerhalb des Isallobarenbildes der Hamburger Wetterkarten aufzufinden. Bereits
eine ziemlich flüchtige Durchsicht der letzten Jahrgänge ergab eine Reihe
brauchbarer Fälle, die fast ausschließlich in den Übergangsjahreszeiten lagen.
Einige davon seien hier kurz beschrieben,
Die Isallobaren außerhalb des Bereiches der Seewarten-Wetterkarte wurden
für alle diese Fälle aus den dort enthaltenen Zirkumpolarkarten für den 2b-Termin
in der Weise erhalten, daß für die Schnittpunkte jedes fünften Längen- und
Breitengrades die Luftdruckwerte der Wetterkarte entnommen und daraus die
24stündigen Änderungen bestimmt wurden. Nur für den Vergleich von gleich-
zeitigen Bodendruck- und Topographieänderungen wurden die in der Wetter-
karte enthaltenen 24stündigen Isallobaren direkt verwendet, Ebenso wurden die
vorkommenden Kaltfronten (für den 8h-Termin) unmittelbar übernommen.
2, Teilungen,
Es soll zuerst ein Fall mitgeteilt werden, der dem seinerzeit untersuchten (1)
in dem hier betrachteten Teil der Bahn weitgehend gleicht, und dadurch der
Zusammenhang zwischen den damaligen Ergebnissen und der vorliegenden
Untersuchung hergestellt werden. .
Ein aus SW, aus der Gegend von Neufundland heraufgezogenes, wahr-
scheinlich hohes Steiggebiet (vgl. Fig. 1) zeigt am 14. IIL 193839 über Ostgrönland
ein gewaltiges An-
wachsen seiner Am-
plitude (ein Kreis
bedeutet jeweils den
Bereich von 10 mb).
Der damit verbun-
dene Aufbau eines
Hochs über Grön-
‚and, das sich schnell
mit dem gleichzeitig
über England Ilie-
genden vereinigt, be-
wirkt eine Drehung
der vorher west-
östlich verlaufenden
[sobaren über dem
Nordatlantik in die
Nord-Süd-Richtung.
Damit ist der
grönländischen Ark-
tikluft der Weg nach
Mitteleuropa geöffnet. Sie überquert am 15. III. mit Sturmesstärke den Kontinent
(vgl. die Witterungsübersicht der Seewarten-Wetterkarte) und ist, ohne von den
Alpen ernsthaft behindert zu werden, am 16. III. bereits im Mittelmeer angelangt.
Dieser kräftige AK-Einbruch ist von einem Steiggebiet des Luftdruckes begleitet,
das sich von dem erwähnten hohen Steiggebiet am 15. III im Nordatlantik ab-
spaltet, während dieses selbst mit wieder abnehmender Amplitude über Nowaja—
Semlja ins nördliche Eismeer zieht. Das nach Südosten entsendete Steiggebiet
ist noch bis in die Gegend des Kaspischen Meeres von Abkühlung begleitet. Eine