2
Die meteorologischen Beobachtungen und die Höhenwindmessungen.
Das Forschungsschiff war für die Arbeiten der Meteorologen, was den Platz
anbetrifft, denkbar günstig. Der achtere große Laderaum war als Vorrats- und
Füllraum hergerichtet. Der benötigte Wasserstoff konnte für die ganze Reise
mitgenommen werden, „Altair“ hatte gegenüber dem Vermessungsschiff „Meteor“
den großen Vorteil, daß ein Raum zum Füllen und genauen Abwiegen der Pilot-
ballone zur Verfügung stand, Im wesentlichen wurden die auf früheren Expe-
ditionen als brauchbar befundenen Ballone von 400 g Eigengewicht verwendet,
für die die Füllung für 300 m/min. Steiggeschwindigkeit aus den Steiggeschwin-
digkeitstafeln des Meteorwerkes 1925/27 entnommen wurde.
Die Beobachtungen wurden mit einem Schiffsballontheodoliten nach Kuhl-
brodt-Wegener durchgeführt. Die Vorteile und Nachteile dieses Theodoliten
sind allgemein bekannt. Ursprünglich war beabsichtigt, auf dieser Expedition
pinen neuen Schiffsballontheodoliten einzusetzen, doch konnte dieser leider bis
zum Abfahrtstermin nicht fertiggestellt werden. Im folgenden soll über diesen
Theodoliten einiges gesagt werden.
Auf früheren Expeditionen, vor allem auf „Meteor“ bei einer Norwegenfahrt
und der Nordatlantischen Expedition 1937, traten einige Nachteile des Schiffs-
ballontheodoliten nach Kuhlbrodt so stark in Erscheinung, daß nach dieser
Fahrt mit dem Bau eines neuen Theodoliten begonnen wurde, Folgende Forde-
rungen wurden von Seiten des Marineobservatoriums der Konstruktionsfirma
Askania gestellt:
Zur Bedienung des Theodoliten dürfen nicht mehr als 2 Mann benötigt
werden. Nach Möglichkeit muß der Theodolit als Einmanu-Theodolit
ausgebildet werden,
Bei den Messungen auf Expeditionsschiffen ist es meist schwierig, bei
äen großen Aufgaben, die dem Schiff gestellt werden, zu einer von den
Meteorologen meist kurzfristig genannten Zeit 3 Mann zum Pilotieren
zur Verfügung zu stellen, denn es werden benötigt:
1 Mann zum Beobachten am Theodoliten,
1 Mann zum Ablesen des Höhen- und Seitenwinkels und Aufschreiben
der Meßwerte,
i Mann zum Ablesen des Kurses.
Diese erste Forderung wurde erfüllt durch den Anbau eines Tochter-
kompasses, Der Azimutkreis des Theodoliten wird durch diesen Tochter-
kompaß so eingestellt, daß zu jeder Zeit am Theodoliten das wahre
Azimut abgelesen werden kann, Die Fehler, die durch Zeitunterschiede
bei den Ablesungen bisher gemacht wurden, fallen hier fort. Ferner ist
das Wiederfinden des Ballons, wenn er durch Wolken verdeckt oder durch
andere Einflüsse verlorengeht, erleichtert. .
Zur Beobachtung der Kimm soll ein zweites Fernrohr benutzt werden,
das um 180° verstellbar ist,
Bei Messungen mit dem Schiffsballontheodoliten in Küstennähe oder
auf See, wenn die Sichtverhältnisse über dem Horizont sehr verschieden
sind, kommt es häufig vor, daß eine genaue Messung des Höhenwinkels
nicht möglich ist, da die Kimm nicht angepeilt werden kann. Diese
zweite Forderung wurde zunächst dadurch erfüllt, daß das Kimmprisma
auswechselbar ist und durch ein um 180° yversetztes ersetzt werden kann.
Beide Augen sollen zur Beobachtung herangezogen werden, um die Über-
müdung der Augen zu verhindern,
Es wurde daran gedacht, ein Gerät zu bauen, mit dem Beobachtungen
gerade so wie mit einem Prismenglas durchgeführt werden können. Mit
dem einen Auge sollte der Ballon, mit dem anderen die Kimm beob-
achtet werden. Diese Forderung wurde mit diesem Theodoliten noch
nicht erfüllt. Es wurde lediglich ein Blindokular eingebaut. Durch diese
vom Marineobservatorium gestellten Forderungen angeregt, wurde von
Dr. Otto Schneider, Askania-Werke, in der „Zeitschrift für Arbeits-
psychologie“, Jahrgang 11, 1938, Heft 4, Seite 110, ein Beitrag zur Frage
der Sicherheit von beidäugiger Einstellung gegeben. O. Schneider
1.