106 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1941.
Der Kadett und spätere Dresdner Student
[mmelmann flog 1915 zuerst den neuen Fokker-
Eindecker mit eingebautem M.G. Ein englischer
Generakstabsoffizier nannte Immelmann den
„Großen Habicht“, Adler von Lille, Mit Boelcke
zusammen erhielt er am 13. Januar 1916 beim
8, Abschuß als erster bzw. zweiter Flieger den
Pour le merite. Bei seinem 16, Abschuß wurde
ar am 18, Juni 1916 tödlich getroffen. Boelckes
entscheidende taktische Forderung gilt noch heute:
Sämtliche ‚feindlichen Fiugzeuge, die über die
Grenze kommen, zu vernichten, Durch Boelcke
ist der „Angriffsgeist in uuserer Fliegerei geweck!
worden, der dann den ganzen großen Umschwung
möglich machte“, schrieb v. Richthofen. Durch
Berührung mit einem deutschen Flugzeug im
Kampf gegen überlegene Engländer fiel Boelcke,
anbesiegt vom Feinde, am 28, Oktober 1916. Im
Gegensatz zum Draufgänger Immelmann war
er der überlegene Kämpfer. Sein Kampfgeist
aber lebt über Richthofen bis zur heutigen
Zeit fort.
Auch über Manfred v, Richthofen wird ein-
gehend berichtet. Als Reiter kam er 1913 beim
Kaiserpreis, trotz Schlüsselbeinbruch, als einziger
jeblerlos durchs Ziel. Ihn holt Boelcke in seine
Staffel. Nach dem 75. Abschuß schlägt ihn
Ludendorff für die Verleihung des Eichenlaubs
zum Four le merite vor, was abgelehnt wurde.
Am 21, April 1918 fiel Richthofen, 300 m hoch
(liegend, durch Erdabwehr getroffen, nach seinem
80. Sieg. Neben diesen drei Fliegern werden die
Taten Görings und Udets geschildert, die uns
das Geschick erhalten hat. Das Endurteil über
diese Flieger wird die Geschichte später sprechen.
in den folgenden Heften werden wir von anderen
Kriegsfliegern hören.
Nachschrift.
Am 17. November 1941 ist Udet tödlich ver-
anglückt. Ein tragischer Flugunfall machte diesem
Heldenleben ein Ende. Sein Leben war Fliegen,
sein Kunstfliegen Militärfliegen. Ein P6goud
ron 1913 fand in Udet seine Vollendung. Durch
mergische Förderung des Kunstfluges und durch
Bau von Flugzeugen hat Udet in den 20er und
30er Jahren die deutsche Luftwaffe für diesen
anglischen Krieg wie keiner geschmiedet,
Paul Perlewitz.
A, Bestelmeyer: Grundlagen und Eigenschaften
Aes Variometers. Heit 17 der Schriften der
Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung.
Verlag R. Oldenbourg, München 1940. Preis
1.80 RM,
Verfasser erbaute zuerst für den Freiballon
im Jahre 1908 ein Variometer, bei dem in einer
Thermosflasche eingeschlossene Luft verwendet
wurde. Für Ballon und Luftschiff wurde das neue
Instrument unentbehrlich, zumal es nicht nur den
Betrag, sondern auch die Tendenz jeder Höhen-
änderung und sogar der -beschleunigung abzuleser
gestattete,
Jetzt berichtet Bestelmeyer eingehend über
die Fehlergrenzen: den Höhenfehler, den Fehler
durch Temperatureinfluß und Anzeigeverzögerung
anter Zugrundelegung der mathematisch-physika-
schen Formeln und Grundgleichungen für
dies Instrument. Die Formeln lassen den Zu-
jammenhang zwischen Variometereigenschaften und
den konstruktiven Einzelheiten erkennen, Dabei
wird Theorie und Praxis unterschieden, in letzterer
werden kleine Korrektionsgrößen höherer Ordnung
vernachlässigt.
Der Einfluß der absoluten Höhe ist bei ge-
aügendier Kapillare gering, unter 0,2 m/sec bei
5 m/sec, Der Fehler ist groß bei dem Variometer
mit einer Lochblende, dem ursprünglichen Vario-
meter von Hefner-Alteneck,
DerTemperatureinfluß ist theoretisch groß ;
er tritt unabhängig vom Steigen oder Fallen auf,
also arıch beim Horizontalflug, und das ist ge-
fährlich, Schon die Eichungstemperatur spielt eine
Rolle: Bis 4% bei gleicher Temperatur der Innen-
iuft, der Außenluft und der Kapillare, bei un-
gleichen Temperaturen sogar bis 20%, das ist zu
viel. Daher wurden von Bestelmeyer zwei Ka-
pillar en eingeführt, parallel oder in Serie ge-
schaltet ; dadurch geht der Fehler bis 4% zurück:
„Man kann also durch das verhältnismäßig ein-
fache Mittel der Teilung der Kapillare die Tempe-
raturfehler des Variometers, welche in der Aus-
führung mit einer Kapillare bis zu etwa +4+22%
vetragen können, unter gleichen Bedingungen auf
44%, also auf den 5. bis 6. Teil verringern.
Bestelmeyer errechnet dann die günstigste
Länge der Kapillare zu 4 cm. .
Andert sich die eingeschlossene Luft, z. B.
gleichzeitig mit der Außenluft adiabatisch (1°/100 m),
30 wird die Vertikalgeschwindigkeit um 29% falsch,
and zwar zu klein angezeigt, einerlei ob das Flug-
zeug steigt oder fällt, Solch Höhenänderungs-
messer ist nicht zur Messung zu gebrauchen.
höchstens als Tendenzanzeiger.,
Auch der Flaschenhals ist möglichst gut gegen
Wärmeänderung zu isolieren, und die Volumina
der Verbindungsschläuche und Manometerdose sind
klein zu halten, da !/,, Volumen Nebenluft noch
1% Fehler bringen kann. Andererseits dürfen die
Verbindungsrohre nicht zu eng sein, nicht unter
3 mm Durchmesser betragen, da sonst infolge der
Zähigkeit der Luft Druckdifferenzen auftreten.
Niederschlagsbildung in der Kapillare
muß verhindert werden, indem die Luft trocken
gehalten wird, durch Vorschaltung von CaCl.
Yropisch feuchte Luft könnte bis zu 0,9 m/sec
Fehlgeschwindigkeit anzeigen, in unserem Klima
bleibt der Fehler unter 4%.
Schließlich kommt als Fehler noch die Au-
zeige-Verzögerung hinzu, die proportional der
absoluten Temperatur der Atmosphäre wächst, wie
an den Grundgleichungen nachgerechnet wird,
„Im Interesse schneller Einstellung ist kleines Ver-
aältnis von Volumenausdehnung der Membran-
zapvel zum Manometerdruck und großes Aus-
zleichsgefäß erwünscht.“ Die Verzögerung schwankt
zwischen 5 Sek (50% des Sollwerts erreicht) und
36 Sek (1 % des Sollwerts), In 10km Höhe sind die
Zeiten doppelt so lang. Je empfindlicher das Mano-
meter, desto geringer die Verzögerung der Anzeige,
Das Variometer soll nach Bestelmeyer die tat-
sächliche Vertikalgeschwindigkeit anzeigen, nicht
den Unterschied der beiden barometrischen Höhen-
messungen pro Zeit unter Zugrundelegung der
mittleren Trswerte,
Die Hauptforderung, daß Kapillare und ein-
geschlossene Luft die Temperatur der Umgebung
aaben sollen, kann leider nur für einen Augenblick
gegeben sein. Ist die eingeschlossene Luft aber
zut isoliert, und die Kapillare durch zwei Kapil-
laren ersetzt, so ist das Variometer ein fast ideales
Feininstrument für alle Luftfahrzeuge einschließlich
Segelflugzeug, und die Fehler liegen unter 4%
’statt sonst bis 20%).