3592 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1941,
Konvergenz der Deutschen Bucht liegen und somit die Veränderungen bestimmter
hydrographischer Faktoren während der Untersuchungsperiode am besten kenn-
zeichnen. In Abb. 4 liegt die Isotherme zur Zeit der ersten Pentade weit in der
östlichen Deutschen Bucht vor der nordfriesischen Küste. Der südliche Teil dieser
Isotherme reicht noch weit in die Elbmündung (bis hinter Neuwerk) hinein.
Während der zweiten Pentade ist die Lage der Isotherme noch kaum verändert.
Nur im Süden vor den Flußmündungen der Elbe und Weser hat eine geringe
Westwärtsverschiebung stattgefunden, In der dritten Pentade bildet sich bei
zunehmender Erwärmung des Kontinents und seiner Küstenwasserregionen eine
Isothermenlage heraus, die unter der Einwirkung der Nordwestwetterlage auf den
hydrographischen Zustand der Deutschen Bucht einen thermisch starken Gegen-
satz zwischen der ostfriesischen und nordfriesischen Küstenwasserregion aufweist,
In der vierten Pentade ist die Erwärmung des Oberflächenwassers soweit vor-
geschritten, daß die Isotherme durch den Einfluß der Ostwetterlage weit nach
Westen und Nordwesten verschoben liegt.
Die entsprechende 31.50°/,,-Isohaline macht gleichzeitig derartig große
Schwankungen nicht mit (Abb. 5), Im einzelnen kann man ihre Verlagerungen
mit den atmosphärischen (barischen) Veränderungen über der Deutschen Bucht
in Einklang bringen. Durch den Einfluß der Südwestwetterlage während der
ersten Pentade dringt sehr salzreiches Wasser weit in die Östliche Deutsche
Bucht ein. Durch den Abfluß der zu dieser Jahreszeit noch beträchtlichen
Oberwassermassen der Flußsysteme (11) biegt diese Isohaline oberhalb von 54°
Nordbreite weit nach Westen um, Durch die darauffolgende Nordwestwetterlage
mit zeitweise umlaufenden Winden wird die Isohaline an die nordfriesische und
in die Flußmündungsgebiete gedrängt. Bei der ausgesprochenen Nordwest-
wetterlage in der dritten Pentade bleibt die Isohaline in ihrem Südteil im wesent-
lichen am selben Ort liegen, während sie in ihrem nördlichen Teil weit nach
Westen ausholt. Bei dieser Wetterlage wird der Deutsche Bucht-Wirbel als
Ganzes gesehen kräftig ausgebildet. Im Süden entsteht eine Einbuchtung durch
ostwärts setzendes Nordseewasser und im Norden davon eine Ausbuchtung durch
nordwestwärts setzendes Küstenwasser, also eine zyklonale Bewegung [siehe (1:)
und (14)], Durch die in der letzten Pentade vorherrschenden Winde aus dem
östlichen Quadranten werden westliche Wasserversetzungen begünstigt. Der
Wirbel vor den Flußmündungen (12) scheint dadurch sehr ausgeprägt zu sein.
Überblicken wir diese Lageänderungen der ausgewählten Isotherme und
‚haline noch einmal, so können großräumige Wasserbewegungen am besten aus
den Karten mit synoptischer Salzgehaltsverteilung im Oberflächenwasser der
Deutschen Bucht entnommen werden. Die entsprechende synoptische Temperatur-
verteilung ist wegen des störenden Faktors der einsetzenden stetigen Erwärmung
am wenigsten geeignet.
5. Der mittlere hydrographische Zustand der Deutschen Bucht auf Grund der
horizontalen Temperatur- und Salzgehaltsverteilung,
Für die vorliegende Untersuchung des inneren Aufbaus der Konvergenz der
Deutschen Bucht, weiterhin für gewisse Fragen der marinen Hydrobiologie und
Fischereibiologie ist es wichtig, sich einen Gesamtüberblick über die mittleren
hydrographischen Verhältnisse des Untersuchungsgebietes zu verschaffen. Man
macht dabei die willkürliche Annahme, daß der hydrographische Zustand während
der Beobachtungsperiode des „Poseidon“ im großen und ganzen als stationär
anzusehen ist. Wie weit im einzelnen diese Annahme für die verschiedenen
hydrographischen Faktoren gilt, wird im folgenden weiter ausgeführt, Bei der
Konstruktion der Übersichtskarten jedoch war es erforderlich, die im vorigen
Abschnitt dargestellten zeitlichen und regionalen Schwankungen der hydro-
graphischen Leitfaktoren insbesondere der Küstenregionen weitgehend zu be-
rücksichtigen.
Die mittleren Temperatur- und Salzgehaltsverhältnisse der inneren Deutschen
Bucht werden an Hand der hydrographischen Beobachtungen der deutschen und
dänischen Nordseefeuerschiffe in Tabelle 1 u. 2 dargestellt.