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Full text: 69, 1941

346 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1941. 
beider Hemisphären ausgebildet. In der Natur werden sich in den meisten 
Fällen nicht scharfe Konvergenzlinien herauszeichnen, sondern die Konvergenz 
schlechthin wird immer eine mehr oder weniger breite Zone einnehmen, An 
der stationären Grenzfläche wird, wenn auch nicht vollkommen, stets Vermischung 
and Austausch zwischen den beiden Wasserkörpern statthaben. Diese Ver- 
mischung innerhalb der Konvergenzzone vollzieht sich in vielen Fällen durch 
starke Einwirbelung. Zorell (2) hat eine derartige Einwirbelung innerhalb des 
Konvergenzgebietes der Deutschen Bucht zum erstenmal beschrieben. Sie macht 
sich in dieser Bucht durch zyklonale Wirbel, die entlang auf einer ungefähr 
von SE nach NW laufenden Linie liegen, bemerkbar, Durch den Einfluß be- 
sonders morphologischer Ausbildungen des Meeresbodens auf das Zusammen- 
strömen zweier Wasserkörper können derartige Konvergenzpunkte und zyklo- 
nale Wirbel begünstigt werden. In der Tiefe, also vertikal gesehen, stellt sich 
meistens folgendes Bild dar: Schweres Wasser schiebt sich unter leichteres oder 
leichteres Wasser geht über schwereres hinweg. Die Konvergenz ist in diesem 
Fall also eine Aufgleitfläche. Zwei verschieden schwere Wasserkörper versuchen 
sich so zu überlagern, daß das stabile Gleichgewicht wiederhergestellt ist. Sind 
diese beiden Wasserarten in Ruhe, so besteht immer dann Gleichgewicht, wenn 
der leichte Wasserkörper oben und der schwere unten liegt. Die Grenzfläche 
zwischen beiden ist horizontal gerichtet. Sind jedoch die beiden Wasserkörper 
in Bewegung, das ist im Meere stets der Fall, so herrscht unter Voraussetzung 
stationärer Verhältnisse zwischen beiden stabiles Gleichgewicht an einer schräg 
verlaufenden Grenzfläche, die zur Horizontalen einen bestimmten Winkel von 
wenigen Bogenminuten, manchmal nur einigen Bogensekunden einschließt. 
Zusammengefaßt kann noch einmal wiederholt werden, daß in Anlehnung 
an dieselben in der Witterungskunde üblichen Begriffe die Konvergenzen 
(und Divergenzen)!) Fronten oder Frontalzonen der Strömungen sind. 
Konvergenzen bedingen Grenz- oder Gleichgewichtsflächen. 
2, Bisherige Ergebnisse neuerer Untersuchungen über den hydrographischen Aufbau 
des Konvergenzgebietes der Deutschen Bucht. 
An die Arbeiten von Zorell (2) über hydrographische Untersuchungen in 
der Deutschen Bucht anschließend wurden als erste weiter die Gesamtkalkgehalts- 
und Alkalinitätsverhältnisse besonders im Konvergenzgebiet dieser Bucht während 
der Jahre 1932/33 systematisch erforscht (7). Es hatte sich herausgestellt, welch 
große Bedeutung gerade die Konvergenzzone nicht nur für die Kalkgehalts- 
verteilung in diesem Meeresgebiet im besonderen, sondern vor allem für den 
Stoffhaushalt des Meerwassers der Deutschen Bucht besitzt. 
Eine eingehende hydrographische Untersuchung des Winterzustandes der 
südlichen Nordsee im Februar 1936 führte insbesondere in das Konvergenz- 
gebiet (s). Auf Grund systematischer Erforschung der Verteilung bestimmter 
hydrographischer Leitfaktoren während dieser Jahreszeit konnten in diesem 
Meeresgebiet einheitlich aufgebaute Wasserkörper unterschieden und regional 
abgegrenzt werden. Unter anderem nahm auch das Konvergenzgebiet in diesem 
Zusammenhang eine Sonderstellung ein [siehe auch unter (14)]. Weiterhin wurde 
zum erstenmal die Untersuchung des Einflusses des Ablaufs der jeweilig über 
der Nordsee befindlichen Großwetterlage auf die Ausbreitung der verschiedenen 
Wasserkörper der Deutschen Bucht durchgeführt, Enge Zusammenhänge 
zwischen der atmosphärischen Abkühlung und den zeitlichen sowie räumlichen 
Änderungen hydrographischer Leitfaktoren im Oberflächenwasser wurden fest- 
gestellt. Direkte Strahlungseinflüsse und advektive Mischung, insbesondere plötz- 
lich und stoßartig auftretende Invasionen kontinental-polarer Kaltluft bedingten 
wesentliche Lageänderungen der einzelnen Wasserkörper der Deutschen Bucht 
zueinander, Gerade derartige gemeinsame maritim-meteorologische und hydro- 
graphische Untersuchungen lassen wertvolle Einblicke in die unperiodischen 
3) Die Divergenz ist die zur Konvergenz gegensätzliche Strömungssingularität: Zwei in einem 
bestimmten Meeresgebiet sich bildende verschiedenartige Wasserkörper strömen auseinander, Als Bei- 
spiel hierfür sind die tropischen Divergenzen im Atlantischon Ozean zu nennen (6),
	        
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