Neuere Veröffentlichungen.
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Besonders die zweite Art der Vorausberechnung, die
harmonische Analyse bzw. Synthese, erfährt eine
;ingehende Beschreibung, die durch bildliche Dar-
stellungen wirksam unterstützt wird. Anschließend
werden dann im Kapitel III die fluterzeugenden
Kräfte und der physikalische Nachweis der
Newtonschen Kräfte mit Hilfe von Drehwaage,
Pendel und Gravimeter, hier wird auch kurz auf
lie Gezeiten der festen Erdrinde eingegangen, be:
handelt, womit der erste Teil des Bändchens ab-
geschlossen ist.
Der zweite und umfangreichere Teil befaßt
sich mit dem Verbalten der Gewässer gegenüber
den fluterzeugenden Kräften. Nach ciner allge-
meinen Einleitung, in der dargetan wird, daß die
Ausbildung der Gezeitenerscheinungen wesentlich
ron der Beschaffenheit der Gewässer abhängig ist
werden die Gezeiten in geschlossenen Becken be-
schrieben. Zum weiteren Verständnis wird auf die
ron Forel im Genfer See entdeckten Seiches hin-
gewiesen, die in der modernen Theorie eine aus-
schlaggebende Rolle spielen, Der Verfasser geht
dann dazu über, besonders hervorstechende Bei-
spiele von Gezeitenerscheinungen zu schildern. Als
erstes werden die Gezeiten des Roten Meeres
(schmaler und tiefer Kanal) gebracht, dann dic
Sezeiten im Meerbusen von Suez (schmaler und
seichter Kanal), die Gezeiten der Unterweser (Fluß-
iiden), die Gezeiten des Schwarzen Meeres (breites
Becken), die Gezeiten der Nordsee (breites Rand-
m. und die Gezeiten des Atlantischen Ozeans,
An diesen Beispielen kann man erkennen, was zu
leisten die Theorie heutzutage imstande ist, Die
theoretischen Ergebnisse stimmen sehr gut mit den
Beobachtungen überein. Hierbei werden auch die
reizvollen Erscheinungen der Drehtiden ausführ-
tich behandelt, Aus allem geht aber hervor, daß
wir kaum etwas über die wahren Gezeiten im
offenen Meer wissen, und wir uns daher im wesent-
lichen auf die Beobachtungen an der Küste stützen
Mit Hilfe der neuen ochsepezed versucht man
zwar, weit über die Küste hinauszugehen, da jedoch
aur wenige Instrumente eingesetzt werden können
schreitet natürlicherweise die Arbeit nur langsam
vorwärts, Und dabei wird man sich erst mal au!
Jie heimischen Meere (Nordsee) beschränken müssen.
Wir kennen nun den mathematischen Zusammen-
hang zwischen der Gezeit und dem Gezeitenstrom
and können, wenn der eine Teil gegeben, den an-
deren berechnen, aber die Messung des Gezeiten-
stromes ist auf dem offenen Meer ebenfalls sehr
schwierig und manchen Fehlerquellen unterworfen,
Aber für kleinere Meeresgebiete, wie z. B. für die
Nordsee, liegen Gezeitenstrommessungen vor, die
sine vertiefte Kenntnis ermöglichen.
Am Schluß dieses lehrreichen Abschnitts geht
der Verfasser noch auf die internen Gezeitenwellen
ein. Diese sind, da sie sich in der Tiefe ausbilden,
{ür das Auge unsichtbar, Sie wurden mit Hilfe
des Thermometers und der Salzgehaltsbestimmungen
entdeckt und verfolgt. Die hier gefundenen Tiden-
ıübe sind meistens sehr viel größer als die senk-
:echt über ihnen an der Meeresoberfläche auf-
;retenden Tidenhübe.
Das ausgezeichnete Werk wird durch zwei
Anhänge abgeschlossen, Im ersteren wird noch
einmal ausführlich auf die fluterzeugende Kraft
eingegangen, im zweiten wird die ablenkende
Kraft der Erdumdrehung behandelt.
Hermann Dunkel,
Fred Rothe: Quantitative Untersuchungen über
die Planktonverteilung in der östlichen Ostsee,
Berichte der Deutschen Wissenschaftlichen
Kommission für Meeresforschung. Neue Folge.
Band X. Heft 3. E. Schweizerbart’sche Verlags-
5uchhandlung (Erwin Nägele). Stuttgart 1941.
Die drei Fahrten des „Poseidon“ im Frühjahr,
Sommer und Herbst des Jahres 1938 umfassen
las Gebiet der mittleren Ostsee bis zur Danziger
Bucht und nördlich davon bis Gotland, die Ge-
wässer zwischen Gotland und Oland, Gotlandtief,
Landsorttief uud Bornholmbecken, Die quantitative
Verteilung des Planktons konnte von fast allen
Gruppen in Horizontal- und Vertikalschnitten
laurch Isolinien dargestellt werden. Die Frühjahrs-
‘ahrt ergibt eine starke Wuncherung des Phyto-
»llanktons, besonders der Diatomeen, in den
Xüstengewässern, vor allem in der Danziger Bucht,
Jas Zooplankton ist dagegen im Verhältnis zum
Phytoplankton zahlenmäßig schwach vertreten,
Die Horizontal verteilung der Diatomeen zeigt eine
leutliche Beziehung zu den Temperatur- und Salz-
zehaltsverhältnissen, derart, daß der Kern des
Minimalgebietes in einem kälteren und salzärmeren
NVasserkörper liegt, der sich südlich Gotland bis
ın das Gebiet der Hoborg-Bank erstreckt, An der
Küste von Öland und im Osten des Unter-
zuchungsgebietes liegt relativ warmes und salz-
:eiches Wasser mit entsprechend stärkerer
Diatomeenproduktion. Die Beobachtungen im
zanzen Untersuchungsgebiet zeigen aber, daß
Femperatur und Salzgehalt nicht allein ent-
;eheidend für die Diatomeenentfaltung sind,
sondern daß diese zur Hauptsache deren einen
ınderen Faktor bedingt zu sein scheint, der wohl
ın die wärmere und salzreichere Wassermasse
zebunden ist, aber in dieser eine mit dem
[sothermen- und Isohalinenverlauf nicht überein-
;immende Verteilung aufweist. Sicher handelt es
zich hier um den Nährstoffgehalt des Wassers,
der aber leider auf der Fahrt nicht untersucht
worden ist,
Im Gegensatz zum Frühjahr zeigt das Phyto-
Mankton im Sommer eine bedeutend geringere
Zntwicklung, Ein besonderer Einfluß der Küsten-
‚ähe ist nicht bemerkbar, doch lassen verschiedene
Diatomeen formen cine deutliche Beziehung zum
Salzgehalt erkennen.
Der Vergleich des Frühjahrplanktons zum
Sommerplankton zeigt nicht nur eine große Ver-
schiedenheit in der Verbreitungsweise und der
Produktionsgröße der einzelnen Planktoogruppen,
sondern auch in der Art ihrer Zusammensetzung.
Es wird versucht, die sie bedingenden Faktoren
herauszustellen. Gerhard Neumann.
Jul, Grentved: Das Wattenmeer bei Skallingen.
Physiographisch-Biologische Untersuchung eines
Danischen Tidengebietes. Nr, 2. Quantitative und
qualitative Untersuchung des Microplanktons
während der Gezeiten, Folia Geographica Danica,
Tom, II. No. 2, Kopenhagen 1940.
Im Anschluß an frühere Forschungsarbeit im
‚Vattenmeer bei Skallingen verfolgen diese Unter-
suchungen das Ziel, aus Einzelheiten ein Gesamtbild
der in diesem Teil des Wattenmeeres vorherr-
zehenden biologischen und hydrographischen Ver-
hältnisse zu gewinnen. Die vorliegende Arbeit
untersucht folgende Punkte:
1. Die tägliche Variation des Planktons (Phyto-
plankton) hinsichtlich der Qualität und
Quantität und seine Abhängigkeit von den
Gezeitenbewegungen,
Nachweis der Verschiedenheit der Plankton-
flora an den verschiedenen Stationen und