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Full text: 69, 1941

290) 
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1941. 
Bemerkungen zum Austauschgleichgewicht, 
Wenn in einer zonal aufgebauten Druckanordnung ein Teilchen seinen Platz 
wechselt, so behält es sein (absolutes) Rotationsmoment und ändert dabei im 
erdfesten System seinen Impuls. Dasselbe gilt, wenn alle reellen Kräfte fehlen, 
das Teilchen also (absolut) unbeschleunigt ist. Deshalb ist im erdfesten, wie in 
jedem beschleunigten System der Impuls keine Austauscheigenschaft, Der 
Massenaustausch auf der rotierenden Erde strebt nicht einen einheitlichen Impuls 
an, sondern ein inbomogenes Windfeld, 
Um die Änderung des Impulses, soweit sie nur durch die Bewegung des 
Systems bedingt ist, rechnerisch zu erfassen, werden Scheinkräfte, wie die Coriolis- 
kraft, eingeführt, Ihre Wirkung wird am reinsten durch die Grundgleichungen 
beschrieben, in denen keine reeile Beschleunigung auftritt, also durch (3) oder 
(28), Das aus diesen abgeleitete indifferente Windgefälle stellt den Zustand des 
Austauschgleichgewichts dar. Das in der Einleitung gegebene Beispiel, wo auf 
100 km Querentfernung ein Windunterschied von 36 km/h bestand, ist also ein 
Zustand, der durch den Austausch in der isentropen Fläche nicht ausgeglichen 
wird, sondern im Gegenteil angestrebt und gestützt wird. 
Wenn ein so starkes Gefälle meist nicht erreicht wird, so liegt das an der 
Erdbodenreibung. Bei der mittleren Temperaturverteilung steigen die Flächen 
gleicher potentieller Temperatur in der Troposphäre unter einem sehr flachen 
Neigungswinkel « nach Norden an. Besteht in ihnen Austauschgleichgewicht 
ST (20 + 2% 
und trägt man der Bodenreibung dadurch Rechnung, daß man überall am Boden 
Windstille annimmt, so ist das vertikale Windgefälle eine Funktion der Flächen- 
neigung &: . 
er 8042) @, 
% SP a 
51} 
oder angenähert 
dv gm üne— OO, 
Öx sine 
Die Formel 1äßt sich auch für höhere Luftschichten anwenden, wenn man 
voraussetzt, daß die Windunterschiede in der Horizontalen gering gegenüber 
den vertikalen sind. Diese durch die Erfahrung bestätigte Tatsache ist ebenfalls 
auf die Bodenreibung zurückzuführen, deren Wirkungsbereich durch den verti- 
kalen Austausch auch höhere Schichten erfaßt, 
Solange die isenitropen Flächen unterhalb der Richtung zum Himmelspol 
liegen (@ < @), strebt der Austausch einen mit der Höhe zunehmenden West- 
wind an. Die Zunahme ist um so beträchtlicher, je kleiner die Neigung der 
Flächen ist. Setzt man auf 45° Breite die für mittlere Verhältnisse noch zu 
große Steigung von 1:100 an, so nimmt der Westwind auf 1000 m Höhe um 
37 km/h zu. Ein so großes Windgefälle wird natürlich der senkrecht zu den 
ijsentropen Flächen erfolgende Austausch zu verhindern suchen, so daß im Mittel 
eine geringere Windzunahme besteht, Das bedeutet: Solange die Flächen eine 
kleine Steigung besitzen, ist die Anordnung meist stabil. Erst wenn die Lage steiler 
wird, läßt die Erdbodenreibung das indifferente Windgefälle zu, Das gilt natürlich 
für die bodennahen Schichten in stärkerem Maße als für die höher gelegenen, 
Die allgemeine Zunahme des Westwinds mit der Höhe ist zunächst eine 
Gleichgewichtsforderung. Denn die mittlere Temperaturverteilung in der Tropo- 
sphäre gibt den isobaren Flächen eine nach oben zunehmende Neigung gegen 
den Pol hin. Wie nun aber ein durch verschiedene Höhen ausgetauschtes 
Teilchen jeweils die nötigen Impulse erhält, ohne daß die normale Windverteilung 
sich ändert, das wird durch den Satz von der Erhaltung des Rotationsmoments 
erklärt. Ein Aufsteigen ist im Mittel mit einer Annäherung an die Erdachse 
verbunden, also mit einer Zunahme des Westwinds®), 
8) Die oft gehörte Erklärung, daß die nach Norden wandernde Luftmusse ihre (absolute) West- 
OÖst-Geschwindigkeit beibehalte, und daß dadurch die Westwindzunahme entstehe, ist nicht richtig, 
Das Windgefälle auf die Erdachse zu ist annähernd doppelt zo groß, als es nach dieser Theorie wäre,
	        
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