298 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1941.
Name „Portugal-Strom“, der in der britischen nautischen Literatur schon lange
gebräuchlich ist, auch in die deutsche Fachliteratur eingeführt wurde. Es schien
nicht glücklich, den Geltungsbereich des Namens „Kanarischer Strom“ — wie
dies z, T. mindestens für die Sommermonate geschah — schon vor der iberischen
Halbinsel beginnen zu lassen, Hinzu kommt, daß nach den neuen Monatskarten
der. nordatlantischen Oberflächenströmungen?) das Seegebiet vor der Westküste
Spaniens und Portugals während des größten Teils des Jahres ausgeprägte
Divergenzerscheinungen aufweist und sich dadurch vermutlich — wie auch durch
geringere Beständigkeit — von dem südlich angrenzenden Bereich des Kana-
rischen Stromes abhebt.
Bei weiter entfernten Meeren sind wir gewöhnt, zunächst „in Übersichts-
karten zu denken“; doch sollte man z, B, bei einer auch nur etwas eingehenderen
Schilderung der Strömungen des Indischen Ozeans den Namen „Mozambique-
Strom“ nicht unterdrücken. Krümmel läßt die Bezeichnung „Agulhas-Strom“
bis zur Breite von Durban (30° S) hinauf gelten ®); H, Paech verlegt die Grenze
zwischen Mozambique-Strom und Agulhas-Strom nach 25°8S7). G. Dietrich®)
setzt in seiner hydrodynamischen Untersuchung des Agulhasstromes, die sich
auf das Seegebiet um Südafrika südlich von etwa 27° bis 28° S bezieht, den
Geltungsbereich des Namens nicht ausdrücklich fest; da aber die Arbeit dem
„südlichen Agulhas-Stromgebiet“ gewidmet ist, scheint an die stillschweigende
Anwendung des Namens auch auf das nordöstlich angrenzende Meeresgebiet
gedacht zu sein. — Nach den Karten von G. Michaelis®) und M. Willimzik®)
dürfte in der Breite von Durban (30° S) durchweg die Vereinigung der aus dem
Mozambique-Kanal kommenden Strömung mit der um die Ost- und Südküste
Madagaskars setzenden Abzweigung des Südäquatorialstromes vollzogen sein;
nimmt man diese beiden Wasserversetzungen als „Wurzeln“ des Agulhas-Stromes,
3o wäre also hier, — in Übereinstimmung mit Krümmel — nicht ganz 650 sm
der 1200 km nordöstlich des Kaps, die Nordgrenze des Agulhas-Stromes im
Indischen Ozean anzusetzen,
Noch zwei weitere Beispiele aus dem Atlantischen Ozean: Über die Strö-
mungen in den kanadischen Gewässern heißt es bei Hans H. F. Meyer (a. a.
0. S. 25/26): „Der aus dem Sankt Lorenz-Golf kommende Cabot-Strom drängt
sich nach der Darstellung von J. W. Sandström an dessen Westseite. Südlich
von Neuschottland breitet er sich aus ...“ Diese Beschreibung ist u. a. auch
der knappen Erläuterung des Namens „Cabot-Strom“ zugrunde gelegt, die sich unter
den Strömungskärtchen auf der Rückseite der neuen Monatskarten der Deutschen
Seewarte für den Nordatlantischen Ozean befindet, Da aber in der etwa 55
bis 60 sm breiten Cabot-Straße zwei Strömungen deutlich zu unterscheiden sind,
neben der kräftigen auslaufenden an der Westseite die weniger mächtige, aber
doch ziemlich beständige einlaufende an der Ostseite, so wird anscheinend in
ler einschlägigen kanadischen Literatur der Name „Cabot-Strom“ nicht verwendet,
jedenfalls nicht in den wohl als maßgebend anzusehenden Arbeiten. W. Bell
Dawsons!), Die auslaufende Strömung heißt hier im Golf selbst zunächst
GaspE-Strömung (nach der Halbinsel südlich des oberen Sankt Lorenz-Golfes),
and in der Cabot-Straße, im Zustande ihrer kräftigsten Entwicklung also, wird
sie als „Kap Breton-Strömung“ bezeichnet. Die an der neufundländischen
Seite einlaufende Wasserversetzung, eine Abzweigung des Labrador-Stromes, wird
„Kap Ray-Strömung“ (nach der Südwesthuk von Neufundland) genannt. Auch
J. W.Sandström!?) verwendet m. W. den Namen Cabot-Strom nicht. Hat man
— als europäischer Betrachter — das gesamte atlantische Strömungsbild und
damit mehr den aus der Cabot-Straße kommenden Impuls der nordamerikanischen
5) Ann. d. Hydr. 68, 1940, Taf. 5 u. 6. — % Handb, d. Ozeanographie 2, Bd. 2. Aufl. Stuttgart
1911, 5.672. — 7?) Die Oberflächenströmungen um Madagaskar. Veröff. Inst, f. Meereskunde. N. F,
Reihe A. Heft 16. Berlin 1926, 8. 17. — ®%) Aufbau und Dynamik des südl. Agulhasstromgebietes,
Ebenda, Heft 27 (1935). — ®% Die Wasserbewegung an der Oberfläche des Ind. Ozeans. Ebenda,
Heft 8 (1923). — 1%) Die Strömungen im subtrop. Konvergenzgebiet des Indischen Ozeans. Ebenda,
Heft 14 (1929). — 12) Vgl. besonders seine Übersicht: The Currents in the Gulf of St. Lawrence,
Published by the Department of the Naval Service, Ottawa 1913, — 12) The Hydrodynamics of
Canadian Atlantic Waters. Canadian Fisheries Expedition, 1914—15. Ottawa 1918.