26 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1941,
seiner neuen physischen Nordpoilarkarte der 10°.Isotherme einen von früheren
Darstellungen teilweise etwas abweichenden Verlauf gibt.
Der Berechnung‘) wurde zugrunde gelegt eine auf Millimeterpapier ent-
worfene flächentreue Azimutalkarte im Maßstabe 1:30 Mill. Auf dieser wurden
die von der 10°-Isotherme eingeschlossenen Quadratmillimeter ausgezählt (a),
ferner wurde ein in gleicher Größe aus Klarzell ausgeschnittenes Flächenstück
gewogen (b) und schließlich wurde mit einem Conradsehen Polarplanimeter
planimetriert (c), letzteres je viermal in beiden Richtungen. Es ergaben sich:
a) 26.4060 Mill, qkın,
b) 26.4661 „
c) 26 4360... (Mittel aus 8 Umfahrungen)
Mittel aus a) u. b) 26.4361 Mill, qkm, abge. undet 26.4 Mill. qkm,
Differenz gegen c}) — 0.0001 &
Zum Planimetrieren wurde als Anschlußmessung ein Kreis mit einem fest.
stehenden Radius von 8 cm gemessen, dessen Fläche sich zu rund 18 Mill. gkm
ergab; der dazugehörige Radius liegt beim Maßstab 1:30 Mill. zwischen 70° N
(0 = 73.74 mm) und 65° N (g= 91.92? mm), deckt sich also annähernd mit dem
68. Parallel und ist daher etwas kleiner als das mathematische Polargebiet, be-
grenzt durch den Breitenparallel 66!/,° N, genauer 66° 32’ 30” N. Das mathema-
tische Polargebiet ist bekanntlich eine Kugelhaube, dessen Areal -— nur für
Vergleichszwecke — auf zwei Arten berechnet werden soll:
a) Auf unserer Karte 1:30 Mill; hier beträgt der Radius o für p = 66° 32 30"
nach der Formel für die flächentreue Azimutalprojektion g= 2 R - sin Ts die von
ihm umfahrene Fläche mithin 21.2179 Mill. qkm (bei einem Krümmungshalb-
messer R von 6391,86 km). _
b) Nach der Formel für die Kugelhaube, wobei für R wieder der obige
Krümmungshalbmesser zugrunde gelegt wird, h=BR sin ©, die Fläche 2 R zh
mithin 21.1414 Mill. qkm beträgt. — Das Mittel aus beiden also 21.18 Mill. qkm,
Diese beiden letzteren Zahlen bzw. das aus ihnen gezogene Mittel. beweist,
daß unsere Anschluß- und Vergleichsmessung für das mathematische Nordpolar-
gebiet mit den von anderen Autoren gerechneten oder übernommenen Werten
gut übereinstimmt, die Differenz beträgt gegenüber Supan (vgl. Tabelle) nur
0.06 Mill. qkm, d. s. <0.3% des Sollwertes, dem gegenüber der Wert H, Wagners?)
zwar um den gleichen Betrag, jedoch mit anderem Vorzeichen abweicht. In der
Rechnung selber, weder in der Methode noch im Ergebnis, kann sich kaum ein
grundlegender Fehler eingeschlichen haben. Und doch weicht das Hauptergebnis
dieser kleinen Studie, nämlich die Fläche des physischen Nordpolargebietes,
das Supan®) selber mit der 10°.Isotherme des wärmsten Monats (d.i. für die
Nordhalbkugel der Juli) begrenzt wissen will, einer Definition, der sich viele
Nachfolger aus guten Gründen angeschlossen haben, von den meisten der bisher
gebräuchlichen so ungeheuer stark ab,
Das physische Nordpolargebiet ist demnach nicht um 2.7 Mill. akm
kleiner — woran in der Literatur z. T, gewisse weitreichende Fehlschlüsse an-
geknüpft worden sind —, sondern um mehr als 5 Mill. qkm größer als das
mathematische! Es ist also ähnlich wie beim Südpolargebiet festzustellen,
daß auch das Nordpolargebiet seinen polaren Einfluß bis weit in die gemäßigte
Zone ausübt, freilich nicht in so konzentrischer Form und nicht in so extremem
Maße. wie das im Süden der Fall ist. Es ist auch gar nicht einzusehen, warum
*) Hierbei erfreute sich Verfasser der tatkräfıigen Hilfe F, Schindlers vom Tnstitut für Meeres-
kunde, dem er auch an dieser Stelle seinen Dank aussprechen möchte. — 2) H. Wagner, Lehrbuch
der Geographie. 8. Aufl, 21. Rd. Hannnver 1908, S. 568. — 3) A, Supan, Die Temperaturen der
Erde. Per, Mitt, 1579, 8. 374fl. — Diese Arbeit Supıns wird meist als die Grundlage der Be-
grenzung der Volargebiete und der 10°. Jsotherme des wärmsten Monats angeführt, Das ist nicht
der Fall! Supan wollte noch 1879 die V°-Jahres-Isotherme alı Begrenzung einführen, baut auf
dıeser auch seine Arealberechnung auf (685 100 deutsche Quadratmreilen = 37.72 Mill. qkm für das
phys sche Nordpolargebiet)., Tn der 3. Auflage seiner Physischen Erdkunde, 1903, 8. 88 ff., führt er
ersimalix die 1U°-Isotrerme des wärmsten Monats ein a's Polargrenze, olfenbar in Würdigung der von
W. Köppen (Die Wärmezonen der Erde usw., 1584) und von J. Hann (2. Auil, des Hdb, d. Klima-
toloxie 1897, 5. 6ff,) erhobenen Einwäude.