Skip to main content

Full text: 69, 1941

272 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1941, 
einzusehen: Bei Ausstrom kann sich das leichte Ostseewasser an der Oberfläche 
beliebig weit ausbreiten, bei Einstrom dagegen, bei dem sich ja das salzreiche 
schwere Wasser vorschiebt, wird die Bodengrestaltung wirksam: Das schwere 
Wasser sinkt nach dem Überschreiten der grenannten Schwellen sofort in die 
Tiefe, so daß die Front an der Oberfläche an die Schwelle gebunden bleibt. 
Da beim Absinken des salzreichen Wassers unter das Ostseewasser eine 
starke Konvergenz an der Oberfläche entsteht, so muß die Übergangszone von 
der einen zur anderen Wasserart auf einen schmalen Streifen zusammengedrängt 
werden und die Front besonders scharf erscheinen, im Gegensatz zu der Auf- 
lockerung, die sie im Kattegat erfährt. Es ist möglich, daß dieser Vorgang für 
die Ausbildung der Front insofern Bedeutung‘ besitzt, als sie beim Erreichen 
dieser Stelle immer wieder regeneriert wird, nachdem sie auf ihrer Wanderung 
zum Kattegat hin aufgelockert worden ist, 
Die Endstadien langer Einstromperioden sind, wie nebenbei bemerkt sei, 
für die Salzgehaltsverhältnisse in den Tiefen der Ostsee von entschei- 
dender Bedeutung. Aus der vorgeschobenen Salzwasserfront sinken schwere 
salzreiche Wassermassen ins Ostseebecken ab, erneuern das dort stagnierende 
Tiefen- und Bodenwasser, und rufen eine Umwälzung der Sauerstoff- und Kohlen- 
gäureverhältnisse hervor, die sich auch auf die Tierwelt auswirkt. Es ist nicht 
nötig und auch nicht ausreichend, daß dazu ein heftiger Weststurm weht, sondern 
maßgebend ist vor allem die lange Dauer der für den Einstrom günstigen 
Großweiterlage, die gar nicht mit besonders starken Winden und Strömen ver- 
bunden zu sein braucht. 
Zwischen den beiden extremen Lagen pendelt also die Beltsee-Front unter 
dem Einfluß der atmosphärischen Steuerung hin und her. Wie wir an einem 
Beispiel gesehen haben, bietet die Wanderung der Front durch die engen 
Meeresstraßen des Großen Belts und des Sunds keine weiteren Probleme, In 
den weiten in die Verbindungswege eingelagerten Meeresgebieten der Mecklen- 
burger und vor allem der Kieler Bucht, die mehrere Verbindungen mit dem 
Kattegat besitzt, liegen’die Verhältnisse jedoch unübersichtlicher, Diesem Teil 
des Übergangsgebietes, den wir bisher außer acht gelassen haben, galten eine 
größere Anzahl von Untersuchungsfahrten in den Jahren 1936 bis 1939, deren 
Ergebnisse wir nun kurz besprechen wollen, 
IV. Das Verhalten der Front in den westlichen Buchten, 
Man sollte erwarten, daß dieser Teil der Ostsee ganz besonders gut unter. 
sucht sei, bestand doch seit 1870 in Kiel die Preußische Kommission zur Unter- 
suchung der deutschen Meere, die in den folgenden Jahren das Zentrum der 
nationalen und auch. der internationalen Meeresforschung wurde. Die große 
Aktivität der Kommission erstreckte sich aber mehr auf großräumige Ziele — 
es sei nur an die Planktonexpedition erinnert — während der in unmittel- 
barer Nachbarschaft liegende Meeresteil hydrographisch nicht genauer unter- 
sucht wurde, Die zwei oder drei in die Kieler Bucht fallenden Terminstationen 
der vierteljährlichen Ostseefahrten sind für unsere Fragestellung natürlich un- 
verwertbar, und auf den deutschen Feuerschiffen gab es bis nach dem Welt- 
kriege noch keinen hydrographischen Beobachtungsdienst. So kam es, daß wir 
bei Beginn unserer Arbeiten in Kitzeberg im Jahre 1936 von der Kieler und 
Mecklenburger Bucht nur die Vorstellung eines vollkommen unübersichtlichen 
und auch uninteressanten Mischgebietes überliefert fanden, 
In diesem weiten Gebiete ist uns nicht allein mit der Analyse des Salz- 
gehaltsganges, wie wir ihn seit 1936 aus den täglichen Beobachtungen der 
Feuerschiffe Kiel, Flensburg und Fehmarnbelt ableiten können, gedient. Das 
reicht wohl in den schmalen Kanälen der Belte aus, aber hier braucht man 
flächenmäßige hydrographische Aufnahmen bei verschiedenen meteorologischen 
Situationen, 
Wir nahmen 1936 eine systematische Untersuchung vor allem der Kieler Bucht in Angriff. 
In den ersten Jahren waren wir auf das Chartern von Fischkuttern angewiesen, später hatten wir 
die günstige Gelegenheit, häufiger über das Fischereiaufsichtefahrzeug „AH. Schnoor‘‘ mit Besatzung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.