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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1941
mehr lokale Verhältnisse eingreifend mitwirken. So ist es nicht einerlei, ob z, B.
ein Beobachter auf einer Insel verstärkte Luftzufuhr von der See, oder vom
gegenüberliegenden Festland erhält; eine große Rolle spielen hier auch die
Kondensationskerne, Für den Beobachter in der Nähe einer großen Stadt ist
gs nicht einerlei — siehe u.a. die Messungen des Staubkerngehalts am Rande
einer Großstadt von W. Schmidt (Met. Ztschr. 35, 281—285, 1918) —, ob der
Wind von einer großen Stadt her, oder nach derselben zu weht. In Lindenberg
dürften wohl so gedachte lokale Einflüsse weniger durchschlagend sein). Auch
die Windstärke kann von entscheidender Bedeutung sein. So fand Gockel}) bei
starken Winden hohe P-Werte (im Punkt maximaler Polarisation); als Ursache
führt er die Verhinderung der Bildung stagnierender Luftschichten an.
Smosarski*) weist aber mit Recht darauf hin, daß dies nur für feuchten Boden
gelten könne, da bei großer Trockenheit der Wind Staub aufwirbele. Summa
summarum gilt, daß alle die atmosphärische Lichtdurchlässigkeit erhöhenden
Faktoren die Intensität der O-Strahlung, und bei nicht zu großen ©O-Höhen die
P.Größe im Zenit erhöhen, und daß weiter offenbar die Tendenz besteht, daß
Hand in Hand mit einer Vergrößerung der Luftdurchlässigkeit jedenfalls für
positive C-Höhen eine Verringerung des A- und Ba-Abstandes sowie weiter eine
Verringerung der A-Amplitude geht,
Wohl zu beachten ist, daß nicht nur trübende Teilchen verschiedener Art
und Größe die atmosphärische Lichtdurchlässigkeit herabdrücken, sondern daß
auch die Heterogenität der Luft an sich (veranlaßt durch thermische Vorgänge,
durch Wind bzw, durch Mischung verschieden feuchter Luft%) in diesem Sinne
wirken kann. — Der Einfluß der Temperatur läßt sich nach Smosarski®) von
dem des Wasserdampfgehalts nicht trennen, da sich beide gleichsinnig ändern,
Sehr zu beachten ist ferner, daß die Dampfspannung für sämtliche Polarisations-
Erscheinungen nur insofern direkte Bedeutung hat, als Wasserdampf zur Entstehung
von Kondensationsprodukten führen kann. Jedenfalls beeinflußt die im unsicht-
baren Teil des Spektrums liegende Wasserdampf-Absorption nur die Intensität
der ©O-Strahlung, nicht aber die Polarisationsverhältnisse®). Gerade daher
kommt aber der Kombination von Strahlungs- und Polarisations-
Messungen große Bedeutung zu zwecks klarer Aussonderung der
getrennten Wirkungen beider Faktoren, worauf Verfasser mehrfach
nachdrücklichst hingewiesen hat®. — Die Auffindung einer klaren Be-
ziehung der in dieser Arbeit behandelten Phänomene zur relativen Feuchte
stößt dadurch auf mehr oder weniger große Schwierigkeiten, weil die Erschei-
hungen von der gesamten, gewissermaßen einen Integralwert über den Quer-
schnitt der Atmosphäre darstellenden relativen Feuchte abhängig sind, wohingegen
die Messungen sich mur auf den Boden beziehen, deren relative Feuchte in
keinem eindeutigen Zusammenhang mit den für die Höhe geltenden Werten
stehen, Diese Frage wurde u, a, in hübscher Weise von Milch beleuchtet”).
Es sei schließlich in aller Kürze auf die Frage der Korrelationen?) zwischen
den verschiedenen optischen Erscheinungen eingegangen! Kalitin fand für den
Korrelationskoeffizienten (r) zwischen der P-Größe im Punkt maximaler Polarisa-
tion und der Intensität der Gesamtsonnenstrahlung in Pawlowsk folgende Werte:
für die ©O-Höhe +15°: +0,94 + 0.02; für die CO-Höhe = 30°: +0,82 + 0.03;
für die CO-Höhe == 40°: + 0.922 + 0.004. Die hier verwerteten Messungen fanden
bei wolkenlosem Himmel und bei nicht mit Schnee bedecktem Boden statt‘).
‘) A. Gockel, Ann, d, Phys, 56, 637, 1918. — % W. Smosarski, Gerl. Beitr, Geophys. 30,
419, 1931. — % Chr. Jensen, Gerl. Beitr. Geophys, 50, 271 u. f., 1937, — Siehe auch (ad Strah-
jung) R. Sürings Ref, über Wilskis Arbeit in der Met. Ztschr. 1902, 534 u, f. sowie (ad Polarisa
tion) A. H, Kimball, The Journ. of the Franklin Inst. 171, 333 u, f., 1911. — 4) W. Smosarski,
Ger], Beitr. Geophys. 30. 415, 1931. -— % A. Boutaric, Ann. de Phys, t. 10, 18—26, 1918. —
*) Chr. Jensen, Gerl, Beitr, Geophys. 50, 44—54, 1937; ders, Sonderabdruck a. Publ. Nr, 33 (Proto-
kolle d. Sitzgn, der Intern, Strahlungskommission in Oxford, 12, bis 15. Sept. 1936). — 7?) W. Milch,
Gerl, Beitr, Geophys. XVI, 87 u.f., 1927. — % Siehe Hann-Sürings Lehrb. d. Meteorologie,
4. Atıfl, 1926, 792-—795, — ®%) Die verschiedenen Albeden der Erdoberfläche beeinflussen natürlich
die Helligkeitsverteilung am Himmel in verschiedenem Grade, haben aber keinen Einfluß auf die
Intensität der C)- Strahlung.