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Full text: 69, 1941

Ann, d. Hydr, usw., LXIX. Jahrg, (1941), Heft IX, 
65 
Über die Grenzen zwischen Nord- und Ostseewasser®, 
Von H, Waltenberg, Kiel, Institut für Meereskunde. 
Die Karten, die wir von der Verteilung des Salzgehalts im Übergangsgebiet 
zwischen Nord- und Ostsee besitzen, verführen leicht zu der Auffassung, als 
handele es sich um einen kontinuierlichen Übergang vom hohen Salzgehalt der 
Nordsee zum niedrigen der Ostsee, der durch starke Mischungsvorgänge bedingt 
sei (vergl. Abb. 1 u. 2). Zwar wird sich jeder kritische Beobachter bewußt sein, 
daß das Ergebnis einer langjährigen Mittelbildung nicht eine genaue Vorstellung 
von der Salzgehaltsverteiluog in einem bestimmten Augenblick geben kann; 
aber wenn man stets nur die Mittelkarten vor Augen hat, so wird sich schließ- 
lich doch deren Bild als typisch einprägen. Wie verhält es sich nun aber in 
Wirklichkeit mit dem Übergang des Salzgehalts von der Nordsee zu Ostsee? 
I. Kontinuierlicher oder sprunghafter Übergang ? 
Wir greifen einige Einzelfälle heraus und verfolgen den Salzgehalt längs 
zweier Linien von Skagerrak bis in die freie Ostsee (Abb. 1 u. 3), Dabei können 
wir uns auf die täglichen Beobachtungen der 
dänischen und deutschen Feuerschiffe stützen. 
Von einem kontinuierlichen Übergang, wie ihn 
die Mittelwerte (Abb, 2) nahelegen, ist nichts 
mehr zu sehen, der Salzgehalt fällt in steilen 
Sprüngen von etwa 32% auf die 7% der 
Ostsee, Die Sprünge liegen, wie man sieht, 
keineswegs immer an derselben Stelle, sondern 
können in kurzer Zeit beträchtliche Strecken 
wandern. In jedem Falle sind zwei scharfe 
Stufen zu unterscheiden, die jedoch trotz ihrer 
Beweglichkeit eindeutig an zwei verschiedene 
Gebiete gebunden sind: eine Stufe liegt in der 
Nähe der Grenze von Skagerrak und Kattegat, 
die zweite besonders scharf ausgeprägte bewegt 
sich zwischen dem Südrand des Kattegat durch 
die sog. Beltsee bis zu den Schwellen, die 
zur eigentlichen Ostsee überleiten (Darßer- und 
Drogden-Schwelle), 
Der Übergang vom Nordsee- zum Ost- 
seewasser vollzieht sich also sprunghaft 
in zwei Schritten, und diese Grenzen besitzen 
alle Eigenschaften, die die Bezeichnung als hydrographische Front recht- 
fertigen. Drei Wasserarten werden durch diese beiden Fronten — man könnte 
sie Skagerrak-Front und Beltsee-Front nennen — voneinander geschieden: Nordsee- 
wasser—Kattegatwasser—Ostseewasser, Es empfiehlt sich nicht, bestimmte Salz- 
yehaltsbereiche für diese drei Wasserarten anzugeben, da es nicht so sehr auf die 
absolute Höhe des Salzgehalts ankommt als vielmehr darauf, daß die Wassermassen 
in sich verhältnismäßig homogen und scharf gegeneinander abgegrenzt sind. Daß 
z. B. vor dem sprunghaften Übergang zum Kattegatwasser der Salzgehalt des Nord- 
seewassers um einige Promille abnimmt und der des Ostseewassers zunimmt, 
spricht nicht gegen die Auffassung dieser Wassermassen als Nordsee- bzw. Ost- 
seewasser, Wenn wir z. B. im Ozean ‚subpolare und subtropische Wasserarten 
voneinander unterscheiden und gegeneinander grenzen lassen, — in der sub- 
tropischen Front — so wollen wir ihnen ja in der Nähe dieser Grenze auch 
nicht mehr die Eigenschaften ihrer Kerngebiete zuerteilen. Das Kriterium der 
Abgrenzung ist in jedem Falle nur der starke Gradient, entweder in der Tem- 
peratur oder im Salzgehalt oder in beiden Faktoren, 
*) Nach einem Vortrage im Geophysikalischen Kolloquium der Universität Hamburg am 
28. Februar 1941, 
Ann. d. Hydr. usw. 1941, Heoit IX.
	        
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