258 Aunalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1941,
etwa der im Mittel im Beobachtungszeitraum beobachteten Windstärke entspricht,
findet man andererseits zo = 4.8 cm etwas hoch gegen Rossbys Wert von
0.6 cm; aber wenn man bedenkt, daß im ständig wehenden Passat die Meeres-
oberfläche sehr aufgewühlt ist, könnte man mit dieser Erhöhung des Rauhigkeits-
parameters einverstanden sein. Dieser höhere Wert von z, stimmt übrigens recht
gut mit H, U. Sverdrups!) Werten, die er aus Wüsts Windmessungen zur
Schätzung der Verdunstungsmengen abgeleitet hat, überein; er findet für v =
6 m/sec zo = 3.50 cm, für v=— 8 m/sec zo = 6.00 cm. Unser Wert liegt gerade in
der Mitte, Auf jeden Fall sehen wir, daß das gefundene Kräftediagramm unseren
hydrodynamischen Anschauungen über die treibenden Kräfte in ozeanischen
Strömungen vollauf entspricht.
Für den Nordäquatorialstrom reichen unsere Beobachtungen über den ver-
tikalen Stromaufbau leider bis jetzt noch nicht aus, um eine ähnliche Rechnung
auch für einen Punkt im Zentralgebiet des NE-Passats auszuführen. Es sind
auch hier Strommessungen von zwei Ankerstationen des „Meteor“ vorhanden,
aber sie divergieren in ihren Werten so stark, daß man kaum
annehmen kann, daß sie die vertikale Stromverteilung einiger-
maßen repräsentativ wiedergeben. Aus einer entsprechenden
Rechnung ergab sich, daß im Kräftediagramm die Vektoren
ihrer Richtung nach einigermaßen gut stimmten, daß aber nach
den vorhandenen Stromstärken namentlich der Vektor der ab-
jenkenden Kraft seiner Intensität nach zu groß ausfällt, so daß
in diesem Falle von einem stationären Gleichgewicht der Kräfte
keine Rede ist. Auch für einen Punkt in der Zentralachse des
äquatorialen Gegenstromes reichen die vorhandenen Beob-
achtungen zur Verifizierung des Kräftegleichgewichts nicht aus.
Nach Palmen und Montgomery wird das Kräftediagramm
1 für diesen Strom durch die Abb, 9 dargestellt. Die Richtung der
an. 9. Kräfte- Druckkräfte an der Oberfläche und auch in der Tiefe entspricht
gramm im äqua- z x “ £
torialen Gegentrom der aus den Topographien des physikalischen Meeresniveaus
für eine vertikale and der inneren Druckflächen folgenden; an der Oberfläche ist die
Wassersäule von der ex. Sp. z nn
Oberfläche bis zur Intensität von 3x in den mittleren Längen des Ozeans an der
Untergrenze des Oberfläche von der Größenordnung 4.104 em? g sec—®, in der
DE — Druckkraft, 100 dezibar-Fläche etwa 1.5 10—* cm—? g sec-—®% in der 200 dezibar-
AK = Ablenkende Kraft Fläche sinkt sie auf sehr kleine Beträge herab; im Mittel für
“ die 150 m Deckschichte wird diese in der Hauptsache nach
Norden wirkende Druckkraft von der Größenordnung 2 10—* sein. Ihr würde von
einer nach Süden wirkenden Coriolis-Kraft. die Waage gehalten, wenn der nach
Osten fließende Strom in der 150 m-Schichte in der Breite von 5° N eine mittlere
Geschwindigkeit von 20 cm sec —} aufweist. Dieser Wert ist nicht schlecht, erreicht
doch der äquatoriale Gegenstrom im Mittel an der Oberfläche Werte von. 25 bis
35 cm sec—},
Die nach Osten gerichtete Komponente der Druckkraft soll durch die Reibung
aufgehoben werden. Diese Komponente ist nach der Topographie des physikali-
schen. Meeresniveaus im westlicheren und mittleren Teil des Atlantischen Ozeans
sehr gering, östlich 15° W aber beträchtlich. Nach Palmen und Montgomery
ist hier unter „Reibung“ in erster Linie die seitliche Turbulenz zu verstehen.
Wenn in der Hauptsache durch „seitlichen“ Energieverlust, d. h. durch Ver-
mischung mit seitlich lagernden, weniger bewegten Wassermassen der Geschwin-
digkeitsabfall der Strömung erfolgen soll, dann müßte nach den Topographien
diese Vermischung zwischen 20° und 5° W am stärksten sein, da hier dieser
Druckabfall besonders groß ist. In den Monatskarten der Oberflächenströmungen
im Atlantischen Ozean von A. Schumacher‘®) ist das jene Stelle im äquatorialen
Gegenstrom, an der ein starkes Einbiegen (Konvergenz) von Stromlinien aus den
1 H. U. Srerdrup, Das maritime Verdunstungsproblem, Ann. d, Hydr. u. mar, Meteor. Bd. 64,
8.41. 1936. — *%) A. Schumacher, Monatskarten der ÖOberflächenströmungen im Nordatlantischen
Ozean (5° 8 bis 509° N), Ann. d. Hydr. u, mar, Meteor, 1940 8, 109.
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