Ekman, V. Walfrid: Trägheitsschwingungen und Trägheitsperiode im Meere, 239
Schwingungen stimmt — mit der Genauigkeit, die bei ihrer Ermittelung überhaupt
erreichbar ist — mit dem halben Pendeltag [hier gleich 14.1 Stunden] überein.
2. Ein zweiter wichtiger Fund, diesmal im Nordatlantik, wurde 1938 auf
der Ankerstation des „Altair“ gemacht!). Die dabei beobachteten Schwingungen
sind unter anderem deshalb von Interesse, weil die verschiedenen stabil gelagerten
Wasserschichten mit verschiedenen Phasen beteiligt waren, und weil also die
Trägheitsschwingungen, obwohl vielleicht in geringem Grade, durch interne Wellen
modifiziert gewesen sein müssen. [Dasselbe gilt auch von gewissen oben erwähnten,
in der Ostsee beobachteten Schwingungen.] Es ist aber nicht meine Absicht, auf
diese Beobachtungen hier näher einzugehen; hervorgehoben sei nur, daß die Schwin-
gungen sowohl im Atlantik wie in der Ostsee kreisförmig und rechtsdrehend
waren, indem die Amplituden der N- und E-Komposanten gleich waren und
ainen Phasenunterschied von genau einer Viertelperiode aufwiesen.
3. Kürzlich hat F, Defant den Trägheitsschwingungen und verwandten
Erscheinungen eine monographische Untersuchung?) gewidmet, Hier hat er ver-
schiedene ältere theoretische Ergebnisse in einheitlicher Weise neu abgeleitet
und einige früher nicht beachtete Schwingungsformen hinzugefügt. Zum Teil
bedürfen wohl diese theoretischen Untersuchungen in bezug auf ihre geophysische
Tragweite einer gewissen Nachprüfung; auch können sie vielleicht noch etwas
ergänzt werden. Kin erster Beitrag in dieser Richtung, zu dem das Studium
der interessanten Defantschen Abhandlung mir den Impuls gegeben hat, wird
anten folgen.
Auf dem empirischen Gebiete ist es F. Defant gelungen, das Auftreten der
Trägheitsperiode in der Atmosphäre nachzuweisen, indem er meteorologische
Beobachtungen einer statistischen Bearbeitung unterworfen hat, deren weitere
Verfolgung mir sehr erwünscht erscheint. Ferner hat er eine Zusammenstellung
der bisher bekannten Belege für die Existenz von Trägheitsschwingungen im
Meere gegeben. Bezüglich dieser Zusammenstellung möchte ich indes hinsichtlich
meiner eigenen Leistungen einem Mißverständnis zuvorkommen, zu dem mög-
licherweise ein nicht ganz aufmerksamer Leser der Dissertation zum Nachteil
jüngerer Forscher veranlaßt werden könnte.
Es heißt auf S. 39: „Die ersten Feststellungen dieser Art (nämlich von Träg-
heitsschwingungen bei Meeresströmungen) gehen auf Strommessungen zurück, die
Bj. Helland-Hansen und V. W, Ekman 1930 im Nordostpassatgebiet des öst-
lichen Atlantischen Ozeans vom Bord des Forschungsschiffes »Armauer Hansen«
ausgeführt haben.“ Dies ist insofern richtig, als die betreffenden Beobachtungen
die ersten waren, aus denen man geglaubt hat, auf Trägheitsschwingungen
schließen zu können?), Es bestand aber dabei die Schwierigkeit, daß die Schwin-
zungen nicht, wie es die Theorie forderte, kreisförmig waren, sondern elliptisch,
und zwar mit dem Verhältnis 5:4 zwischen der größeren und der kleineren
Achse, Ferner konnte in unserem Falle die Periode ebensogut als 24-sonnen-
stündig betrachtet werden [die geogr. Breite betrug fast genau 30°]; die Deutung
der beobachteten Bewegung als freie Trägheitsschwingungen erschien uns deshalb
damals — es war im Sommer 1931 — nur als eine kühne und ziemlich unsichere
wenn auch immerhin plausible Hypothese, zumal solche Schwingungen bisher
nicht bekannt waren. ,
4, Inzwischen waren die ersten der oben in Abschn. 1 erwähnten, von Pro-
lessor Hans Pettersson organisierten Strommessungen in der Ostsee ausgeführt
worden, Sie ergaben bei ihrer Bearbeitung rechtsdrehende, rotierende Ströme
mit einer Periode von 14.3 Stunden. Diese Periode ist in der betreffenden Breite
gleich 12 Pendelstunden, und da für diese Periode von 14.3 Stunden eine andere
') A. Defant, Die ozeanographischen Verhältnisse während der Ankerstation des „Altair“ am
Nordrand des Hauptstromstriches des Golfstromes nördlich der Azoren, (Aus den wiss, Ergebn, der
internat, Golfstromunternehmung 1938.) Nov.-Beih. der Ann, d. Hydr, usw. 1940,
®) Friedrich Defant, Trägheitsschwingungen im Ozean und im der Atmosphäre, Inaugural-
Dissertation, Berlin 1940, Buchdruckerei F. Mitzlaff, Rudolstadt/Thür, [Gleichzeitig mit denselben
Saab herausgeg. als Heft 2 von Bd. IV der „Veröff, d, Meteorol. Inst. der Univ, Berlin“, 1940.]
3) V. Walfrid Ekman, Ergebnisse und Probleme zur Theorie der Konvektionssträme im Meere,
5. 39—41, Ergebn, d. kosm. Phrsik, hrsg. von V. Conrad, B, IV, Leipzig 1939,