936 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1941,
einanderlagerung der Isolinien, auch mit den Temperatur-Kurven in Abb. 2 und 3,
gibt den Hinweis. Um 50° W führt der Dampferweg € durch den Bereich der
kältesten Wassermassen mit Temperaturmittel im Winter < 5°, z, T. nur 3°C,
durch das arktische Wasser des südwärts setzenden Labradorstrom-Ausläufers
am Südrand der großen Neufundlandbank, Man betrachte hierzu auch das
Isoplethen-Bild der Stromgrenzen. Im Winter wird auf dem C-Weg die höchste
Wassertemperatur mit 12° bis 13°C bei 40° W angetroffen: dort greift der
Golfstrom auf der Ostseite der Neufundlandbank weit nach Norden hoch. Um
60° W führt der Seeweg ebenfalls durch die Warmwassermassen des auch hier
nordwärtsdrängenden Golfstroms, die mittlere Wassertemperatur sinkt hier im
Winter nur auf 9°C. Bei 65° bis 70° W gelangt der Seeweg in den Kaltwasser-
streifen nahe der nordamerikanischen Küste, den Ausläufer des aus Nordosten
kommenden Cabotstroms. Im Sommer beträgt die durchschnittliche Temperatur
des Golfstromwassers östlich der Neufundlandbank 17° bis 18°, westlich davon
20° bis 21° (Maximum im August); beim C-Punkt über der Bank aber nur
14° bis 15°.
Die Lufttemperatur paßt sich, das ist eine wichtige Tatsache, der Wasser-
temperatur weitgehend an’). Die Isoplethenbilder beider Temperaturen sind in
den großen Zügen ganz ähnlich. Beide Temperaturen haben im August den-
selben Höchstwert, Doch während der Niedrigstwert der Wassertemperaturen
im ‚Jahreslauf erst im Februar und März eintritt, fällt das Minimum der Luft-
temperatur meist auf den Januar; siehe die Tabelle, Dabei liegen die Tempe-
raturminima der Luft tiefer als die des Oberflächenwassers, Die Jahres.
schwankung {nach den Monatsmitteln gebildet) ist daher in der Luft größer
als im Wasser, am meisten über dem Golfstromwasser bei 30° bis 40° W und
bei 60°W, am wenigsten über dem arktischen Wasser bei 50° W, wo beide
Jahresschwankungen ungefähr dieselbe Größe haben, Gering ist der Unterschied
in der Jahresschwankung auch westlich des Kanalausgangs bei 10° bis 25° W,
Siehe Abb, 4. Die Jahresschwankung selbst nimmt, das ist klimatologisch grund-
legend, von Östen nach Westen in Wasser und Luft stark zu. Sie beträgt bei
der Lufttemperatur westlich des Kanalausgangs bis 35° W nur 7° bis 8° nimmt
bei 40° W auf 10° zu und steigt dann bis 70° W auf 17° an. Die europäische
Seite des Seewegs hat rein ozeanisches Klima mit mildem Winter und kühlem
Sommer, die amerikanische Seite hat kontinental beeinflußten Klimacharakter mit
kaltem Winter und warmem Sommer (vgl. Abb, 2 oben).
Die mittlere Temperaturdifferenz Luft minus Wasser (Tafel 20 und
Abb. 2 und 3 auf Tafel 21) ist im größten Teil des Jahres für den ganzen Seeweg
negativ, besonders im Winter, Überwiegend ist also die Luft kühler als das
Wasser?), Nur im Hochsommer wird der Temperaturunterschied im Dureh-
schnitt verschwindend klein oder teilweise positiv, Was aber besonders markant
in die Erscheinung tritt, ist wieder die über der westlichen Hälfte. des Seeweges
vorhandene starke „Bänderung“ nach der geographischen Länge. Im Früh-
winter erreicht die Temperaturdifferenz als Auswirkung des vorherrschenden
kalten Wintermonsuns aus NW den extremen Monatswert von mehr als —4°
über dem Golfstromwasser bei 40° W und bei 60°W; über dem arktischen
Wasser bei 50° W beträgt die Differenz gleichzeitig nur —1°, über dem küsten-
nahen Kaltwasser bei 70° W nur —2° Im Sommer wird die Temperaturdifferenz
bei 40°W und 60°W nahezu = 0, steigt aber bei 50° W und 70° W im Früh-
sommer bis über -+2° im Monatsmittel an. Wie Abb. 6 mit den aufeinander-
gelegten Isoplethen zeigt, treten die Extreme der Temperaturdifferenz gegenüber
denen der Wassertemperatur um einige Monate im Jahresgang früher auf.
Die Nebelhäufigkeit steht mit der Größe des Temperatürunterschiedes
Luft minus Wasser in engstem Zusammenhang, wie unsere Isoplethen-Bilder,
1) Die Temperaturen wurden aus dem Holländischen Atlas entnommen, sind aber durch über.
greifende Mittelbildung ausgeglichen, ALuft- und Wassertemperaturen sind hierbei angenähert zu-
sammengehörige Wertepaare, Die Lufttemperaturen sind im Sommer etwas zu hoch. in den Figuren
ist. eine kleine Korrektion in dieser Richtung angebracht,
?) Vgl. E. Kuhlbrodt, Kritik der Lufttemperatur-Bestimmung auf See; Größe der Temperatur
differenz Lult— Wasser auf dem Atlantischen Ozean, Ann, d, Hydr. 1936, S. 259.