Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1941.
Sehr bemerkenswert ist die Wanderungsrichtung der Tromben im
Hinblick auf den herrschenden Bodenwind. Ich finde hierüber in Hissongs
Bericht folgende Angaben:
a) Ein Wirbel, der nach Ostnordost wanderte, trug das Seeber-Häuschen
150 Fuß nordwärts.
Ein Angestellter der Öl-Kompanie sah eine Windhose in nordöstlicher
Richtung sich bewegen,
Ein Tornado um 10® Uhr am 8. April trug Mr. Martins Haus 100 Fuß
nach Nordwesten,
Die von Tromben entführten Trümmerstücke an den Hängen der
Santa Lucia-Kette wurden nordöstlich von dem Feuer gefunden,
Soweit überhaupt Angaben gemacht worden sind, lassen sie also auf ein
Fortschreiten der Tromben nach Nordosten (in einem Fall sogar nach
Nordwest) schließen, während gleichzeitig nordwestlicher Bodenwind
herrschte. Der Augenzeuge, der im Falle b) die Trombe nordostwärts ziehen
sah, berichtet direkt, „that a brisk northwest wind was blowing at that time“,
daß ein frischer Nordwest um diese Zeit blies — wie denn auch von Hissong
für den 8, April und die Folgetage Nordwestwind angegeben wird.
Nach ihm ist der Nordwestwind in der Gegend, in der die Tankanlage liegt,
immer besonders stark, ähnlich wie in dem eingangs erwähnten Los Osos-Tal,
das dem Nordwestwind als „Leitgraben‘“ dient und nach dem er den lokalen Bei-
namen „der Osos-Wind“ hat. Hissong erwähnt, daß er bei einem Besuch der
Tankanlage am 11. April den Nordwestwind daselbst zu 65 bis 80 km/h geschätzt
habe, während gleichzeitig auf seiner Beobachtungsstation nur 24 km/h registriert
wurden,
Es ist also nicht etwa zur Zeit der Windhosen ein leichter und deshalb in
der Richtung veränderlicher Nordwestwind herrschend gewesen, so daß die Wind-
hosen mit intermittierendem Südwestwind hätten ziehen können. Vielmehr wehte
gerade sehr lebhafter und deshalb wohl auch in der Richtung recht bestän-
diger Nordwestwind. Trotzdem scheinen die Tromben nicht in südöstlicher,
sondern in nordöstlicher Richtung gezogen zu sein.
Leider berührt Hissong diesen Umstand überhaupt nicht und läßt deshalb
auch nichts darüber verlauten, ob etwa in dem Zug der aufsteigenden Masse
schwarzen Ölrauchs eine Windschichtung in niedriger Höhe sich verraten habe.
Er geht lediglich auf den Fall der Hausversetzung nach Nordwesten ein und
meint, daß dieser Fall eines Trombenzuges gegen den herrschenden Wind mit
der Ausbildung eines Leewirbels hinter den dort liegenden, etwa 150 m hohen
Hügelrücken zusammenhänge. — Im übrigen muß man wohl annehmen, daß der
Nordwestwind schon in geringer Höhe ziemlich scharf nach Südwest rückdrehte.
Näheres läßt sich aber nicht darüber sagen, und die Frage, ob diese vermutliche
Drehung eine Mitursache oder eine notwendige Bedingung für die einzigartige
Trombenbildung war, bleibt hierbei offen.
Nach den geschmolzenen gußeisernen Paßstücken zu schließen, die man an
der Stätte des Brandes fand, muß das Feuer auf seinem Höhepunkt eine Tem-
peratur von 1100 bis 1400° C entwickelt haben, Hissong ist der Ansicht, daß
lie dadurch bewirkte mächtige Konvektion im Zusammenwirken mit der starken
Luftströmung aus Nordwest zur Ausbildung der zahlreichen Windhosen geführt
habe. In der Tat muß man wohl der kräftigen horizontalen Luftbewegung in
den bodennahen Schichten wesentlichen Anteil an der Trombenbildung zuschreiben:;
Die aufsteigende, unten von allen Seiten Luft ansaugende Luftmasse über dem
riesigen, zusammenhängenden Feuerkomplex hat man sich in dem horizontalen
Luftstrom als Hindernis vorzustellen, auf dessen Leeseite (Südostseite) ein Luft-
defizit mit Druckerniedrigung und Tendenz zu Wirbelbildung entsteht. Bei
ruhiger Luft wäre also die Trombenbildung wahrscheinlich ausgeblieben.
Zu den fünf Aufnahmen von Tromben, die Hissong seinem Bericht bei-
gegeben hat, wird von ihm leider wenig gesagt. Man erfährt lediglich, daß
die Aufnahmen kurz nach Mittag am 8. April gemacht worden sind und daß
dabei die Kamera direkt nach Süden gerichtet war, so daß die Tromben — im
n)