Hebecker, O.: Schiffsschwingungen unter Seegangs- und Windeinfluß, 139
Einflusses festzustellen, wurde mit mäßiger Fahrt und mit möglichst wenig Ruder
ein Drehkreis gefahren und dabei ständig der Winkelabstand einer zum Schiff
festen horizontalen Quermarkierung (Null) von der Kimm gemessen. Als Wind-
stärke konnte ein gleichmäßiger SSW von 2 Beaufort und in einem zweiten
Falle ein ebenfalls gleichmäßiger SzO von 3 Bft, benutzt werden. Es sollte sich
um die Messung statischer Krängungen handeln, um einen Einblick in die Größen-
ordnung zu erhalten, Die Ergebnisse sind in den Kurvenblättern „Windkrängung“
und „Drehfahrtkrängung“ zusammengestellt. Im ersten Beispiel wurde sowohl
über St-B. als auch über B-B. gedreht. Die erhaltenen Kurven fallen nicht auf-
einander trotzdem die einzelnen Punkte sich gut anordnen; die Einzelkurven
ergeben vielmehr eine Zusatzkrängung, die in jedem Falle nach außen liegt und
als von der Zentrifugalkraft herrührend anzusehen ist, Diese Zusatzkrängung
vergrößert sich im Verlaufe des Versuchs und wird gegen Ende desselben am
größten. Es besteht die Möglichkeit, daß diese Erscheinung durch Sickerwasser
hervorgerufen wird. Das Schiff war voll beladen und mit 0.50 m steuerlastig,
Für die erste MeßSreihe findet man aus dem MG ein Moment des Wind-
druckes, welches bei Quereinfall 6.4 mt beträgt. Der entsprechende Wert wird
im zweiten Beispiel 19,2 mt. Diese Werte verhalten sich wie die entsprechenden
Winddrucke. Diese sind 0.6 und 1.7 kg/m*. Berechnet man aus den Winddruck-
momenten mit plausiblen Hebelarmen die vom Wind getroffene Fläche, so kommt
man zu Beträgen, die sehr viel größer sind als die Projektionsflächen des Über-
wasserschiffes. Daraus muß man schließen, daß der Anteil der Masten und
YTakelage erheblich ist, Andererseits gewinnt man einen Anhalt für die Größen-
ordnung der durch Wind erzeugten Rollamplituden, Zugleich erkennt man aus
dieser Messung den außerordentlich schädlichen Einfluß des Windes beim Werft-
krängungsversuch, Zum Vergleich ist eine Drehfahrtkrängung mit Windeinfluß
dazugesetzt.
2. Allgemeines Seegangsbild.
Die Reise war eine ausgesprochene Schönwetterreise, Als Windstärken wurden
überwiegend 2 bis 4 Bft, angetroffen, Ganz vereinzelt frischte es bis auf 5 Bft. auf.
Dementsprechend war der Seegang. Eine ausgeprägte Dünung, wie sie in den
Weltmeeren ständig vorhanden ist, wurde nur ganz vereinzelt und in so geringer
Stärke angetroffen, daß sie kaum mit Sicherheit zu beobachten war, Der Seegang
entsprach der Windstäke und der Windrichtung,
Das allgemeine Seegangsbild kann folgendermaßen beschrieben werden. Die
Meeresoberfläche bildet ein gleichmäßig ungeordnetes Seegangsbild, bestehend
aus kurzen, wenige Meter langen Wellen mit geringen Kammlängen, die haupt-
sächlich in der Windrichtung laufen. Es treten alle möglichen Wellenlängen
gleichzeitig auf und vielfach auch mehrere Fortpflanzungsrichtungen, so daß es
zu stehenden Wellen kommt (Bild 7), die ständig zwischen den fortschreitenden
vorhanden sind. Dieser in den Seegangsaufnahmen als „unregelmäßig“ bezeich-
nete Seegang (Bild 5) 1äßt sich etwa mit einem gepflügten Acker vergleichen,
auf den das Wetter und besonders der Regen schon längere Zeit eingewirkt haben,
so daß die Schollen z. T, wieder zerfallen sind, aber der Weg des Pfluges noch
erkennbar ist. Aus diesem Untergrunde heben sich ziemlich gleichmäßig ver-
teilt Stellen mit ausgeprägten großen Wellen hervor (Bild 8), Eine, höchstens
zwei tragen Schaumköpfe, von denen sich Schaumstreifen durch die Täler
grstrecken. Die sich von Kamm zu Kamm erstreckenden Täler sind oft glatt.
Auf den Bildern Nr, 3 bis 6 wurde durch Geländerrechtecke photographiert, so
daß man aus der Lage des Objektivs zum Geländer und aus der Höhe der Recht-
eckseiten über der Wasseroberfläche die Größe der vom Geländerrechteck be-
grenzten Meeresoberfläche berechnen kann. Letztere ist ein Trapez, dessen Grund-
seiten parallel zum Schiff liegen, Für Bild 6 ist die dem unteren Stabe ent-
sprechende Trapezseite etwa 30 m lang, die obere 80 m, und die Tiefe (Höhe des
Trapezes) beträgt 120m. Der Abstand der benachbarten Seite vom Schiff ist
60 m. Durch Vergleich mit dem oberen Geländerstab findet man als Wellenlänge
40 m, Die Periode dieser Welle wurde mit 5° abgestoppt, daraus wird die Wellen-
länge nach der Beziehung A = 1.56 Ti = 838m. Weiterhin erkennt man, daß die
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