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Annalen der Hydrographie nnd Maritimers Meteorologie, April 1941.
Tabelle 1. Mittlere Höhe der Tropopause im Winter (TI, 11) und Sommer (VI, VI) 1939
in geodynamischen’) km Höhe und die mittlere Temperatur.
" Winter Sommer
Mittel 'Beob.-'!
gkm | Zahl | Femp.
Max, | Min,
gkm | gkm
Mittel
km
Beob.- la
| Zahl | Temp,
Max. Min.
gkm | gkm
5) DA
Warschau ......4..
EC
Smolenak ..0.00u404
Sioutzk casa s00000
6 (20)
46 | (25)
9.6 (27) Fü
90 (2) | —
9.5 @)! -
118 8.4
10.7 | 5.7
11.3 | 7.5
1a
7
10,5 |
10,0 |:
105
17)
14.4 28
12.0 | 92
25 | 82
Ki
7
im Sommer 1938 Radiosonde-Aufstiege in größerer Zahl gemeldet wurden. Aber
offenbar reicht das Material aus; denn die monatlichen Mittelwerte, Maxima
und Minima der Höhe der Tropopause zeigen bei allen Stationen das gleiche
Bild. Selbst die Stationen Smolensk und Sloutzk mit nur je vier Beobachtungen
fügen sich in die Liste gut ein.
Berücksichtigen muß man dabei besonders, daß ja auch im Winter gelegentlich
Tiefdruckgebiete, die alle etwas Kreiselwirkung besitzen, bis tief nach Rußland
hineindringen, wie jeder Prognostiker weiß; das Bild wird also vielleicht über
dem asiatischen Kern, etwa von Irkutsk nach Süden bis Südwest, stärkere Merk-
male in der Höhe der Tropopause aufweisen als in unserer Liste, die sich auf
das Randgebiet bezieht,
Auch die Ballonsonde-Aufstiege 1921 bis 1929 in Abisko®) zeigen das gleiche
Bild nach der folgenden Liste (Tab, 2):
Tabelle 2, Monatsmittel der Höhe und Temperatur der Tropopause in Abisko,
a as an | my vn | vin | van | x. | x. | x | Xu.
Geodyn. km} 8.84| 9.46 10.0 0.25 0 9.36| 1032| 0 10.52| 8310 10,59| 9.24°
Temperatur : ; |
9Caw00s 155.7 |-59.9 |-52.0 1440 |-47.0 | -482 508 49,6 149.6 | 58,7 02
—
Es liegt nahe, die Hebung der Tropopause im Sommer aus der Ausdehnung der
Troposphäre infolge der Erwärmung im Sommer zu erklären. Rechnet man mit
dem Ausdehnungskoeffizienten aller Gase */..,, so muß ein allgemeiner Anstieg
der Temperatur in der Troposphäre von 0” C auf 273° C ein Ansteigen der
Tropopause von 10 km um !/,4„ also um 1 km zur Folge haben, Dies wird im
folgenden nachgeprüft.
Zunächst aber mögen einige allgemeine Überlegungen über die Temperatur
der Stratosphäre und ihrer Basis, der Tropopause, eingeschaltet werden, weil
meteorologische Denkgewohnheiten uns hier leicht irreführen könnten,
1. Nur im Winter stammt in der Stratosphäre kalte Luft von Norden. Im
Sommer ist die Stratosphäre in der Polarregion infolge dauernder Sonnen-
strahlung wärmer als in unseren Breiten, so daß ein Lufttransport aus Norden
warme Luftmassen in der Stratosphäre über uns herbeiführt, In unseren Breiten
und am Rande des Kontinents ist die Temperatur der Stratosphäre im Durch-
schnitt etwa — 55° von 10 bis 18 gkm Höhe das ganze Jahr hindurch. In Abisko
(6814° N-Breite) ist sie im Sommer in 10 gkm Höhe — 47° in 18 gkm — 38° €.
2. Wird die Stratosphäre über einer sehr großen Fläche im ganzen gehoben
{durch Erwärmung der Troposphäre), so ändern sich Temperatur und Luftdruck
in ihr nicht, obgleich jedes Teilchen in größere Höhe gelangt ist, Denn die Luft-
masse über der Tropopause bleibt ungeändert, der Druck also auch, und folglich die
Temperatur, die sich nur wegen der Anderung des Luftdrucks mit der Höhe
Ändert, ebenfalls, Ebensowenig ändern sich Luftdruck und Temperatur, wenn
die Stratosphäre über großen Flächen absteigt. Höhenänderung braucht also
in der Stratosphäre keine Temperaturänderung mit sich bringen. Prinzipiell
4 Um 2% kleiner als die gewöhnlichen geometrischen Kilometer.
2) Lancers de Ballons sondes d’Abisko de 1921—1029 par Bruno Rolf. Meddelanden {irän
Statens Met.-Hydr.-Anstalt Bd. 6 Nr. 5. Stockholm 1932.