Dr. Hans Müller-Annın: Singularitäten des Niederschlags in Nordwestdeutschland. 95
Vorhersage der Singularitäten während der entsprechenden Zeit nach dem
Spiegelungspunkt benutzen lassen, Zweckmäßigerweise wird man zur Auffindung
des Spiegelungspunktes die Kurve bis zu diesem Termin in Wellen zerlegen.
Einen Anhalt für die Brauchbarkeit des gerade entwickelten Gedankens bietet
wieder die Arbeit Preusches
{in diesem Zusammenhang sind noch die Dissertationen von Sechmiedel und
Model aus der Leipziger Reihe zu nennen. Schmiedel weist nach, daß die
großräumige Steuerung der Fall- und Steigyebiete im gleichen Abstand vor und
nach dem Spiegelungspunkt weitgehendst gleich sind. Aus der Arbeit geht
weiter hervor, daß diese Steuerung auch einem Rhythmus unterliegt, Da nun
der Zusammenhang zwischen Großwetierlage und Xıederschlay entsprechend eng
ist und bei bestimmten Großweiterlayen (Steuerung) die Druck verteilungen auch
am Boden Ähnlichkeiten aufweisen, konnten bisher mit den Spiegelungspunkten
des Luftdrucks an einer Station schon gute Vorhersagen gemacht werden, All
dies legt den Sehluß nahe, aus der wellenmäßigen Betrachtung des Niederschlags
unter Benutzung des jeweiligen Spiegyelungspunktes eine Erhöhung der Be-
nutzbarkeit der Singularitäten für die kurzfristige Vorhersage zu erzielen (eben-
falls mittelfristig), Eine weitere Stützung dieser Gedanken bietet die Modelsche
Arbeit über die Wetrerkartensymmetrie.
{m Einzeljahr müßte die Freilegung der Wellen natürlich durch Zusammen-
fassung mehrerer Stationen geschehen, um die in den einzelnen Jahren vor-
handene größere Zufällizkeit des Niederschlags weitgehendst auszuschalten. Nach
der hier beschriebenen Methode sind fortschreitend die Wellen zu isolieren, Diese
könnten dann schon für kurze Zeit extrapoliert und somit lür eine Vorhersage
zutzbar gemacht werden. Damit eryibt sich auch, daß, wenn einmal die Singu-
Jaritäten gegenüber dem mittleren Termin etwas verschoben sind, sich diese
Verschiebung lange hält, Diese Erfahrung wurde oft gemacht, so daß man auch
gelegentlich ohne Isolierung der Wellen durch Verschiebung des mittleren Termins
gute Vorhersagen erzielt. Nach Auffindung des Symmetriepunktes in der Nähe
des mittleren Termins und durch Beschtung gleicher oder entgegengesetzter
Phase der einzelnen Wellen an diesem Punkt, wird die bis zu diesem Punkte
vorhandene Analyse durch Umklappen zu einer Vorhersagekurve. In diesem
Zusammenhang wäre vorher eine solche Untersuchung mit dem ausführlichen
Preuscheschen oder ähnlichem Material anzustreben.
Anhaltspunkte über die Art der Singularitäten gibt, wie die Erfahrung zeigte,
die gleichzeitige Benutzung der Analyse der mitileren Anzahl der Niederschlags-
tage von mn‘ und n’”” sowie der Summe m, Hierbei sind die Singularitäten
deutlich, wenn alle 3 Darstellungen ein Maximum oder Minimum aufweisen. Im
Sommer ist oft nur bei n‘” eine Singularilät vorhanden, d, bh. es fallen gern
großmengige Niederschläge, z. B. gibt es Gewitter, nicht dagegen häufige Nieder-
schläge kleinerer Menge. Da die Wetterlage (synoptisch gesehen) bei beiden
grundlegend verschieden ist, läßt sich die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens der
Vorhersage schon vorher abmr-ssen, bzw, für eine Detaillierung der Vorhersage
verwenden. Beachtet werden aber muß immer ein solcher Zeitpunkt, an dem die
7- und 13tg, Welle gleichzeitig ein Maximum oder Minimum haben. Die genaue
Betrachtung der Wellen bei den verschiedenen Darstellungen des Niederschlags
{n’, n’’‘ und m im wesentlichen) bietet bei einer Übertragung auf das synoptische
Bild einen guten Anhalt für eine mittelfristige Vorhersage, Ein gleichzeitiges
Beachten der Singularitäten, besonders der Temperatur, vervollsıänd-gt das Bild
in jeder Weise und trägt zu einer weiteren Vervollständigung der Vorhersage bei,
Längeres Beschäftigen mit diesen interessanten Problemen wird zu einer
Verbesserung der Vorhersage führen, zum mindesten aber die Möglichkeiten, die
Singularitäten für eine Vorhersage zu benutzen, weiter heraufsetzen.
Zusammenfassung,
Aus der homogenen Niederschlagsreihe von Gütersloh (74 dahre) wurden
Pontadenwerte verschiedener Niederschlagsdarstellungen berechnet und durch
Vergleich dieser Werte untereinander die Singularitäten des Niederschlages