Dr. Hans Müller-Aunnen: Singularitäten des Niederschlags in Nordwestdeutschland. 87
Eine Erweiterung der Erklärung der Singularitäten bringt darüber hinaus
noch die Gegenüberstellung der Temperaturanomalien mit den Unstetigkeiten im
Niederschlagsverlauf. Für diesen Vergleich lag mir das selbst bearbeitete Material
von Annen vor!) (12 km südwestlich von Dortmund). In dieser Arbeit gewann
ich die Temperatursingularität durch Beachtung der Streuung der täglichen
Temperaturwerte, Nur diejenigen Temperaturabweichungen erachtete ich als
singulär, wenn die zu dem Tag gehörige Streuung unternormal war. Denn erst
dann war die Abweichung der Temperatur von der Normalen regelmäßig. Dieser
Arbeit entnahm ich die Temperatursingularitäten und stellte sie den positiven
Niederschlagswerten gegenüber. Dabei zeigt es sich, daß in den Monaten Mai
bis August, die nur bearbeitet wurden, in keinem Fall positive Temperatur- und
Niederschlagsanomalie gekoppelt waren, Dagegen konnte ich den 8 negativen
Temperaturabweichungen 6 Termine mit hoher Niederschlagsbereitschaft zuordnen.
Dabei bestand im ganzen eine Tendenz der Zuordnung dahin, daß der betreffende
Temperaturtermin etwas nach dem Niederschlagstermin lag. Dies entspricht auch
vollkommen dem synoptischen Bild der Kälterückfälle: erst die Niederschläge,
dann der Temperaturrückgang. Zusätzlich ist hier noch zu bemerken, daß von den
beiden fehlenden Terminen des Temperaturrückgangs diese mit großer Niederschlags-
bereitschaft an 2 von den 3 Stationen (Gütersloh, Lüneburg, München) gekoppelt
sind, doch wurde ein solcher Termin ja nicht als Niederschlagssingularität gezählt.
Diese weitergehende Übereinstimmung von Kälterückfall und hoher Niederschlags-
wahrscheinlichkeit ist also sehr ausgesprochen und gesetzmäßig. Das gleich gute
Ergebnis wurde im ersten Teil der Arbeit schon bei den Pentaden gefunden.
(Termine der Kälterückfälle: 19, V., 27. V., 7. VI, 14. VI, 25. VI, 18. bis 20. VII,
6. bis 7, VIII. und 24, VIII).
2. Vergleich der Niederschlagstage mit großen Mengen,
Eine besondere Diskussion der Niederschlagstage mit 21,0 mm (n’‘) verlohnt
nicht. Die Häufigkeitszahlen sind so stark mit denen der Tage z 0,1 mm korreliert,
daß sich dieselben Unstetigkeiten ergeben.
Die Reihe mit den Niederschlagstagen Z 10,0 mm (n'’”’) zeigt in ihrem Jahres-
gang ein etwas anderes Bild als die beiden vorgenannten. Auch ist die Charakteristik
der Kurve etwas anders, Größere Schwankungen treten im Winter bei der geringen
Zahl der Tage nicht auf. Das Bild zeigt aber große Unstetigkeiten, wenn auch
die Breite der Maxima bzw. Minima nicht so groß ist wie bei n’ und nn”. Trotz-
dem zeigt auch diese Reihe n’’’ noch große Übereinstimmung mit n', Über die
ganze Zeit treten deutliche Unterschiede nur an 7 Stellen auf:
w— D — u’ — m + N + yy m“ WW +
5.— 607 22.1110 6—7. VILLE SIXE ML X, 25, KIM), 26. IL.
Von diesen war als negative Singularität der 5.—6. V, und als positive der 11. X,
festgestellt. Die übrigen Termine galten als nichts Besonderes, Damit wäre eine
gute Übereinstimmung auch mit dieser Reihe n’‘ nachgewiesen. Die Singularitäten,
die bei n’ nachgewiesen wurden, erfahren also ihre Erhärtung durch das fast
gleichzeitige Auftreten in allen 3 Reihen. ‘
Der Vollständigkeit halber wurde auch die Niederschlagsmenge einer Be-
trachtung unterzogen, Diese kann zwar nichts wesentlich Neues mehr bringen,
weil die Reihe n’” mit ihr gute Übereinstimmung zeigt. Denn letzten Endes wird
eine hohe Niederschlagsmenge nicht durch viele kleine, sondern durch die starken
Niederschläge hervorgerufen. Der Vergleich der Reihe n’”” mit Reihe m zeigt
denn auch die frappante Ähnlichkeit zwischen beiden, die noch besonders deutlich
wird, wenn man durch Mittelbildung über 3 Werte die Zufallswerte stark reduziert
(siehe auch die Kurven im Anhang). Da in der Niederschlagssumme die kleinen
Niederschläge, wenn auch nur mit geringem Gewicht, eingehen, so vermeidet die
m-Reihe dadurch sogar die Diskrepanzen mit der n’-Reihe, die die Reihe n‘’’
noch aufweist (siehe letzten Absatz). So fällt bei der m-Reihe der Unterschied
gegenüber n’ fort am 6. V., am 6. VIL, am 11. X. und am 26. XII, so daß nur
‘) H. Müller, Eine Studie über die Struktur des sommerlichen Temperaturvorganges, Ann. d.
Hydr, 1935, 8. 305 und 466,