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Full text: 68, 1940

Lange, E.: Über die Gewichte astronomischer Zeitbestimmungen, 
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der Deutschen Seewarte, die u,a, zur Folge hatte, daß von diesem Zeitpunkt an 
Zeitbestimmungen an jedem auch nur einigermaßen klaren Abend angestellt 
werden. Das bedeutete aber, daß von diesem Zeitpunkt an in viel stärkerem 
Maße als vorher Zeitbestimmungen mit wenigen oder bezüglich des Zenits 
ungünstig verteilten Sternen in die Ausgleichung aufgenommen werden mußten, 
Die Tatsache der hierdurch noch vergrößerten Streuung und das Vorhandensein 
der ganggenauen Quarzuhren ließ mich einen neuen Weg zur Genauigkeits- 
steigerung der Zeitbestimmungsergebnisse suchen, Die Aufgabe, die ich mir 
stellte, war, die Zeitbestimmungen, ohne an der Methode ihrer Beobachtung oder 
Berechnung etwas Zu ändern, mit Gewichten zu versehen, In den nachstehenden 
Zeilen soll nun über drei auf der Deutschen Seewarte im Verlaufe der ver- 
zangenen fast sechs Jahre mit nachweisbarem Erfolg angewendete Gewichts- 
bestimmüungsmethoden für astronomische Zeitbestimmungen berichtet werden, 
£s ist ein an und für sich naheliegender Gedanke, die einzelne astronomische 
Zeitbestimmung, die ja nichts anderes darstellt als einen Vergleich unserer 
Uhrenangaben mit der Rotation der Erde, genau so mit Gewichten zu versehen 
wie jede andere physikalische, geodätische oder astronomische Messung, 
Allgemein betrachtet stellen sich dieser Belegung mit Gewichten jedoch sofort 
bedeutsame Schwierigkeiten entgegen, Was bedeutet denn die Belegung einer 
Zeitbestimmung mit einem Gewicht? Sie bedeutet nichts anderes, als ibr von 
vornherein eine ganz bestimmte Genauigkeit zuzuordnen, Jede solche Zuordnung 
verlangt jedoch eine Normale, hier also eine Zeitnormale, die mir durch Messung 
des jeweiligen Abstandes des Zeitbestimmungsergebnisses von ihr ein Maß für 
die Genauigkeit gibt. 
Solange der Zeitdienst der Deutschen Seewarte mit Pendeluhren durchgeführt 
wurde, war eine derartige Betrachtung, wie ich sie eben anstellte, völlig zwecklos, 
da man auf Grund der Gangleistungen der Pendeluhren nie wußte, ob die Ab- 
weichung des Zeitbestimmungsergebnisses von der Zeitnormalen, damals gegeben 
durch die Stände einer oder mehrerer Präzisionspendeluhren, den Ühren oder den 
Zeitbestimmungen zur Last zu legen war, welch letztere außerdem noch durch die 
uns damals fast völlig unbekannten persönlichen Beobachterfehler verfälscht waren. 
Es war also, um dem Problem der Gewichtserteilung überhaupt näher zu 
kommen, notwendig, Uhren mit so guten Gangleistungen zur Verfügung zu haben, 
daß man, etwa von einer Zeitbestimmung ausgehend, alle nachfolgenden Zeit- 
bestimmungen an Hand der mit dem genau bekannten Gang extrapolierten Uhr- 
stände, die also dann die gewünschte Zeitnormale darstellen würden, nachprüfen 
konnte. 
Diese wichtigste Vorbedingung war auf der Deutschen Seewarte seit dem 
19. September 1933, also seit Beginn der werktäglichen Übertragung der Quarz- 
üahrkontakte seitens der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt zu Berlin-Char- 
lottenburg und der später erfolgten Inbetriebnahme der eigenen Quarzuhren der 
Deutschen Seewarte gegeben, Erst jetzt standen tatsächlich Uhren zur Verfügung, 
deren Gangleistungen eine Aussicht auf Lösung des Problems der Gewichtserteilung 
bei astronomischen Zeitbestimmungen eröffneten, und die zugleich das Problem 
der persönlichen Beobachterfehler soweit lösen ließen, daß eine allzustarke Ver- 
{älschung‘ der Gewichte durch sie nicht mehr zu erwarten war. 
Für notwendig überhaupt erachtete ich schon seinerzeit die Belegung der 
Zeitbestimmungen mit Gewichten, Die absichtliche, an anderer Stelle bewiesene (2), 
Häufung der Zeitbestimmungen ließ zwar die Bedeutung der einzelnen scheinbar 
geringer werden, Die Anwendung von Ausgleichungsmethoden und die Zugrunde- 
legung der Zeitbestimmungen für die richtige Auslösung der Funkzeitzeichen 
verlangte jedoch in stärkerem Maße als bisher eine sorgfältige Genauigkeits- 
abschätzung jeder einzelnen Zeitbestimmung. 
Das mittlere Intervall zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zeitbestimmungen 
betrug vom 1, Januar 1929 bis zum 30. September 1933 etwa 5%, vom 1, Okto- 
ber 1933 an jedoch etwa 1°7. Das bedeutet, daß während des erstgenannten 
Zeitraumes für die Beobachtungen im allgemeinen einwandfreie und klare Abende 
ausgesucht werden konnten, daß dagegen vom 1. Oktober 1983 an durch Wegfall 
Arnd. d. Hrar. usw. 1940, Belt IL
	        
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