436 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1940.
Analyse der westeuropäischen Zyklone vom 17.
bis 19. Dezember 1936. In wier Abschnitten
werden behandelt: die allgemeine Wetterlage dieser
Tage, die Warmfront-Fläche (17. bis 18. Dez.), der
Warmsektor (18. Dez), die Kaltfront-Fläche
(19, Dez.), während ein fünftes Kapitel der nach
jolgenden Zyklone vom 19. bis 20, Dex, 1936 ge
widmet ist und das abschließende sechste speziell
die Ergebnisse der Brüsseler Ballonsonden vom
18. bis 19. Dez, (9 wiedererlangte mit einer Durch-
schnittshöhe von 191/, dyn. km) eingehend darstellt.
Eine außerordentlich reichhaltige Arbeit, in der
zußer dea (nach norwegischer Methode analysierten)
Bodenwetterkarten und den (dem Seewarten-
Wetterbericht entlehnten) Höhenkarten z, B. bildlich
gebracht werden: Karten der Frontbewegung, Topo-
graphien der Frontflächen, Isoplethendiagramme,
gerologische Barogramme, Warmsektor-Schnitte
and die Zustandskurven zahlreicher Aufstiege,
In der zweiten Abhandlung bringt V.Mieghem
die theoretische Ableitung einer Formel für die
dynamische ET US worunter eine
Druckänderung verstanden wird, die auf die yverti-
kale Verschiebung von Lultmassen zurückgeht —
im Gegensatz zur advektiven Druckänderung, die
allein aus dem horizontalen Luftmassentransport
resultiert (beides 1okale Druckänderungen),
Die Formel hat das Aussehen
[3
P a7
ÖPa = (zz zz dz,
&
worin (#p)a die (lokale) dynam. Anderung des
Luftdrucks p in der Höhe z bedeutet, R die Gas-
konstante der Luft, # die Schwere, 7, den adiaba
tischen Temperaturgradienten, » den herrschenden
vertikalen. Temperaturgradienten, T die absolute
Temperatur der Luft und dx die vertikale Ver.
schiebung des Luftabschnities über z. Der Verf
rermag an Hand einer aerologischen Statistik Pal:
mens zu zeigen, daß die lokalen Druckänderungen,
welche in einer polaren (allgemeiner: barotropen)
Atmosphäre bei der Umwandlung einer Zyklone
'Po == 986 mb) in eine Antizyklone (py = 1029 mb) —
der umgekehrt — in der Vertikalsäule 0 bis 18 km
vor sich gehen, im wesentlichen dynamische Ande-
(ungen sind, die durch die obige Formel dar-
gestellt werden. r
Die dritte Arbeit — über die Deformations-
felder in den Zyklonen und Antizyklonen —
schließt sich eng an die vorhergehende an, in der
zus der Verteilung der potentiellen Temperatur in
Hoch und Tief die vertikalen Luftverschiebungen
bestimmt. worden waren. In bezug auf das Massen-
feld. leitet der Verf, die Sätze ab:
Bei der Bildung einer Antizyklone (aus dem
Zyklon ba einer polaren Atmosphäre zer-
streut sich die Luft unterhalb 5.4 km und ober-
halb 9.6 km, und sie häuft sich an zwischen diesen
beiden Niveaus (wobei diese Anhäufung von Luft
soviel größer ist als die Zerstreuung, daß der
Boden-Luftdruck um 43 mb steigt).
Bei der Bildung einer Zyklone (aus dem Anti-
zyklonalstadium) in einer polaren Atmosphäre häuft
sich die Luft an unterhalb 3 km und oberhalb
11 km, und sie zerstreut sich zwischen diesen
beiden Niveaus (wobei diese Zerstrenuung von Luft
soviel größer ist als die Anhäufung, daß der Boden-
{nuftdruck um 43 mb fällt).
Bezüglich der vertikalen (1) und horizontalen (2)
Deformationen ergibt sich:
(1) Bei der Umwandlung Tief —> Hoch findet
eine vertikale Kontraktion unterhalb 6.2 km und
oberhalb 9.9 km statt, zwiscben diesen beiden
Niveaus eine Dilatatioo, .
Bei der Umwandlung Hoch > Tief findet
gine vertikale Dilatation unterhalb 3.5 km und
oberhalb 11,5 km statt, zwischen diesen beiden
Niveaus eine Kontraktion.
© Bei der Umwandlung Tief --=> Hoch findet
eine horizontale Dilatation unterhalb 5.4 km und
obehalb 9.8 km statt, zwischen diesen beiden
Niveaus eine Kontraktion, .
Bei der Umwandlung Hoch —= Tiet findet
eine horizontale Kontraktion unterhalb 3 km und
oberhalb 11km statt, eine Dilatation zwischen
diesen beiden Niveaus,
In dem vierten Aufsatz nimmt der Verfasser
die Nachricht von einem französischen Strato-
sphärenflug zum Anlaß, um der verbreiteten An-
sicht entgegenzutreten, daß die Stratosphären-
fliegerei sich über die atmosphärischen Störungen
erhöbe und hierdurch meteorologisch besonders
begünstigt sei. Er zeigt, daß die Zyklonendurch-
gänge in der Subsiratosphäre (etwa an der 200 mb-
Fläche) barisch besonders ausgeprägt sind, daß
Auch die Temperaturänderungen In der Stratosphäre
denen der Troposphäre durchaus nicht nachstehen,
und weist auf die ungeheuren Windgeschwindig-
keiten (oft > 200 km/h} und die Böigkeit in jenen
Höhen hin. Für die stratosphärische Temperatur-
änderung bringt er ein „Schulbeispiel“ mit etwa
20°C Erwärmung in 10 km Höhe, 10° Abkühlung
in 5 bis 6 km Höhe und Tropopausensenkung
um 4 km innerhalb 13 Stunden (Sealand, 12, bis
13, Oktober 1932), Der Verf, kommt zu dem
Schluß, daß das Flugwesen in großen Höhen nicht
minder als das übrige Flugwesen meteorologisch
betreut werden müsse, und er plädiert lebhaft für
die Errichtung eines Netzes regelmäßiger Radio-
sonden und für die Einführung von Höhenkarten
in jedem Wetterbüro, "
Nicht unerwähnt bleibe, daß der französische
Stratosphärenflug den Verf. zu einer Fußnote ver-
anlaßt, die (in deutscher Übersetzung) lautet:
„So verfolgt Frankreich, mitten im Kriege,
die Verwirklichung friedlicher Eroberungen und
beweist die volle Anteilnahme, die es dem Fort-
schritt. der Wissenschaft und der Technik ent-
gegenbringt. Durch die Wiederaufnahme der
normalen Tätigkeit in seinen Universitäten und
seinen Hochschulen, durch die Schaffung eines
Fonds für wissenschaftliche Forschung fährt
Frankreich fort, seine Treue zu den geistigen
Werten zu bekräftigen, Wir legten Wert darauf,
ihm diese Huldigung zu erweisen.“
So geschrieben in einer wissenschaftlichen
belgischen Zeitschrift im Januar 1940,
M. Rodewald.
E, Uspenskij: Über die örtliche Voraussage der
Nachtfröste, ‚,Meteorologija ii Gidrologija“,
Moskau-Leningrad, 1938, Nr.2; S, 69 bis 78;
m, 5 Tab, {Russisch).
Bei den örtlichen Voraussagen der Nachtfröste
wird das „räumlich begrenzte Ziel der Prognose“
nicht immer in Rechnung gesetzt trotz der vielen
ale deutlich ausgeprägter Lokalisation des Nacht-
tes.
Tab. 1 zeigt die Fälle des Übergangs der
Temperatur über 0° im Frühling 1935 und 1936,
Die Voraussage der Nachtfröste muß zwei Stadien
einschließen: