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Full text: 68, 1940

432 ‚Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1940, 
Küste dieser größten Insel der Erde durch dänische Beamte, wie den berühmten 
Inspektor H, Rink, den Staatsgeologen Dr, Lauge Koch, durch dänische Wissen- 
schafter wie Mylius-Erichsen, Jensen, Kornerup, Bluhme, Moltke und vor 
allem Knud Rasmussen,. schließlich durch Offiziere der Kriegs- und Handels- 
marine ausführen zu lassen, wie Graah, V, Garde, G, Holm, Amdrup und 
Ryder. Diesen Namen, die untrennbar mit der Erforschungsgeschichte Grön- 
jands verbunden sind, schließt sich würdig Kapt. Ejnar Mikkeisen an, der am 
28, Dezember 1880 in Jütland geboren ist. Als junger Seemann wurde er Teil 
nehmer einer der abenteuerlichsten Forschungsfahrten, der Erforschung der 
dauernd vom Eis des Ostgrönlandstroms blockierten Küstenstrecke zwischen 
Scoresby-Sund und ÄAngmagssalik durch den späteren Admiral Amdrup im offenen 
Ruderboot im Jahre 1900, teils auf Schollen driftend, teils sich in Waken und 
im Küstenwasser durch Rudern fortarbeitend; durch die gleiche furchtbare Eis- 
anhäufung, die im November 1869 die „Hansa“ zerdrückte, und die alsdann von 
diesen Männern unter größten Gefahren auf einer zerbröckelnden Eisscholle 
durchfahren wurde, woran noch heute der Name der „Schreckensbucht“ erinnert; 
an derselben Küste, bei deren Erforschung 1833 die französische Kriegsbrigg 
„La Lilloise“ unter v, Blosseville mit Mann und Maus verlorenging. 
Schon im folgenden Jahre nahm Mikkelsen an der Fahrt des Amerikaners 
Baldwin teil, die von dem Millionär Ziegler ausgerüstet wurde, um von Franz 
Josefs-Land als Ausgangspunkt den Nordpol zu erreichen (1901/1902). Man fand 
Nansens und Johannsens Winterhütte von 1895/1896, doch wurde der Haupt- 
zweck des Unternehmens nicht erreicht, Dagegen finden wir 1906/1907 Mikkelsen 
als Führer der anglo-amerikanischen „Duchess of Bedford“Expedition nach der 
Beaufort-See, einem damals noch unbekannten Teil des kanadischen Polarmeeres, 
in dem mit dem Vorhandensein unbekannter Landmassen gerechnet wurde, Das 
Expeditionsschiff. mußte, von Eispressungen Schwer beschädigt, verlassen werden, 
Aber vom Winterlager auf der Flaxman-Insel aus führte Mikkelsen eine Schlitten- 
reise über das Eis der Beaufort-See 200 km weit von der Alaskaküste, erlotete 
den steilabfallenden Scheifrand und machte dadurch die Natur der Beaufort-See 
als einer Tiefsee wahrscheinlich, was später bestätigt wurde, Er berichtete über 
diese Reise in „Conquering the arotie ice“ (1909), 
Als 1908 durch Auffinden der Leiche des Grönländers Brönlund, eines 
Mitgliedes der vordersten Schlittengruppe der „Danmark“ Expedition, bekannt 
wurde, daß weiter im Norden Grönlands bereits früher der Expeditionsleiter 
Mylius-Erichsen und der Topograph Hoeg-Hagen umgekommen waren, 
erschien es in Dänemark als nationale Pflicht, nach den Leichen beider Männer 
zu suchen und womöglich ihre Forschungsergebnisse zu bergen, Mikkelsen 
übernahm diese Aufgabe im Jahre 1909, Auf einer Segeljacht von 40 Tomen 
mit Hilfsmotor, der „Alabama“, kreuzte er mit sechs Gefährten den Atlantik, 
erreichte aber als Winterhafen nicht den Danmarkshafen, sondern nur die 
200 km südlichere Shannon-Insel, Von hier führte er mit Iversen eine fast 
500 km lange Schlittenreise über das Inlandeis nach Norden zum Danmarkfjord, 
wo er die einzigen, bedeutsamen Aufzeichnungen der Verschollenen fand, nach denen 
der zwischen Grönland und Pearyland angeblich gefundene Peary-Kanal nicht 
besteht, — Es folgt der furchtbare Rückmarsch zum Winterhafen, den Mikkelsen 
in seinem Buche: „Ein arktischer Robinson“ (Leipzig 1918, 2, Aufl.) selbst ge- 
schildert hat: Kein Proviant, Sterben der Hunde, unpassierbares Eis, leere Depots, 
keine Jagd — ein Tatsachenbericht, der die vielleicht äußersten körperlichen und 
seelischen Strapazen schildert, die ein Mensch noch zu ertragen fähig ist. Endlich 
erreichen sie den Winterhafen: ihr Schiff ist ein Wrack, vom Eise zerdrückt, 
die Kameraden sind befehlsgemäß mit einem Robbenfänger nach Hause gefahren, 
Noch zwei Winter müssen Mikkelsen und Iversen dort ausharren, bis auch 
ihnen die Stunde der Heimkehr schlägt, 
Auf seiner Bootsreise mit Amdrup hatte Mikkelsen bei Nualik (67.3° N) 
ein Eskimohaus gesehen, in dem noch die Leichen von 40 verstorbenen Ein- 
geborenen gefunden wurden, die 1882 von Angmagssalik nach Norden gewandert 
waren, Dieses Erlebnis mag ihm Antrieb gewesen sein, in dem geeigneteren
	        
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