108
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1940,
von Steingrundtonne (Helgoland) ,. . Das ist auch nicht unwahrschein-
lich, weil das Gebiet von Norder-Dithmarschen ebenfalls positiy gestört ist.
Da das in der Nähe liegende Helgoland erheblich negativ (— 12 Milligal)
gestört ist, vermute ich in diesem Gebiet beträchtliche Schwerestörungen,“
Nun sind Gebiete mit negativen Schwereanomalien scharf begrenzte Zonen
mit Massendefizit. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß auf Grund der von
Voigt (siehe oben) wiedergegebenen Anschauungen die Zone der Helgoländer
Tiefen Rinne durch die im Postglazial stattigehabte Salzabwanderung zu den
Sätteln hin ein Schwere-Depressionsgebiet von besonderer Größenordnung inner-
halb ihrer Umgebung geworden ist, Nähere Einzelheiten hierüber müßten aber
erst noch auszuführende Schweremessungen auf and um Helgoland herum ergeben.
Wir wollen nun noch einmal festhalten, was früher schon an anderer Stelle
ausgeführt wurde (z), daß sich die Tiefe Rinne mit dem Helgolandsockel in der
ganzen südlichen Nordsee sowohl vom morphologischen als auch wahrscheinlich
vom isostatischen Standpunkt als das hervoörstechendste Gebilde im ganzen Relief
des südlichen. Nordsee-Meeresbodens ausprägt.
4. Der thermo-haline Vertikalaufbau der Helgoländer Tiefen Rinne,
Caspers (1) hat sich weiterhin dadurch ein Verdienst erworben, daß er
neben seiner biologischen Hauptuntersuchung der Ökologischen Verhältnisse
der Bodenfauna der Tiefen Rinne auch hydrographische Serienbeobachtungen
ausgeführt hat. An einigen der auf den Fahrten mit den Stationsschiffen
„Augusta“ (1936) und „Makrele“ (1937) über die ganze Tiefe Rinne in 10 bio-
logischen Querschnitten netzartig gelegten 35 Stationen konnten 40 Stations-
serien gewonnen werden [siehe (4) die tabellarische Zusammenstellung‘ der hydro-
graphischen Beobachtungen auf S. 12 u, 13]. Wiederholungsserien wurden an
i1 Stationen einmal und an 3 Stationen zweimal ausgeführt, Leider konnte nur
ein biologischer Schnitt am 24, März 1937 hydrographisch ausgewertet werden
[© auf S. 14 Abb. 11]. Trotzdem ist man mit dieser von biologischer Seite
erstmalig angefaßten Untersuchung auch in hydrographischer Hinsicht ein großes
Stück weitergekommen, Sie bildet eine wertvolle Ergänzung zu den seit 1903 an
den Helgoländer Terminstationen IIa, I und IV, die bisher noch an der nö6rd-
lichen Kante der Tiefen Rinne liegen (s), und den außerplanmäßig gewonnenen
hydrographischen Serienbeobachtungen über der tiefsten Stelle der Tiefen Rinne
(60 m Tiefe) während der „Poseidon“-Fahrten in die Deutsche Bucht [siehe €)
und (%) bis (10)].
In. ganz kurzen Zügen soll im folgenden noch einmal das ausgeführt werden,
was an anderer Stelle (s) über den jährlichen Ablauf der hydrographischen
Verhältnisse im Öberflächen- und Tiefenwasser bei den südlich von Helgoland
gelegenen Terminstationen als wichtig herausgestellt wurde, |
Die Helgoländer Tiefe Rinne liegt in dem Südteil der von Südosten nach
Nordwesten streichenden Konvergenz der Deutschen Bucht, die durch das Zu-
gammentreffen von salzreichem Nordseewasser besonders aus dem Englischen
Kanal und auch von Norden her mit den von Elbe und Weser zuströmenden
kontinentalen Wassermassen herausgebildet wird. Durch die ununterbrochene
mehr oder weniger starke Nährung aus diesen beiden Aktionszentren
der südöstlichen Nordsee ist diese Konvergenz eine stationäre Dis-
kontinuität im thermohalinen Oberflächen- und Vertikalaufbau der
Deutschen Bucht und somit eine nicht zu ignorierende Strömungs-
Singularität in diesem Moeresgebiet. Der Einfluß der beiden Aktions-
Zentren auf den Ablauf der hydrographischen Verhältnisse der Deutschen Bucht
ist im Mittel (nach neueren Untersuchungsergebnissen) jahreszeitlich doch ver-
schieden. [siehe die Ausführungen darüber unter (%) auf S. 32]. Die beiden
Faktoren, der Einstrom aus der westlichen offenen Deutschen Bucht in der
Tiefe und der Abfluß des Küstenwassers in die Bucht an der Oberfläche, sind
in der Zeit vom Frühjahr bis zum Hochsommer am stärksten gegensätzlicher
Natur und bewirken die Ausgestaltung einer fhermischen und. halinen Schichtung,
Durch den Einfluß besonderer Wetterlagen auf den jeweiligen hydrographischen