Defant, A. Die ozeanograph. Verhältnisse während der Ankerstation des „Altair“ usw. 33
Diese Werte ergeben nach Formel 30 für die Eigenperiode des schwin-
genden Systems T=16.76 Stunden, während bei ruhender Erde nach Formel 31
T, == 89.41 Stunden wäre, Die Annäherung nach Formel 33 ergibt T = 16.81 Stunden.
Das wichtige Ergebnis dieser theoretischen Überlegungen ist somit, daß das
ganze Schwingende System des ozeanischen Aufbaus der Wassermassen in der
Umgebung der Ankerstation des „Altair“ auf eine Eigenperiode von 16.8 Stunden
abgestimmt ist, ein Wert, der sich nur um 0.2 Stunden von der von uns ge-
[undenen Periode der Stromschwankungen und des thermo-halinen Aufbaus von
17 Stunden unterscheidet. Auf jeden Fall weicht die Eigenperiode des schwingenden
Systems nur sehr wenig von der Periode der Trägheitsschwingungen ab.
Nun werden uns auch die in den auf der Ankerstation gesammelten Beob-
achtungen festgestellten Schwankungen der Ströme und des thermo-halinen Auf-
baus, die mit einer Periode von rund 17 Stunden ablaufen, verständlich. Durch
irgendwelche starken atmosphärischen Störungen vor der Ankerung (14. und
15. Juni: Sturm aus NW) wurde das Gleichgewicht im stationären thermo-halinen
Aufbau der Wassermassen im Bereiche des Golfstromes und des Gegenstromes
auf seiner linken Fianke in. der Umgebung der „Altair“.Kuppe gestört, Nach
Abklingen der störenden Kraft — der Wind war knapp vor der Verankerung
auf Windstärke Beaufort 3 abgeflaut und flaute während dieser bis auf Wind-
stille ab — kehrte allmählich das gestörte Gleichgewicht in den stationären
Zustand zurück, Dies erfolgt aber, wie wir es von ähnlichen Erscheinungen
her wissen, in Begleitung von abklingenden Schwingungen um dieses Gleich-
gewicht, Diese Schwingungen sind freie Schwingungen des aus dem
Gleichgewicht gebrachten Systems, Die Periode dieser Eigenschwingungen
hat sich aus den Strombeobachtungen und 6zeanographischen Serienmessungen
zu. 17 Stunden ergeben, Ein den Verhältnissen in der Natur nachgebautes Modell
des Schwingungsgebietes in Form eines zweifach geschichteten Meeres ergab
theoretisch eine Eigenperiode von 16,8 Stunden, Wir können mit großer Wahr-
scheinlichkeit annehmen, daß die beobachtete Periode von 17 Stunden die Eigen-
periode des schwingenden Systems ist. Daß sie so nahe an die Periode der
Trägheitsschwingungen herankommt, ist jetzt theoretisch daraus verständlich,
denn die Eigenperiode des Systems bei ruhend gedachter Erde erreicht fast den
Betrag von 90 Stunden. Ihre Frequenz (oc; =01952 ><10—*) ist gegenüber der
Frequenz der Trägheitsschwingungen (04= 1.023 X 10—3) so klein, daß sie fast
völlig zurücktritt. Vielleicht bedingt die tatsächliche vertikale Dichteverteilung
mit einer scharfen Sprungschichte am unteren Teil der Deckschichte, die wir
theoretisch durch eine Diskontinultätsfläche zwischen zwei homogenen Wasser-
körpern schematisiert haben, daß die Eigenperiode des Systems noch mehr sich
der Trägheitsperiode nähert, ;
Auf jeden Fall besteht kein Zweifel, daß neben den der Einwirkung der
Gezeitenkräfte zuzuschreibenden Schwingungen mit halbtägiger Gezeitenperiode
auch zonale Eigenschwingungen des ganzen Systems zur Beobachtung gelangten,
die als Folge von atmosphärischen Störungen vor der Verankerungszeit an-
zusehen sind.
6. Zusammenfassung. .
Die Analyse der auf der 3'4.tägigen Ankerstation des Forschungsschiffes „Altair”
in 8 Tiefenhorizonten gewonnenen Strommessungen ergab folgende Ergebnisse:
\. Die Ankerstation ist außerhalb des Hauptstromstriches des Golfstromes, im
Raume des im Norden anschließenden „Gegenstromes“ ausgeführt worden.
In allen Tiefen geht die Grundströmung ohne große Richtungsänderung stets
nach Westen mit einer kleinen Komponente nach Süden, Bis etwa 25 m Tiefe
ist ihre Stärke konstant 15.2 em/sec, wächst bis etwa 150 m allmählich auf
20.5 em/se6 an, um dann zuerst langsam, später rascher bis auf 6 em/sec In
800 m Tiefe abzunehmen. Während der Verankerung waren die Änderungen
dieser Grundströmung gering,
Dieser Grundströmung sind überlagert:
a) Schwankungen mit der halbtägigen Gezeitenperiode. Amplitude und Phase
dieser Schwingungen sind für die ganze Schichte 0 bis 800 m nahezu
o.