360 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1940,
Meerwasser gelöste größere organische Komplexe von fadenförmigem Aufbau
handelt, erscheint nach den Versuchsergebnissen methödischer Art von Plotnikow
und Splait (4), nach denen bereits der Zusatz von einem Tropfen Alkohol zu
200 ccm Wasser einen starken Streukegel im Ultraroten hervorruft, recht
zweifelhaft.
Jedenfalls ermutigen die Resultate Jörgs, die er erstmalig an Meerwasser
erhalten hat, zu weiteren systematischen Versuchen an einem größeren Material
verschiedener Meerwasserproben. Erschwerend für die Ausführung solcher Unter-
suchungen ist allerdings die technische Seite des Problems, da man neben anderen
Hilfsmitteln eine 40 Ampere starke Bogenlampe benötigt und jede Bestrahlung
der ultrarotempfindlichen Photoplatten zwei Stunden beansprucht, um einen zur
Auswertung genügend starken Lichteffekt zu fixieren. K. Kalle,
Schrifttum.
1. Jörg, M. E. 1939. Ein weiterer Beitrag zu der löngitudinalen Lichtstreuung nach Plotnikow
und ihre Bedeutung für die Biologie, Fundamenta Radiologie, 4, 9 bis 17.
2, Neugebauer, Th. 1940. Zehn Jahre Plotnikow-LEffekt, Die Umschau, 44, 233 bis 234,
3. Plotnikow, J. 1933. Ein neuer Lichteffekt, Die Umschau, 37. 856.
4. Plotnikow, J. und Splait, L. 1930. Uber eines Volumlichteffekt (Längsstreuung) der Licht-
strahlen beim Lhrechgang durch verschiedene Medien. Physik. Zeitschr. XXXIL 369 bis 372.
2. Zur Frage der „Dünung“. Die Beobachtung der Wasserwellen und die Er-
klärung ihrer Erscheinung gehören wohl zu den schwierigsten Dingen, welche die
Natur zu bieten hat. Das scheint um so auffallender, als sich dem Seefahrenden
die Gelegenheit zu Wellenbeobachtungen im Vergleich zu andern Meereserschei-
nungen ständig bietet, Und die Tatsache, daß sich bei der Betrachtung und
Beurteilung der Meereswellen immer wieder Meinungsverschiedenheiten ergeben,
bei Seeleuten sowohl als bei wissenschaftlichen Beobachtern, beleuchtet die
mannigfaltigen Schwierigkeiten, die der Gegenstand, zunächst lediglich als Beob-
achtungsproblem gesehen, in sich birgt.
In Heft VIII, 68. Jahrgang der Ann, d. Hydr., hat H, Frank in seinem Aufsatz
„Über See und Wind“ einige sehr beachtenswerte Beobachtungsergebnisse mit-
geteilt, die mancherlei Anregungen enthalten, Es ist auch ohne weiteres der
Ansicht beizupflichten, daß bei Beschreibung der bewegten Meeresoberfläche
noch immer gewisse Unklarheiten bestehen, In dem Bemühen, zur Klärung
verschiedener Begriffe beizutragen, hat nun in dem vorerwähnten Aufsatz der
Begriff der Dünung eine so neuartige Definition erfahren, daß hierzu vom
Standpunkte des Seemanns aus Stellung genommen sei,
H. Frank stellt die beiden. Sätze auf:
Seegang muß von dem gerade wehenden Wind aufgeworfen sein,
Dünung kann von dem gerade wehenden Wind aufgeworfen sein.
In der Folge wird ausgeführt, daß die Dünung „auch“ von einem Winde
herrühren kann, der schon seit einiger Zeit nicht mehr oder der irgendwo
anders geweht hat. Das soll dann „tote“ Dünung genannt werden. Im Gegensatz
zu „lebendiger“ Dünung, die „in unmittelbarem Zusammenhang mit dem noch
wehenden Wind steht“.
Dazu möchte ich bemerken: Ehe der nordische Seemann für die in Frage
stehende Erscheinung das Wort „Dünung“ bzw. beinahe gleichlautende Wörter
fand (deining, duining, dyning usw.), ist die Kenntnis der Erscheinung, die Ver-
trautheit mit ihr, kurz, ist offenbar ein sehr langer Zeitraum gründlichsten
Beobachtens vorhergegangen. Und als man jene Erscheinung benannte, als man
das Wort „Dünung“ schuf, wollte man damit doch — der Herkunft alles Sprach-
lichen gemäß — das Wesen der Erscheinung so getreu wie möglich wieder-
geben. (Denn das Wort ist nun einmal einfachster sprachlicher Bedeutungs-
träger; man denke an „Blitz“!) Spricht man nun „Dünung“ aus — mit seinem
dehnenden Umlaut ü — und setzt das Wort „Welle“ dagegen, das ja beinahe,
wie ein Synonym an „schnell“ erinnert, so ist mit ersterem m. E. schon das
Wesen der Dünung hineingedeutet: nämlich das lang und von fern Daherrollende,
das gemächlich Wogende, das sanft Geböschte des Profils, ja wenn man will