Meißner, O,: Über die 24jährige Temperaturperiode und ihre Unterperioden usw.
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Über die 24jährige Temperaturperiode und ihre Unterperioden
in der Berliner Temperaturreihe.
Von Otto Meißner, Potsdam.
(Hierzu Tabellentafel 25.)
8 1. Untersuchungen verschiedener Autoren, insbesondere Groißmayrs‘'),
gaben mir Veranlassung, die von Hellmann und seinen Mitarbeitern bearbeitete
Berliner Temperaturreihe?) einer Untersuchung bezüglich der 24jährigen Periode
und ihrer Unterperioden (12, 6 Jahre) nach verschiedenen Gesichtspunkten hin
zu unterziehen, .
8 2. Die Feststellung gerade einer 24jährigen Periode wird natürlich durch
die Interferenz ihrer 12jährigen Unterperiode mit der etwa 11jährigen Sonnen-
fleckenperiode gestört. Allerdings ist deren Einfluß auf die Jahresmittel-
temperatur in unsern Breiten nur gering®. KEbenso stört die auch in Berlin,
wie ich andernorts nachgewiesen habe*), vorhandene 10jährige Periode, Es ist
natürlich nicht möglich, diese fremden Perioden zu eliminieren, Sie bewirken
also, daß, wenn man mehrere 24jährige Perioden summiert und mittelt, die Ab-
weichungen der Jahre gleicher Epoche von Periode zu Periode starken Schwan-
kungen unterworfen sind, Aus diesen „Streuungen“ darf man also nicht ohne
weiteres auf ein Nichtvorhandensein der Periode schließen. Anderseits kann
man sie eben deshalb auch nicht ohne weiteres für gesichert halten; vor allem
aber wird ihr Wert zu Voraussagungszwecken dadurch stark beinträchtigt,
Das ist bei Würdigung der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit auch zu beachten,
Die physikalische Ursache gerade einer 24jährigen Periode liegt natür-
lich einstweilen noch im dunkeln; das ist ja außer bei der Sonnenfleckenperiode
auch bei fast allen untersuchten wirklichen oder vermeintlichen Perioden der
Fall, Man darf sie aber deshalb doch nicht von vornherein als bloße Rechen-
ergebnisse ohne tatsächliche Realität bewerten.
S 3. In der Tabelle 1 gebe ich die Mittel aus sechs 24jährigen Einzel-
perioden für Berlin, von 1759 bis 1902. Außer den Jahresmitteln habe ich auch
noch die Sommermittel, den Sommer mit Juni, Juli und Äugust gerechnet,
bestimmt. Den meteorologischen Winter (Dezember bis Februar} in gleicher
Weise zu behandeln, war zu zeitraubend, denn es hätten, um vergleichbare
Werte zu bekommen, dann die sämtlichen Jahresmittel auf ein von Dezember
bis November laufendes Jahr umgerechnet werden müssen; denn Januar und
Februar einerseits und Dezember desselben Jahres anderseits können natür-
lich nicht als eine meteorologisch als Einheit verwendbare Größe angesehen
werden! —. 8o bezeichnet „Winter“ in der Tabelle ı die drei ersten Jahres-
monate, was wenigstens in sehr vielen Fällen eine tatsächliche Berechtigung
hat; auch ist ja selbst im Mittel der Temperaturanstieg vom Februar zum März
noch gering®. In der Tabelle bedeutet noch: str. die Streuung, A. v. M. die
Abweichung vom Mittel, sie ist mit 0.01° als Einheit gegeben; A die Ab-
weichung eines Jahresmittels vom vorhergehenden, J, S und W in der Spalte
der Korrelationsfaktoren bezeichnen Jahr, Sommer und Winter (im eben be-
merkten Sinne). Zu deren Berechnung habe ich die Tabelle in zwei gleiche
Teile geteilt; das bedeuten die römischen Ziffern I und IL Um die Sicherheit
der Ergebnisse zu prüfen, ist dies ein sehr angebrachtes Verfahren, Failen
nämlich die zu berechnenden Größen in beiden Hälften sehr verschieden aus, so
ist ihre Realität mindestens sehr fraglich, auch wenn der mittlere Fehler kleiner
als die errechnete Größe ist. Hiervon nachher; zunächst seien die Werte der Tab. 1
selber betrachtet, Wie man sieht, springen sie sehr unregelmäßig hin und her®),.
A U.a: Groißmayr, Das Jahr höchster Kontinentalität in USA,! Ann. d, Hydr, 1939, S, 368
bis 379, Ferner zahlreiche Aufsätze in der Z. £. angew. Met, und an andern Stellen, — 2) Hellmann,
Das Klima von Berlin. Il, Teil. Imftitemperatur, Berlin 1910. (Dazu I, Teil, Niederschläge. Ge-
witter. Berlin 1891.) — 3 Knoche, Klima und Klimaschwankungen. Leipzig 1930, S. 117f£ —
*} Zeitschrift für angew, Met, 1940, Heft 4. — 5) Für die hier vorliegende Reihe knapp 3° (1822
bis 1907: +2,9°. — % Ähnliche Unregelmäßigkeiten oft bei solchen Untersuchungen, Als Beispiel
Den Y as hier Zeit Untersuchungen über den Mondeinfluß an: Mädler, Der Himmel (Hamburg
‚8. 7