Ann, d. Hydr. usw., LXVIIML Jahrg, (1940), Heft IL
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Ein Verfahren zur Berechnung der eintägigen Tiden,
Von Walter Hansen, Marineobservatorium Wilhelmshaven.
Für einen tieferen Einblick in die Gezeitenerscheinungen eines Meeres ist
mindestens die Kenntnis je einer ein-, halb- und vierteltägigen Tide erforderlich.
Ist je eine Tide dieser drei Gruppen bekannt, so können unter Zuhilfenahme der
in einer früheren Arbeit!) angegebenen Verfahren die übrigen Tiden jeder Gruppe
ermittelt werden. Es kommt jetzt darauf an, Verfahren anzugeben, die eine Tide
aus den bekannten Werten am Rande, d.h. an den Küsten, für das gesamte See-
gebiet zu berechnen gestatten, Die vorliegende Arbeit handelt von der Berech-
nung der eintägigen Tiden außerhalb eines äquatorialen Gürtels von etwa 30°
Süd- bis 30° Nordbreite. Weshalb dieses zu entwickelnde Verfahren nicht auch
innerhalb dieses Gürtels anwendbar ist, wird sich aus den unten folgenden
Ableitungen ergeben. Die zu lösende Aufgabe lautet folgendermaßen: In einem
Meeresgebiet soll eine eintägige Tide berechnet werden; es wird dabei voraus-
gesetzt, daß die harmonischen Konstanten der Teiltide an den Küsten und auf
den Begrenzungslinien zegen andere Meeresgebiete bekannt sind. Als Beispiel
für eine eintägige Teiltide sei etwa die K,-Tide genannt. Diese Teiltide wird
in der üblichen Form angesetzt:
(1) T= 006014 singt,
Es bedeuten: 5 die durch die Tide bewirkte Abweichung vom mittleren
Wasserstand, og die Winkelgeschwindigkeit der Tide und t die Zeit.
E& und & sind durch die Gleichungen
© = Va+E, g=arotg 22
mit den harmonischen Konstanten H und g verknüpft,
Die hydrodynamischen Gleichungen stellen den Zusammenhang zwischen
den horizontalen und vertikalen Bewegungen einer Teiltide her. In der vor-
liegenden Aufgabe ist nur nach den vertikalen Bewegungen, d.h. also den
Wasserspiegeländerungen gefragt, deshalb müssen aus den hydrodynamischen
Gleichungen die waagerechten Geschwindigkeitskomponenten eliminiert werden,
Es bedeuten: u, v die Komponenten der Geschwindigkeit, h die Tiefe des Meeres,
20=1.518-10-*. sing, @ die geographische Breite. Die Bewegungsgleichungen
lauten:
Dar n0, Npraurg 3 mo rn eO
a, v werden in derselben Form angesetzt wie Z in Gleichung (1), dann folgt:
ey FT — LO
— Bl = — u, — 20% — rl, + Aug, + br), =0
—8CySlou +0% +05 + Dt), + Oh ra)y = 0.
ey ON
Aus den ersten vier Gleichungen werden die u, v,ı ausgerechnet:
Wr nt 20 ir Cab hs
ol 2b) ln Aal top.
Die uı, vı in den letzten beiden Gleichungen (3) werden durch die vor-
stehenden Werte ersetzt: ;
40 Cal El Ci EN
+ Slot — da Doc, +20 hC0t, eh =0
1) Hansen, W.: Amplitudenverhältnis und Phasenunterschied usw. Annalen der Hydrographie
usw, 19385, S. 420.
Ann, d. Hydr. usw. 1940, Heft IL.
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