Das Relief des Azorensockels und des Meeresbodens nördlich und nordwestlich der Azoren. 13
Zentralschwelle hinweg die Tiefenlinien entsprechend diesen tektonischen Leit-
linien, soweit es ohne übertriebenen Zwang möglich, zu konstruieren. Hierbei
darf man aber in den lotarmen Gebieten‘ im allgemeinen den Nebenkämmen
innerhalb derselben Isobathe nicht eine zu weite Erstreckung über mehrere
Breitengrade geben, sondern bedenken, daß diese abbrechen bzw. untertauchen
können, um, womöglich staffelfürmig verschoben, aufs neue zu beginnen. Auch
an eine Auffächerung der tektonischen Leitlinien besonders in den peripheren
Zonen des Zentralrückens muß gedacht werden. Diese morphologisch-tektonische
Arbeitshypothese liegt unserer Konstruktion im Bereiche des Zentralrückens zu-
grunde. In den Übergangsgebieten zur Tiefsee treten verschiedentlich noch
isolierte Vorhöhen auf, bei denen durch die Wahl elliptischer Isobathen eine
gewisse Parallelität mit der Mittelschwelle angedeutet ist, In der eigentlichen
Tiefsee fehlt es in der Regel an Anzeichen für solche Leitlinien, und das Isobathen-
bild zeigt größere Einebnungsflächen besonders zwischen 4000 und 4500 m, in
welche hier und da kleinere Vertiefungen eingesenkt sind. Es sei aber noch
einmal betont, daß an vielen Stellen der Karte andere, wenn auch nach unserer
heutigen Auffassung weniger wahrscheinliche Isobathenkonstruktionen möglich
sind, und daß daher unser Ergebnis, wie auch in der Unterschrift der Karte
angegeben, vorerst nur als eine „hypothetische Tiefenkarte“ bezeichnet werden
kann (Tafel IV).
2. Der Atlantische Rücken.
Durch die Farbenwahl tritt die wichtigste Großform unseres Gebietes, der
reichgegliederte Zentralrücken, welcher durch gelbe und grüne Töne gekenn-
zeichnet ist und hier am besten durch die 3000 m-Linie begrenzt wird, klar
hervor. Er erweist sich allenthalben als wesentlich schmaler und vielgestaltiger
als bisher angenommen, wie auch ein Vergleich mit der infolge des kleinen Maß-
stabes notgedrungen. schematischen Darstellung in der Tiefenkarte des „Meteor“
Werkes?!) lehrt. Hierin drückt sich der große Fortschritt aus, der gerade auch
in unserem Gebiete durch die seit 19534 von deutschen Schiffen durchgeführten
Echolotprofile erzielt worden ist,
Böhnecke?) hat 1935 gezeigt, daß der von der SW-KEcke (in etwa 64° N)
nach SW ausstrahlende Reykjanes-Rücken, den man früher in 57” N enden ließ,
sich innerhalb der 2000 m-Isobathe bis 58° N-Br. nach $S fortsetzt, und es ferner
wahrscheinlich gemacht, daß dieser Rücken innerhalb der 2500 m-Isobathe in
enger Verbindung steht mit dem Nordatlantischen Zentralrücken, An diese Ver-
bindungsstelle, die mit einer scharfen Umbiegung nach SE und $S zwischen 50°
und 53° N verknüpft ist, schließt nunmehr unsere Darstellung an. Der Zentral-
rücken erscheint hier zwischen 46° und 49° N sehr schmal und in drei ziemlich
parallele Kämme von weniger als 2000 bzw. 2500 m aufgelöst, die in einzelnen
Kuppen von 1400 bis 1800 m kulminieren. Zwischen diesen Rücken liegen zwei
sehr schmale, bemerkenswert tiefreichende Einsenkungen mit Maximaltiefen von
3850 bzw. 4480 m Tiefe, Ganz ähnlich, wie es „Meteor“ weiter südlich (zwischen
23° und 28° N-Breite} feststellte und von Dietrich?) durch die Untereinander-
stellung and Zuordnung von drei Echolot-Querprofilen der zweiten Teilfahrt
belegt wurde, zeigt der Zentralrücken erstaunlich große Höhenunterschiede auf
engem Raum und dementsprechende Bodenneigungen von 10° bis über 20°.
{in etwa 46° N beginnt eine Umbiegung des Zentralrückens nach SSW
und zugleich eine gewisse Auffächerung und Verbreiterung. Der Hauptkamm
nimmt zunächst ein rumpfartiges Aussehen an, was wahrscheinlich zum Teil auf
die Unzulänglichkeit des hier vorliegenden Lotmaterials zurückzuführen ist. Einen
mächtigen seitlichen Ausläufer (von weniger als 2500 m) entsendet der Zentral-
rücken nach SW bis 43° N, einen anderen (hier nicht näher zu verfolgenden) nach SE.
4) Th, Stocks u. G, Wüst: Die Tiefenverhältnisse des offenen Atlantischen Ozeans. Wiss, Erg.
Deutsche As, Kspekition „Meteor“ Bd, I1X, 1, Teil. Berlin 1935,
a, x, 0, A
3 G. Dietrich: Einige morphologische Ergebnisse der „Meteor“-Fahrt Januar bis Mai 1938.
Bericht über die zweite Teilfahrt ....... Meteor 1938. Beiheft zum Januar-Heft der „Annalen der
Hydrographie“ 1939, S. 20 bis 23.