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Full text: 68, 1940

10 Das Relief des Azorenzockels und des Meeresbodens nördlich und nordwestlich der Azoren, 
der vyulkanischen Inseln und Bänke darstellen und im Hauptteil von WNW nach 
ESE verlaufen, um gegen das Zungenende nach E, ESE, SE und SSE ausein- 
ander zu fächern. Südlich des „San Jorge“ und des „Pico-Rückens“, die wir 
schon oben betrachtet haben, hat „Altair“ in 10 bis 15 sm Abstand weitere Auf- 
wölbungen von weniger als 1500 m, stellenweise von weniger als 1000 m Tiefe 
erlotet, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem dritten von WNW nach ESE 
streichenden Rücken („Altair“-Rücken) zusammen gefaßt werden können, Von den 
Ecken. Terceiras erstreckt sich nach ESE bzw. WNW ein „Tereceira-Rücken“, 
nordwestlich Graciosa hat „Altair“ mehrfach zwei anscheinend parallele Auf- 
wölbungen, die man als „Graciosa-Rücken“ bezeichnen. kann, gefunden. Auch 
ım Süden, in der „Acor-Bank“, der „Princesse Alice-Bank“ „Formigas-Bank“ und 
bei Santa Maria sind nach den neueren Lotungen diese Parallelitäten in den 
Achsen der höchsten Aufragungen unverkennbar. So gelangen wir zu einem 
ganz anderen Rhythmus von Hoch und Tief als unsere Vorgänger Thoulet und 
Schott, welche den Hauptcharakter des Azoören-Sockels in einem „gesetzmäßigen“ 
Wechsel von Vulkaninsel und submarinem Kraterkessel sahen. In Abb. 5 sind 
diese neuen Züge in einer bewußt schematischen. Form herausgearbeitet dadurch, 
daß lediglich die Hauptachsen der submarinen Rücken durch (z, T. gebrochene} 
gerade Linien gekennzeichnet sind. Wir können im zentralen und östlichen 
Gebiet auf Grund unserer zwar zum Teil noch hypothetischen Tiefenkarte acht 
Rücken und acht Senken unterscheiden, deren Achsen mehr oder minder parallel 
von WNW nach ESE verlaufen und zu den Rändern hin auffächern, In der 
Legende der Abb. 5 sind. die Namen angegeben, die wir für die Rücken vor- 
schlagen. Im Westen dominieren im „Flores-Rücken“, der dem eigentlichen 
mittelatlantischen Rücken angehört, ganz andere fektonische Leitlinien, welche 
von NNE nach SSW verlaufen, Sie klingen nach Östen hin rasch ab, sind aber 
hier dem Haupistreichen schwach unterlagert, was wir in der schematischen 
Skizze durch die gestrichelten Geraden angedeutet haben. 
— Dieses für den Meeresboden neuartige Grundrißbild hat den Geologen 
H. C10065!) zum Versuch einer geometrisch-tektonischen Analyse und zu einem 
Experiment zur Erläuterung der Azorentektonik angeregt, Auf diese höchst 
interessante und wichtige Untersuchung und die ihr beigegebenen Abbildungen 
kann hier nur verwiesen werden. Wörtlich sex hier nur die Zusammenfassung 
ihrer Ergebnisse wiedergegeben: 
„Nicht nur die über Wasser sichtbaren rückenförmigen Erhebungen, sondern 
auch ihre lang in OSO-Richtung gestreckten untermeerischen Fortsetzungen sind 
Yulkanbauten über ebenso gerichteten Bruchspalten, Schichtentfaltung ist an 
der Entstehung der Azoren unbeteiligt, Die parallele, gegen 0SO auseinander- 
strahlende Anordnung dieser Spalten steht in voller Harmonie mit der Grundriß- 
form des von der mittelatlantischen Schwelle abzweigenden Azorenplateaus. Die 
Spalten sind aus der Biegedehnung herzuleiten, die in einer Krustenaufschwellung 
von dieser Form und Intensität genau in der vorliegenden Art und Anordnung 
zu erwarten ist und sich so auch im Experiment nachahmen läßt, Als Trieb- 
kraft der Aufschwellung sind möglicherweise magmatische Vorgänge selbst an- 
zusehen, Der mittlere Spaltenabstand von 24 km ist wesentlich kleiner als 
derjenige der meisten kontinentalen Beispiele und läßt auf eine entsprechend 
geringere Dicke der zwischen. dem Magma und der Lithosphärenoberfläche 
liegenden Schicht (der gewölbten Platte) schließen.“ 
„Alle diese Ergebnisse stehen in vollem Einklang mit den Erfahrungen der 
VYulkanologie (atlantische Magmen!) und der Geophysik (Schwereverhältnisse und 
Seismik der nicht orogenen Areale), Sie gewinnen eine grundsätzliche Bedeutung, 
insoweit sie einen einigermaßen sicheren Schritt von der Tektonik der Kontinente 
auf diejenige der Tiefseeböden hinab darstellen. und für das Verständnis anderer 
Gebiete des Atlantischen Ozeans herangezogen werden können. Für einen prin- 
zipiellen Gegensatz zwischen Kontinent- und Ozeanboden lassen sie keinen Raum.“ 
1) H, Cloos: Zur Tektonik der Azoren, Abh. d. Pr. Ak, d, Wiss, 1939, Phys,-Math. Kl_Nr, 5, 
Berlin 1930, Vgl. auch H, Cloos: Hebung — Spaltung — Vulkanismus, Elemente einer geometrischen 
Analyse irdischer Großformen. Geolog, Rundschau, XXX, Zwischenbheft 4A, Stuttgart 193%
	        
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