I. Einleitung,
Die Nautisch-Wissenschaftliche Abteilung des Oberkommandos der Kriegs-
marine hatte den zum Forschungsschiff hergerichteten Dampfer „Altair“ mit den
neuesten Typen der von den Firmen „Atlas Werke-Bremen“ und „Elektroakustik-
Kiel“ entwickelten Echoloten ausgerüstet, Neben mehreren Magnetostriktions-
loten mit vorwiegend gerichteter Schallausstrahlung, die wegen der Verwendung
von unhörbaren hohen Frequenzen auch Ultraschallote (Hochfregenz- oder Hoch-
periodenlote) genannt werden, wurden auch hörbare Tonlote benutzt. Die Lot-
apparaturen arbeiteten betriebssicher bis zu den angetroffenen größten Tiefen
(von annähernd 5500 m) und unter allen Wetterbedingungen, selbst bei stürmischem
Seegang, da bei der raschen Schallaussendung immer noch so viele Echos durch-
drangen, daß die Wassertiefe mit Sicherheit angezeigt wurde. In der Regel
wurden die Echos zweifach, häufig sogar dreifach infolge mehrfacher Reflexion
an Boden und Oberfläche registriert, Wesentlich ist, daß bei der Messung der
kleinen und mittleren Tiefen infolge der Verwendung der Magnetostriktions-
zschwinger der früher so störende Böschungsfehler praktisch ausgeschaltet ist, da
der Streuungskegel der gebündelten Ultraschallwellen verhältnismäßig klein ist.
Für die ganz großen Meerestiefen ist man zwar noch auf elektromagnetische
Tonsender mit allseitiger Schallausbreitung angewiesen; der Böschungsfehler
fällt aber hier wegen des ruhigeren Reliefs im allgemeinen kaum ins Gewicht,
Unter diesen Umständen kann auf das umständliche und dabei höchst unsichere
Reduktionsverfahren, mit denen man früher die Böschungsfehler auszuschalten
suchte, völlig verzichtet werden.
Die Echolotungen wurden. im Azorensektor bei geringen Tiefenänderungen in
der Regel alle 5 bis 10 Minuten, bei bewegterem Relief meist alle 1 bis 2*/, Minuten
fortlaufend durchgeführt, Vorübergehendes Ausfallen einer Apparatur beeinträch-
tigte in der Regel diese enge Lotfolge nicht, da dann meist die Parallelmessungen
mit der anderen Echolottype zur Verfügung standen, Insgesamt wurden auf der
Fahrt des „Altair“ rund 58001) neue Tiefenangaben mit dem Echolot gewonnen,
wovon etwa 3800 auf das eigentliche Untersuchungsgebiet, d. h. den Azorensockel
und das Gebiet nordwestlich der Azoren, entfallen. Auf diesen Raum und seine
nähere Umgebung erstreckt sich die folgende Untersuchung?) über das submarine
Relief, zu der außer den „Altair“-Lotungen alles erreichbare ältere Lotmaterial
herangezogen ist,
IL. Das Relief des submarinen Azorenmsockels,
1. Das Quellenmaterial.
Der rasche Fortgang der ozeanographischen Arbeiten der Expedition auf
den Golfstromprofilen und die günstigen Fahrtleistungen des „Altair“ gestatteten,
was ursprünglich nicht vorgesehen, das bemerkenswert unruhige Relief des vul-
kanischen Azoren-Archipels in einer Reihe von engabständigen Echolotprofilen,
die sich sternförmig auf 21 verschiedenen Kursen über die bisher wenig er-
forschten Sektoren zwischen den Inseln verteilen, näher zu erforschen und mit
rund 1200 Echolotungen (von mehr als 500 m Tiefe) wertvolles neues Material
1) Die Echolotungen werden später in den Beiheften zu den „Nachrichten für Seefahrer“ ver-
öffentlicht werden.
x Ihre Ergebnisse sind, soweit sie sich auf das submarine Relief des Azorensockels beziehen,
rom Verfasser unter dem Titel „Das submaripe Relief bei den Azoren“ bereits teilweise in den
Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1939, Phys,-Math. Kl. Nr. 5
(Bericht über die ozeanographischen Untersuchungen im zentralen und Östlichen Teil des Nordatlantischen
UÜzeans im Frühsommer 1938 von A, Defant und Bj. Helland-Hansen), Einzelausgabe Berlin 1939,
mitgeteilt worden.