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Full text: 68, 1940

264 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1040, 
Die Überschwere des Ozeanbodens und die Unterschwere der Festländer lassen 
sich schwer vereinbaren mit der von den Vertretern der Unterströmungslehre 
wie ©, Ampferer, R, Sehwinner und anderen behaupteten Vorstellung von 
Magmawirbeln um waagerechte ringarlige Achsen mit unter den Ozeanen. abstei- 
gendem und unter den Festländern aufsteigendem Strom, der, unter den Fest- 
landrändern herrorquellend, in sich selbst zurückläuft; vgl. Tams (42), 2. Teil, 
S. 203 bis 207, und Kirsch (zı), Nach meiner Ansicht bedingt die Überschwere 
über dem Ozean und die Unterschwere auf dem Festland einen ausgleichenden 
Magmafluß, der absteigend seinen Ausgang unter den Ozeanen nimmt und auf- 
steigend unter den Kontinenten sein Ende findet, Diese Vorstellung führt zwangs- 
ljäufig zu der namentlich von Amerikanern, z.B. von J. Dana und B, Willis, 
vertretenen Lehre der Permanenz der Ozeane und Kontinente; vgl, Soergel (se). 
Nicht im Widerspruch zu dieser Lehre steht die geologisch gewonnene Ansicht 
von von Bubnoff (s), daß die Ozeanböden ständig sinken, die Festlandblöcke 
hingegen ständig aufsteigen. Eine gegenteilige Meinung bekundet allerdings 
Stille (40): „Die namentlich von amerikanischer Seite stark vertretene Auffassung 
von der Ewigkeit der großen. Festiandsockel und der Tiermeere verliert immer 
mehr an Bedeutung“ 
Nun ist aber bei der oben beschriebenen Auffassung vom ungleichen Wachstum 
der Erdschöllen in radialer Richtung der Erde noch nicht berücksichtigt, daß der 
von der betrachteten vollständigen Kugelschale, die mosaikartig Sial und Sima 
in nebeneinanderliegenden Blöcken enthält, umschlössene Hohlraum nicht so 
gcehnell an Rauminhalt zunimmt wie der sie ausfüllende Erdkern, da dessen 
mittlere Dichte etwa doppelt so groß ist wie die der betrachteten Kugelschale, 
Infolgedessen kann, bezogen auf die Oberfläche des anwachsenden Kerns, der 
Ozeanboden, abgesehen von regionalen isostatischen Ausgleichbewegungen, nicht 
einsinken, sondern der Überschuß der neu entstehenden Materie des Erdkerns 
dringt, von der obersten, leichtesten Schicht des Erdkerns unter dem Sima ab- 
fließend, unter die Festlandblöcke und hebt sie isostatisch empor. Auf diese 
Weise ergibt sich leicht verständlich und folgerichtig die Forderung nach der 
Permanenz der Ozeane und der Kontinente, wenngleich eine Nachprüfung dieses 
Vorgangs durch Rechnung zur Zeit noch nicht möglich ist, weil sichere Angaben 
über das Wachstum der verschiedenen Schollen an der Erdoberfläche noch fehlen 
und auch, was noch wichtiger ist, das Maß der vermuteten Dichtezunahme mit 
der Zeit im Innern der Erde unbekannt ist, . . 
Die Frage, was für Materie ron einer bestimmten Materie im Schwerevorgang 
neu erzeugt wird, kann einstweilen nur auf dem Wege der Mutmaßung beant- 
wortet werden, Es ist unwahrscheinlich, daß der jeweilig vorhandene Stoff sich 
selbst neu erzeugt, weil in diesem Falle gleiche Rauminhalte von Stoff ver- 
schiedener Dichte in einem bestimmten Zeitabschnitt gleiche Rauminhalte neuen 
Stoffes erzeugen würden, so daß dann die in (18) beschriebene Aufsprengung der 
Kruste der aus Kugelschalen verschiedener Dichte bestehenden Erde nicht statt- 
gefunden haben könnte, Für das Zustandekommen einer derartigen Aufsprengung 
ist vielmehr zu erwarten, daß Stoff einer bestimmten Dichte neuen Stoff erzeugt 
von geringerer Dichte als der des Ausgangsstoffes, 
Die behauptete Dichtezunahme des Stoffes auf der Erde mit der Zeit, und 
zwar namentlich im Erdinnern, muß in Betracht gezogen werden, weil infolge 
deg ständigen Wachsens der Erde der Druck im Erdinnern ständig zunimmt, 
In diesem Zusammenhang läßt sich die Vermutung aussprechen, daß die radio- 
aktiven Stoffe der Erde gar nicht, wie bislang angenommen wird, nur ständig 
zerfallen, sondern daß sie sich im Innern der Erde auch neu bilden und dort 
wahrscheinliach gar nicht unstabil sind, 
Für die hier vorgetragene, ziemlich aus dem Rahmen des heute allgemein 
Anerkannten fallende Behauptung der Massenzunahme mit der Zeit ist zwar 
einstweilen ein zwingender Beweis nicht zu erbringen; aber sie ist keineswegs 
weniger berechtigt als etwa die der Mondablösung in der Gegend des Pazifik, der 
Bowie (4) im Anschluß an G..H. Darwin und ©, Fischer sowie Schwinner (ss) 
das Wort reden, oder auch die heute namentlich von Nölke (27) vertretene
	        
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