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Full text: 68, 1940

Hilgenberg, O.C.: Zur Frage der Trift der Kontinente und der Permanenz der Ozeane, 263 
‚Trift“ im Sinne der neuen Arbeitshypothese sich nur auf das Gradnetz der 
Erde bezieht und nicht im herkömmlichen Sinne auf die säkularflüssige Sima- 
schale der Erde, Nach A. Wegener (46) schwimmen aus Festland und randlichen 
Schelfen gebildete sialische Einheiten isostatisch auf dem säkularflüssigen Sima 
und triften auseinander wie Eisschollen, die auf Wasser auseinanderschwimmen. 
Der Einwand, daß bei einer derartigen Trift Faltengebirge wie etwa die auf dem 
westwärts bewegten Westrand von Nord- und Südamerika nur dann entstehen 
könnten, wenn sich gleichfalls das Sima, und zwar wenigstens in seiner oberen, 
nicht säkularflüssigen Schicht, falte, oder es doch als starres Widerlager wirke, 
ist mit Recht von jeher gegen die Wegenersche Hypothese vorgebracht worden, 
letzthin wieder durch Nölke (27). Nach meinem Dafürhalten kommt ein derartiges 
Triften ebensowenig in Frage als etwa die von Kirsch [(21), S. 55 bis 56, Abb. 17 
u, 18] vertretene Entstehung der Atlantischen Schwelle als Strömungswelle mit 
Luv- und Leeseite von unter den Festländern herrorq uellendem Sima. Der Boden 
der Ozeane muß als starr betrachtet werden. Tams [(«2), 2. Teil, S. 230] schreibt: 
„Entgegen der Wegenerschen Vorstellung ist subozeanischer Boden starrer Rahmen,“ 
Das scheinbare Triften der Festländer auseinander bzw. auch nach Art einer 
Scherbewegung aneinander entlang, wie Antarktis und Südamerika in Bild 11, 
wird meiner Ansicht nach dadurch hervorgerufen, daß der simische Ozeanboden 
hoher Dichte infolge von Neubildung von Materie schneller an Rauminhalt 
zunimmt als die sialischen Festlandblöcke geringer Dichte. Dabei wächst der 
Ozeanboden gleichsam zwischen die Festlandblöcke und bildet in bestimmten, 
noch näher zu kennzeichnenden Richtungen schraubstockartig den starren Rahmen 
für die Festlandblöcke. Somit muß ich auch Einspruch erheben gegen die Aus- 
drucksweise von Keindl (22), der, obwohl er wie ich von der Voraussetzung einer 
Volumenzunahme der Erde ausgeht, die „Ozeanscheu“* großer Inseln durch Kräfte 
erklärt, „die eine Trift der großen Inseln gegen die Mitte der Özeane nicht zulassen“, 
der also ein Triften von Sialschollen, bezogen auf das Sima, für möglich hält. 
Weiter unten werde ich zu erklären versuchen, warum keine großen Inseln 
mitten im weiten Ozean vorhanden sein können, 
Nach der neuen Hypothese wächst das Sima des Ozeanbodens aber auch in 
Richtung senkrecht zur Erdoberfläche bzw, entgegengesetzt zur Schwerkraft- 
richtung schneller als das Sial des Festlandes, Hierdurch wird unausgesetzt 
aine Störung des isostatischen Gleichgewichts herbeigeführt derart, daß das Sima 
des Ozeanbodens, isostatisch betrachtet, ständig vom Erdmittelpunkt einen zu 
großen Abstand hat, während umgekehrt die Sialblöcke des Festlandes stärker 
eingetaucht sind, als dem isostatischen Gleichgewicht entspricht. Aus namentlich 
von F, A, Vening Meinesz ausgeführten Schweremessungen über dem Ozeanboden 
geht in der Tat hervor, daß in ausgedehnten Feldern des Pazifik, des Atlantik 
and des Indik eine Überschwere von im Mittel 40 Milligal herrscht, von der 
Tams [(42), 1. Teil, S, 173 u. 128; 2. Teil, S. 226] schreibt: „Im allgemeinen sollte 
man Über derartigen ausgedehnten Gebieten wesentlich Isostasie erwarten, so daß 
ausgesprochene UÜberbelastungen der Erdkruste nicht ohne weiteres begreiflich 
erscheinen.“ Umgekehrt kommt die von mir behauptete, ständig aufrechterhal- 
‚ene Unterschwere der Festländer in der Tat in einem negativen Mittelwert der 
Schwereabweichung über dem Festland zum Ausdruck. Hopfner (zo) schreibt; 
„Da die Beobachtungen für die scheinbare Schwerkraftstörung qg-—y negative Werte 
hauptsächlich über den Kontinenten und positive Werte über den Ozeanen ergeben 
haben, dürfen wir auf Grund der vorangehenden. Überlegungen schließen, daß auch 
die wahre Schwerkraftstörung g—y daselbst im großen und ganzen negativ bzw. 
positiv ist.“ Daß das Sial das Bestreben hat aufzusteigen, das Sima der Küsten- 
striche hingegen, bezogen auf die Meeresoberfläche, eine Senkungstendenz hat, 
geht ohne jeden Zweifel aus den Querschnitten von Falke (1) durch das chile- 
nische Erdbebengebiet vom Januar 1939 und von Sieberg (sr) durch das türkische 
Erdbebengebiet vom Dezember 1939 hervor, Die Festlandstreifen, die in diesen 
Gebieten eine Senkungstendenz aufweisen, wie etwa das chilenische Längstal, 
lassen sich durch die Annahme erklären, daß dort von unten Sima in das Sial 
eingedrungen. ist.
	        
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