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Full text: 68, 1940

Kleinere Mitteilungen, 
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daß weder zuviel, noch zuwenig Energie den Vorgang der regelmäßigen Wellen- 
erzeugung stört. Aus der Leipziger Schule sind mehrere Arbeiten hervor- 
gegangen, die in dieser Richtung liegen. Ein schönes Beispiel einer über 
mehrere Tage zu beobachtenden Nordwestwelle gibt auch die Zeit vom 1. bis 
4, November 1936, Im allgemeinen bewegen sich die Wellen von West nach Ost, 
Bei einer Abweichung des normalen Temperaturgefälles können auch Südwest- 
pder Südwellen entstehen oder solche, die aus Nordwest oder Nord gewandert 
kommen entsprechend dem Verlauf der Höhenisobaren., Der Monsun-Einbruch 
anfangs Juni erfolgt fast stets in Verbindung mit einer Nordwestwelle, Beim 
Durchgang einer wandernden Welle bleibt vermutlich die Luftmasse der 
Stratosphäre konstant, so daß durch Heben und Senken der Tropopause die 
Zirkulation in der Troposphäre ausgelöst wird. Um diese teils sehr verwickelten 
Vorgänge klarzustellen, wären Serien von Radiosondaufstiegen im Abstand von 
5 Stunden in die Stratosphäre erforderlich, sobald sich eine ziemlich reine Welle 
am Boden nachweisen läßt. Das Vorhandensein und die Realität von Wellen 
wurde durch Weickmann bewiesen. Daß die Spiegelung in den meisten Jahren 
5esonders im Sommer und im Süden Deutschlands keine befriedigenden Er- 
gebnisse zeitigt, hängt mit dem wechselweisen Übergreifen des Monsun- bzw, 
planetarischen Systems zusammen, und daß uns einmal Wellen der Subtropen, 
dann wieder vorwiegend Wellen des atlantischen Tiefdrucksystems erreichen, 
Steuernd wirken hier die überlagerten stehenden Wellen. 
Bedeutend besser werden daher die Ergebnisse, wenn sich die Unter- 
suchungen auf nördliche Stationen und hier wieder auf den Winter beschränken. 
Warm- und Kaltluftmassen, Diese bewegen sich vorwiegend in der unteren 
Troposphäre und schwimmen in der Gesamtströmung‘ mit. An ihnen wirkt sich 
die Steuerung in reiner Form aus, Sie treten fast durchweg in Verbindungen 
mit Fronten auf und sind von wandernden Wellen begleitet, Tritt ihnen ein 
Widerstand entgegen (hohe Gebirge), so löst sich die Welle ab und wandert 
selbständig weiter, Solche Untersuchungen sind schon mehrfach an Kaltluft- 
massen durchgeführt worden, 
Von den wandernden Wellen ist die bekannteste die zweitägige Periode, die 
auch die Bewegungen der Ausläufer von Tiefdruckgebieten steuert. Ihnen ver- 
dankt die Guilbert-Großmannsche Regel ihre Entstehung, An bekannten Wellen 
folgen dann die von 6- bis 8tägiger Dauer, die besonders in unserem Subtropen- 
sommer häufig sind. Die 20- bis 30tägigen Wellen werden durch das Austropfen 
von Kaltluft aus der Polarkalotte hervorgerufen, Im Winter erzeugt das Asien- 
hoch eine 36tägige Welle. 
Perioden in der Größenordnung von Monaten oder Jahren haben ihren 
Ursprung in der Beteiligung von Meeresströmungen und in Vorgängen auf der 
Sonne. Die elfjährige Sonnenfleckenperiode wurde als eine der ersten unter- 
sucht. Aber auch längere Perioden scheinen auf die Tätigkeit der Sonne 
zurückzuführen zu sein. 
£s ergibt sich nunmehr folgendes Gesamtbild: Ein dynamisches (strato- 
sphärisches) Hochdruckgebiet, das sich in unseren Breiten als ein selbständiges 
Hoch zu erkennen gibt, ist das Ergebnis einer oder mehrerer stehender Wellen, 
die sich in der Stratosphäre als ein Plus an Luftmasse (Wellenberg) bemerkbar 
machen, Unter dem Ausdruck „stehende Welle“ ist nicht nur das Ergebnis 
ainer Schaukelbewegung zu verstehen, sondern auch eine langsam wandernde 
Welle, deren wichtigstes und gemeinsames Merkmal ist, daß die Höhe der 
Stratosphärischen Luftmasse entsprechend der Phasenlage schwankt, Die niedrigen 
Temperaturen in der Stratosphäre über einem Hoch, die als Kälte-Insel betrachtet 
werden, lassen sich auch als das Ergebnis der raschen Hebung der Tropopause 
infolge der durch die Druckerhöhung eingeleiteten Zirkulation deuten. Die von 
West nach Ost wandernden Wellen werden von diesem Hoch teilweise mit- 
genommen und gesteuert. Sie sind erkennbar an der langgestreckten dünen- 
artigen Form quer zur Bewegungsrichtung. Was die Vorhersage so schwierig 
macht, ist, daß sich die Wellen überlagern und daher im einzelnen nicht mehr 
ohne weiteres zu erkennen sind. Bedenkt man ferner, daß Wellen aus zwei
	        
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