246 Annalen der Hydrographie and Maritinen Metegrologie, Juli 1940,
mitberücksichtigt; denn eine lokale Änderung des geostrophischen Windes ist
ja bedingt durch eine Änderung des Druckgradienten und diese wieder durch
ein Fall- oder Steiggebiet, Daher soll nun untersucht werden, wie sich ein Fall-
und Steiggebiet auf die Strömung bezüglich Konvergenz oder Divergenz aus-
wirkt, und zwar zunächst im Falle paralleler, äquidistanter Isobaren, auf Grund
der bisher über Ablenkung des Windes durch Beschleunigungen irgendwelcher
Art gewonnenen Erkenntnisse,
Dabei sei zunächst rorausgesetzt, daß das Fallgebiet bzw. Steiggebiet schneller
bewegt sei als die allgemeine Strömung, (Bei den folgenden Überlegungen möge
die durch das Druckänderungsgebiet entstandene Krümmüng stets so klein sein,
daß sie die Überlegungen nicht
beeinflußt, die auch dadurch
allerdings keine grundsätzliche
Anderung erfahren würden.) Die
Abb. 28 zeigt eine Darstellung
der oben angegebenen Verhält-
nisse, Der Einfachheit halber
sei das Fallgebiet als örtlich fest
angenommen und es werde nur
die Relativgeschwindigkeit der
Strömung gegen das Druck-
änderungsgebiet untersucht, die
dann entgegengesetzt zu dem zur vorstehenden Druckanordnung‘ gehörenden
Wind von rechts nach links gerichtet ist. Sie nimmt auf dem Wege von rechts
nach links von der Isobare 1 bis zur Mitte erst zu, weil die wirkliche Ge-
schwindigkeit (von rechts nach links) abnimmt, dann, von der gestrichelten Linie
an nimmt sie wieder ab, bis sie ihren ursprünglichen Wert wieder erreicht, In
dem Teil des Druckfeldes nach dem Hoch zu ist
es entsprechend umgekehrt. Nun gibt aber eine
Zunahme der Geschwindigkeit eine Komponente
der Bewegung nach links, wenn man in Richtung
der Bewegung sieht, eine Verzögerung eine solche
nach rechts und zwär, wenn keine Zentrifugal-
beschleunigung vorhanden ist, senkrecht zur Be-
wegung, wie Irüher bewiesen wurde. Daher er-
gibt sich für das Druckfeld der Abb, 28 das
folgende Schema: Abb. 29. Das heißt also: Bei
Druckänderungsgebieten, die größere Ge-
schwindigkeiten haben als die allgemeine
Strömung, herrscht im Fallgebiet Konver-
genz und im Steiggebiet Divergenz. Das
sind aber die Eigenschaften des von R.Mügge genannten polaren
Wettertypes. — Die Wetterlage vom 4. November 1938, 8 Uhr, wurde für diesen
Fall untersucht, und es ergab sich Übereinstimmung mit diesen Gedankengängen,
F. Baur und H, Philipps 0) haben sich ebenfalls damit beschäftigt, die
Zusammenhänge zwischen Druckfall- bzw. Steiggebiet einerseits und Divergenz
mit Absinken oder Konvergenz mit Aufsteigen andererseits darzustellen. Sie
sind auf anderem Wege zu dem Schluß gekommen, daß allein die individuellen
Beschleunigungen eine Erklärung für diese Zusammenhänge abgeben können,
Deren Wirkung läßt sich aber aus der Betrachtung einer einzelnen Wetterkarte
und der darin scheinbar enthaltenen Divergenzen nicht richtig feststellen,
worauf von den genannten Autoren mit Nachdruck hingewiesen worden ist,
Daher kann auch die Erklärung der beiden Wettertypen nicht aus dem augen-
blicklichen. Zustand gegeben werden, sondern muß auf dessen Umänderungen,
mit anderen Worten auf die Beschleunigungen zurückgeführt werden, Über den
Mechanismus, nach dem das bei den beiden Typen geschehen soll, haben F. Baur
und H. Philipps keine Angaben gemacht. Eine Vorstellung von diesen Vor-
gängen ist aber auf Grund der Ergebnisse, die aus der Anwendung des Windes
erster Näherung folgten, geboten,
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