Lotz, K.: Über Trajektorien der Luft und deren Divergenz, 245
8 Uhr-Termins und der dreistündigen Änderung wurde die jeweilige 5 Uhr-Karte
gezeichnet. Für die Übersendung der dazu benötigten vollständigen Wetter-
telegramme möchte ich. an dieser Stelle dem Reichsamt für Wetterdienst, Berlin,
meinen Dank aussprechen. Die Konstruktion des Windes erster Näherung war
dabei die gleiche wie bisher, nur daß hier das zeitliche Intervall etwas größer war.
Als erstes Beispiel sei nun die Wetterlage vom 4. November 1938, 8 Uhr,
angeführt, Es herrscht über Mitteleuropa eine fast gradlinige Strömung bei
hohem Luftdruck im Süden, tiefem Druck im Norden, Dazu erstreckt sich ein
ausgedehntes Regengebiet von Nordfrankreich bis Dänemark (Abb, 23). In der
Abbildung ist das untersuchte Gebiet umrandet, Es ergibt sich dort folgendes
Bild der Verteilung von Konvergenz und Divergenz (Abb, 24), Man erkennt
die ausgezeichnete Übereinstimmung von Konvergenz- und Regengebiet, überall
wo Regen fällt, Am auffallendsten ist die gemeinsame Lage von RKegen- und
Konvergenzgebiet der Strömung im Nordwesten des umrandeten Bezirks, Die
Übereinstimmung wäre auch über England noch besser, wenn die Konvergenz-
und Divergenzgebiete zu dem Zeitpunkt hätten bestimmt werden können, wo
die Regenbeobachtungen vorliegen, So gilt aber die Bestimmung des Konvergenz-
yebietes für 6 Uhr, und die Niederschlagsmeldungen stammen von 7.30 Uhr.
Dabei melden aber eine ganze Reihe südenglischer Stationen „Regen während
der letzten Stunde“, also hat es vor dem Beobachtungstermin (etwa 7.30 Uhr)
noch geregnet. Wenn einmal gerade für das erwähnte große Regengebiet im
Nordwesten des Reiches die dort vorkommenden Vertikalbewegungen berechnet
werden sollen, dann ergeben sich, da allgemein für eine Verkleinerung der Fläche
innerhalb drei Stunden von
10% eine Vertikalgeschwindigkeit von 0.56 em/sec in 600 m Höhe
20% 111 „ 600
30% m 1.67 „ =» 600
10% » 2.22 » » 600 »
50% ” »” » 2,78 » » 600 » »
resultiert, Werte, die durchaus mit der Erfahrung übereinstimmen. Im übrigen
fallen die Gebiete stärkster Regenfälle mit denjenigen stärkster Konvergenz
zusammen und auch die Divergenzgebiete stimmen mit den Gebieten mit heiterem
bis wolkigem Wetter überein,
Die Wetterlage vom 5. November 1938, 8 Uhr, (Abb. 25). Der hohe Druck
hat sich nach Südwesten verlagert, die Isobarenanordnung ist teilweise noch
ziemlich gradlinig. Ein geschlossenes, großes Regengebiet befindet sich nur
über Rußland... Auch hier findet man sehr gute Übereinstimmung mit dem Kon-
vergenzgebiet (Abb. 26). Kleinere, wohl mehr örtlich bedingte Regenfälle sind
diesmal allerdings auch im Divergenzgebiet vorhanden, Solche kleinen Regen-
gebiete können auch nur durch genauere Zeichnung‘ der Isobaren erfaßt werden
(vielleicht von 1 zu 1 mb). Das wurde z, B. bei der Wetterlage vom 4. Juli 1937
versucht, doch war eine einwandfreie Zeichnung der Isobaren, was ja Voraus-
setzung für das Gelingen eines solchen Versuchs ist, mit 1 mb Abstand nicht
möglich. Da die meisten Wetterlagen des Typus II im Sommer vorkommen,
sind dann auch die Luftdruckunterschiede so gering und örtlich so verschieden,
daß eine genaue Bestimmung des Gradienten und damit des geostrophischen
Windes nicht möglich ist. Außerdem waren auch bei der letztgenannten Wetter-
lage die Krummungen der Trajektorien sehr groß, obwohl es auch vorkam, daß
sich trotz gekrümmter Isobaren geradlinige Trajektorien des geostrophischen
Windes ergaben, Die Verteilung von Konvergenz und Divergenz zeigt Abb, 27,
in der auch die Luftdruck- und Regenverteilung dargestellt ist.
Es wurde also bisher im wesentlichen eine Bestätigung für die Anwendbar-
keit des Windes erster Näherung gefunden, der um So bessere Ergebnisse zeigt,
je einheitlicher das Wetter auf einem größeren Gebiet war. Nun war ja bei der
Auswahl der letzten Wetterlagen darauf Rücksicht genommen worden, daB sie
verschiedenen Wettertypen angehörten. Dagegen waren die Konvergenz- bzw.
Divergenzgebiete der Strömung festgelegt worden, ohne daß die Fall- und Steig-
gebiete rein äußerlich mit in die Konstruktion eingingen. Und doch wurden sie