56 Die ozeanographischen Verhältnisse an der Meeresoberifläche im Golfstromsektor usw.
auch im dynamischen Zustand der Meeresoberfläche vorgefunden, Die Auf-
spaltung des Golfstromes in drei Zweige scheint eine allgemeine Erscheinung
in diesem Gebiet zu sein. Die Gegenströmungen sind wahrscheinlich in ihrer
Lage und Intensität stärkeren Schwankungen unterworfen. Gegenüber den
mittleren Verhältnissen ist im Juni 1938 der Gegenstrom in etwa 43° N zu
stark, der in 40° bis 41° N zu schwach entwickelt, An der Oberfläche wird
die Ausbildung und Stärke der Gegenströmungen wesentlich von den vor-
herrschenden Windverhältnissen abhängen,
Der jährliche Gang der Wassertemperatur ist im Bereich der Profile des
„Altair“ und des „Armauer Hansen“ ganz normal, d, h., entspricht im wesent-
lichen den mittleren Verhältnissen, wie sie im offenen Ozean in entsprechen-
der Breite nach früheren Untersuchungen zu erwarten waren. Nur im
Bereich der Neufundlandbank, insbesondere westlich und südwestlich
yon Neufundland, ist die Amplitude der Jahresschwankung auffallend
groß, wahrscheinlich. eine Folge der Kontinentalität dieser Gewässer. An
der starken Jahresschwankung der Temperatur im St. Lorenzgolf wird die
starke Schwankung des Wärmetransportes durch den St. Lorenzstrom mit-
beteiligt sein,
Sehr viel komplizierter ist dagegen der Jahresgang des Salzgehaltes,
der im Bereich der Neufundlandbank zum Jahresgang der Temperatur invers
ist, Die Hauptursache dieser jährlichen Periode des Salzgehaltes ist im
westlichen Teil des Untersuchungsgebietes die Schwankung des Salztrans-
portes durch den Labradorstrom, die durch Vermischung dem Golfstrom
mitgeteilt wird und verhältnismäßig weit nach Osten zu verfolgen ist, Die
Amplitude der Salzgehaltsschwankung nimmt dabei ganz gesetzmäßig ab,
und die Eintrittszeiten der Extreme verspäten sich deutlich.
Unter der Annahme, daß nur horizontale Vermischung bei der Aus-
breitung dieser periodischen Störung des Salzgehaltstranusportes eine Rolle
spielt, ließ sich der seitliche Austauschkoeffizient abschätzen, Es ergab sich
der Wert A = 4,9 -10%° em— g sec. Dieser Austauschkoeffizient stellt bei
unseren Voraussetzungen einen Maximalwert dar.
Die Amplitude des täglichen Temperaturganges der Meoresoberfläche
in der Zeit vom 1. bis 19, Juni 1958 ist wie die der Lufttemperatur nur
gering, Sie beträgt bei der Wassertemperatur 0.,40°, bei der Lufttemperatur
0.42°, Das Wasser ist stets wärmer als die Luft. Die Temperaturdifferenz
Wasser minus Luft schwankt zwischen 0,99° und 1.29°. Eine tägliche Periode
des Oberflächensalzgehaltes ist auf Grund des „Carimarö“-Materiails nicht
nachzuweisen,
An Hand der Beobachtungen ron einem treibenden Schiff („Carimar6“) ließen
sich einige unperiodische Temperatur- und Salzgehaltsschwankungen an der
Meeresoberfläche näher untersuchen, Es zeigte sich, daß Niederschläge
sehr wohl imstande sind, den Oberflächensalzgehalt bedeutend zu verringern,
daß aber diese Störung nur vorübergehend und nach etwa 2 bis 3 Stunden
schon so weit ausgeglichen ist, daß die ursprünglichen Verhältnisse wieder
angenähert erreicht sind. Ebenso deutlich, aber auch nur vorübergehend,
wirken. Niederschläge abkühlend auf die Lufttemperatur ein, während die
Temperatur der Meeresoberfläche kaum merklich geändert wird.
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